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Der Ukrainekrieg und seine Auswirkungen auf Edelmetalle und Rohstoffe

Veröffentlicht am 01.03.2022, 08:23
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Edel- und Industriemetalle, Dünger, Getreide, Öl und Gas: Der Krieg in der Ukraine betrifft viele Rohstoffmärkte und wird sich schon allein deshalb sehr konkret auf unseren Alltag auswirken. Welche Rohstoffe sind in welchem Umfang betroffen?

Putins Invasion in die Ukraine hat viele Dimensionen. Eine davon betrifft die Auswirkungen des Kriegs auf die Rohstoffmärkte. Dass sowohl Russland als auch die Ukraine auf vielen Rohstoffmärkten eine zentrale Rolle spielen, ist bekannt. Doch wie groß ist diese Rolle bei einzelnen Rohstoffen genau?

Gold, Platin und Palladium

Russland ist nach Australien und China der drittgrößte Goldproduzent. Rund 10 % der weltweiten Minenproduktion entfällt auf das Land. Dies entspricht rund 350 t. Russisches Gold wird vorwiegend von Banken angekauft und anschließend exportiert.

Mit Nornickel ist ein russisches Unternehmen der weltweit größte Produzent von Palladium und zudem ein wichtiger Produzent von Platin. Die Produktion in Höhe von 2,6 Millionen Feinunzen Palladium im letzten Jahr entspricht 40 % der weltweiten Minenproduktion. Bei Platin steht das Unternehmen für 14 % der globalen Produktion.

Kohle, Gas, Öl und Uran

Die europäische Abhängigkeit von russischem Gas ist mit rund 40 % ausgesprochen hoch. Der Großteil wird durch Pipelines wie Yamal-Europe (über Weißrussland und Polen nach Deutschland) und Nordstream 1 (direkt nach Deutschland) geliefert. Auch über ukrainisches Territorium verlaufen Lieferwege.

Eine kurzfristige, vollständige Substitution des russischen Gases ist kaum möglich. Mittel- und langfristig lässt sich der Import aus Russland durch importiertes Flüssiggas (LNG) sowie den Umstieg auf andere Energieträger kompensieren. Russland ist mit einer jährlichen Produktion von mehr als 700 Milliarden m³ der zweitgrößte Erdgasproduzent weltweit nach den USA.

Mit einer Förderung von rund 10,4 Millionen Barrel pro Tag ist Russland auch der zweitgrößte Erdölproduzent weltweit – wiederum nach den USA (und knapp vor Saudi-Arabien). Auch Europa importiert viel Öl aus Russland.

Die russische Uranproduktion fällt mit knapp 2900 t (2020) nicht allzu hoch aus. Größter Produzent ist Kasachstan mit knapp 20.000 t – ein Land, dem nicht unerheblicher russischer Einfluss nachgesagt wird.

Auch die russische Kohleförderung fällt mit einem Anteil von 5,2 % überschaubar aus. Allerdings wird ein Teil der Produktion nach Deutschland geliefert.

Aluminium, Kobalt, Kupfer und Nickel

Auch bei vielen Nicht-Edelmetallen spielt vor allem Russland eine wesentliche Rolle. Dies gilt etwa für Aluminium. Der russische Konzern Rusal  (WKN: A2QD5B, ISIN: RU000A1025V3) – bereits in der Vergangenheit zeitweise Gegenstand von US Sanktionen – produzierte 2021 und 3,8 Millionen t Aluminium damit etwa 6 % der weltweiten Produktion. Auch der Rohstoffhändler Glencore (LON:GLEN) (WKN: A1JAGV, ISIN: JE00B4T3BW64) kauft Aluminium bei Rusal ein.

In der Russischen Föderation wurden zuletzt rund 7600 t Kobalt jährlich produziert. Dies entspricht ca. 4 % der weltweiten Produktion. Damit ist Russland der weltweit zweitgrößte Produzent – allerdings weit abgeschlagen hinter der Demokratischen Republik Kongo (ca. 120.000 t). Der russische Konzern Nornickel (MCX:GMKN) (WKN: 728841, ISIN: RU0007288411) verkauft den größten Teil seiner Produktion nach Europa.

Dasselbe Unternehmen ist auch in der Kupferproduktion tätig – und produzierte 2021 etwa 3,5 % der Weltproduktion. Der wesentliche Teil wird nach Europa und Asien exportiert.

Auch in der Nickelproduktion spielt Nornickel eine wesentliche Rolle. 2021 entfielen auf das Unternehmen rund 7 % der globalen Minenproduktion.

Dünger und Agrarprodukte

Nicht zuletzt im Agrarbereich spielen Russland und die Ukraine eine wichtige Rolle. Zusammen entfällt auf die beiden Länder ein Anteil von 29 % der weltweiten Weizenexporte. Diese werden über Häfen im Schwarzen Meer verschifft – besonders häufig in den MENA Raum.

Die Ukraine gehört zudem zu den vier größten Exporteuren von Mais. Das Exportvolumen von rund 4,5 Millionen t pro Monat wird vorwiegend nach China und in die EU verkauft. Russland und die Ukraine zusammen stehen zusammen für rund 80 % der globalen Exporte von Sonnenblumenöl.

Russland ist zudem ein wichtiger Produzent von Dünger Kaliumcarbonat, Phosphat und Stickstoff. Pro Jahr produziert das Land mehr als 50 Millionen t – 13 % des globalen Bedarfs.

Rekordverdächtige Backwardation an den Terminmärkten

Die Knappheit bei vielen Rohstoffen macht sich an den Terminmärkten durch eine immer ausgeprägte Backwardation bemerkbar. Wie Bloomberg unter der Woche berichtete, lag der Bloomberg Rohstoffindex – darin sind 23 Rohstoffe enthalten – für kurzfristige Fälligkeiten um 6 % höher als der Index mit Fälligkeit in einem Jahr.

Dies war nach Angaben des Nachrichtendienstes die ausgeprägteste Backwardation in den letzten 15 Jahren. Wohlgemerkt: Diese Situation hatte sich bereits bis zum Vorabend der russischen Invasion in der Ukraine eingestellt. Durch den Krieg dürfte sich die Situation auf vielen Märkten noch weiter verschärfen.

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