Die deutsche Bundestagswahl 2025 ist passé- Die Parteien der Mitte konnten trotz des Wahl-Sieges der CDU nur mit Negativrekorden glänzen, die AFD verdoppelte sich binnen der letzten drei Jahre auf über 20%. Die deutschen Konservativen unter Friedrich Merz haben unmittelbar nach ihrem Wahlsieg angekündigt, schnell eine Regierung zu bilden. Allerdings stehen ihnen schwierige Koalitionsverhandlungen bevor, während das Erstarken der AfD und der Linken das Parlament möglicherweise blockieren könnte.
Vorläufiges Wahlergebnis- welche Koalitionen sind möglich?
Quelle: ZDF
Die wahrscheinlichste Regierungskoalition besteht aus dem konservativen Lager um Merz und der SPD unter Olaf Scholz, die mit dem schlechtesten Ergebnis ihrer Nachkriegsgeschichte nur auf Platz drei landete. Die AfD erzielte mit 20,8 % ihr bislang bestes Ergebnis, wird jedoch von den etablierten Parteien als Koalitionspartner ausgeschlossen. Gemeinsam mit der Linken hält sie ein Drittel der Parlamentssitze, genug, um etwa Verfassungsänderungen zur Lockerung der Schuldenbremse zu blockieren.
Quelle: ZDF
Merz strebt eine Regierungsbildung bis Ostern an. Erste Gespräche mit der SPD sollen in Kürze beginnen, wobei die Sozialdemokraten angesichts des in Relation schlechten Abschneidens der CDU wohl hohe Forderungen stellen werden. Besonders umstritten bleibt die Migrationspolitik, ein zentrales Wahlkampfthema von Merz, der für einen harten Kurs steht.
Merz zeigte sich zudem kritisch gegenüber den USA und betonte, dass er Europa unabhängiger von Washington machen wolle. Besonders Verteidigungsausgaben könnten zu einem Streitpunkt werden, da sowohl die AfD als auch die Linke gegen Militärhilfen für die Ukraine sind. Experten warnen, dass eine ausbleibende Erhöhung des Wehretats die Beziehungen zu den NATO-Partnern und insbesondere zu Donald Trump belasten könnte, was das Risiko eines Handelskonflikts zwischen den USA und der EU erhöht.
Merz vor großen Aufgaben
Die Koalitionsgespräche dürften sich als schwierig erweisen, doch die Zeit drängt: Eine stabile Regierung soll verhindern, dass die AfD weiter an Einfluss gewinnt. Sollte dies nicht gelingen, könnte sie bis zur nächsten Wahl 2029 noch stärker werden. Europäische Diplomaten hoffen zudem auf eine aktivere Rolle Deutschlands in der EU, nachdem Scholz’ Dreierbündnis als unentschlossen galt. Während CDU/CSU und SPD nun ausloten, ob eine Zusammenarbeit möglich ist, bleibt offen, ob sich Deutschland auf eine rasche Regierungsbildung einigen kann oder ob politische Blockaden die Stabilität weiter gefährden.
Dank des knappen Scheiterns des BSW (4,79%) an der der 5-Prozent-Hürde wird nun vermutlich das von einigen Kritikern als „Worst-Szenario“ ausgelegte Jamaica-Bündnis nicht in Kraft treten. Denn durch das Einziehen des BSW in den Bundestag wäre eine Mehrheit nur mit einer Koalition zwischen CDU, SPD und Grünen möglich gewesen. Da nun schon CDU und SPD eine relative Mehrheit im Parlament haben, bleibt das Bündnis zwischen zweier ganz anders Politik verstehenden Parteien- CDU und Grünen- aus. Habeck äußerte sich erst wenige Tage zuvor, dass sie mit keiner Partei, welche das Verbrenner-Aus aufschieben wollen, koalieren werde. Damit fällt die CDU ohnehin aus dem Raster.
Quelle: ZDF
Die Wahlbeteiligung verzeichnete eine seit Jahrzehnten nicht erreichte Höhe von 82,5%. Höher war die Wahlbeteiligung mit 84,3% zuletzt 1987.
Quelle: ZDF
Reaktionen der Märkte
An den Märkten hat der Sieg der Union bei der Bundestagswahl am Montag die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Belebung in Deutschland gestärkt. Insbesondere der MDax wurde durch den gestrigen Tag angetrieben. Der Index mittelgroßer Unternehmen legte am späten Vormittag um +2,13% auf 28.089 Punkte zu und verringerte damit seinen Rückstand zum Dax, der um +0,73% auf 22.450 Punkte stieg. Der EuroStoxx 50 verzeichnete hingegen nur leichte Gewinne.
Der MDax hatte sich in der Vergangenheit schwächer entwickelt als der Dax, da mittelgroße Unternehmen stärker von der deutschen Wirtschaft abhängen und somit stärker unter deren Abschwung litten. Marktbeobachter sehen in der Wahl neue Chancen für eine wirtschaftliche Erholung, wovon insbesondere diese Unternehmen profitieren könnten. Seit Jahresbeginn verzeichnet der MDax nun ein Plus von knapp 10 Prozent, während der Dax um etwa 13 Prozent zulegte. Auch der Nebenwerteindex SDax entwickelte sich mit einem Anstieg von 1,3 Prozent besser als der Dax.
Durch den Wahlsieg von CDU/CSU und die wahrscheinliche Bildung einer Zweier-Koalition mit der SPD könnte Deutschland bereits bis Ostern eine neue Regierung haben, die wirtschaftliche Herausforderungen angeht. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, sieht in dem Wahlergebnis eine Unterstützung für erste Anzeichen einer konjunkturellen Erholung. Dennoch blieb die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Februar vorerst zurückhaltend. Das zeigt der unveränderte Ifo-Geschäftsklima mit 85,2 Punkten. Erwartet wurde ein leichter Anstieg auf 85,9 Punkte.
Die weitere wirtschaftliche Entwicklung dürfte maßgeblich von den Koalitionsverhandlungen abhängen, so Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.
Verlierer und Gewinner
Unter den Einzelwerten stiegen die Aktien des Rüstungskonzerns Rheinmetall (ETR:RHMG) um +3,7% auf 926 Zähler. Analysten sehen trotz möglicher verfassungsrechtlicher Hürden Spielraum für eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben durch die neue Regierung. Die UBS (SIX:UBSG) hob die Rheinmetall-Aktie auf „Buy“ hoch und setzte das Kursziel auf 1.208 Euro. Noch stärkere Kursgewinne erzielten Hensoldt (ETR:HAGG) und Renk (ETR:R3NK) mit je rund +6%.
Am anderen Ende des Dax verloren Siemens (ETR:SIEGn) Energy-Aktien -3,11%, da das Unternehmen als möglicher Wahlverlierer gesehen wird. Grund dafür ist, dass die Grünen als starke Befürworter erneuerbarer Energien voraussichtlich nicht Teil der Regierung sein werden. Zudem berichtete Bloomberg, dass Microsoft (NASDAQ:MSFT) Investitionen in KI-Datenzentren zurückfährt, was sich negativ auf Siemens Energy (ETR:ENR1n) auswirken könnte, da das Unternehmen stark vom hohen Strombedarf solcher Zentren profitiert.
Die 10-jährigen Deutschen Staatsanleihen stiegen um +1,43% auf 2,487%. Im Falle großer Schwierigkeiten bei der Koalitionsbildung dürften diese nach der Wahl weiter ansteigen.