Deutschlands Autobauer auf dem Standstreifen

Veröffentlicht am 18.03.2025, 10:38

Deutschlands Automobilkonzerne haben im vergangenen Jahr eine veritable Vollbremsung hingelegt. Volkswagen (ETR:VOWG), Mercedes-Benz (ETR:MBGn) und BMW (ETR:BMWG) stellten in den vergangenen Wochen ihre Quartalszahlen vor – und diese waren alles andere als berauschend. 

Mercedes-Benz veröffentlichte seine Zahlen für das vierte Geschäftsquartal bereits vor rund drei Wochen am 20. Februar: Der Autobauer wies einen Umsatz von etwa 37 Milliarden Euro aus, entsprechend einem Rückgang von 2-3 % gegenüber dem vierten Quartal 2023 und einem stagnierenden EBIT von 3,8 Milliarden Euro. Der Gewinn im Bereich PKWs brach deutlich um rund 20% ein – der Einbruch konnte allerdings durch die Van-Sparte ausgeglichen werden, der Absatz blieb stabil bei etwa 500.000 Einheiten, gestützt auf Luxusmodelle (Maybach, AMG). Jedoch schwächelte der chinesische Markt.  Mercedes-Benz sah sich gezwungen, die Dividende von 5,30 Euro auf 4,30 Euro zu kürzen. Das entspricht einer Dividendenrendite von 6,1%. Zudem wurde ein 5-Milliarden-Euro-Aktienrückkaufprogramm angekündigt – zunächst aber unter Vorbehalt, hier gilt es die Hauptversammlung im Mai abzuwarten. 

Am vergangenen Mittwoch legte dann Volkswagen Zahlen vor und auch hier schaut es meiner Einschätzung nach alles andere als gut aus: Auch VW kämpft, vorwiegend in China, mit einem schwierigen Marktumfeld. Dort gewannen lokale Elektroauto-Hersteller wie BYD (F:1211) jüngst zunehmend an Boden. Volkswagen wies einen Umsatz von 78,48 Milliarden Euro aus, marginal unter jenem des Vergleichsquartals des Vorjahres, wo Volkswagen einen Umsatz von 78,85 Milliarden Euro auswies – so weit, so naja. Gravierender jedoch: Volkswagen wies einen Gewinn (operatives Ergebnis) von 2,86 Milliarden Euro aus, deutlich unter jenem des Vergleichsquartals des Vorjahres von 4,89 Milliarden Euro – ein Minus von 42%. Doch es geht noch schlimmer: Das EBIT lag sogar fast 60% niedriger, hier wies Volkswagen 2,36 Milliarden Euro von zuvor 5,8 Milliarden Euro aus … Der Absatz stagnierte bei etwa 2,2 Millionen Fahrzeugen, getrieben von Modellwechseln und schwacher Nachfrage nach Verbrennern. Der Fokus seitens des Managements liegt weiter auf Kostensenkungen und der Elektrooffensive, doch hohe Investitionen belasten die Gewinnmarge, die zwischen bei 6-7 % liegt.

Den Abschluss bildete in der vergangenen Woche dann BMW. Auch die Münchener erlebten kein glänzendes Jahr. BMW ist mit einem zunehmenden Preisdruck aus China und mit rückläufigen Autoverkäufen konfrontiert. So hat das Unternehmen bei sinkenden Umsätzen einen Gewinneinbruch verzeichnet. Die operative Rendite im Kerngeschäft mit Premiumautos sackte auf nun nur noch 5,5% nach 8,5% im Vorjahr ab. Wenigstens konnte das Management die – deutlich nach unten reduzierten – Ziele für das Gesamtjahr dennoch erreichen. 

Für das Gesamtjahr 2024 sieht BMW somit einen Umsatzrückgang von 8,4% auf 142,38 Milliarden Euro, das EBIT fiel sogar um satte 38%. BMW ist besonders von US-Zöllen betroffen, sie haben spürbar negative Auswirkungen auf die Profitabilität des Autobauers. Konkret belaufen sich die Importzölle auf etwa einen Prozentpunkt, weswegen BMW für 2025 mit einer EBIT-Marge zwischen 5 und 7% rechnet. 

Was heißt das für deutsche Autobauer?

Summa summarum lässt sich sagen, dass die Zahlen ein gemischtes Bild widerspiegeln: Mercedes-Benz performt besonders im Luxussegment weiter robust, leidet aber unter einem zunehmenden Margendruck aus China und hohen Kosten für die Elektrotransformation. VW kämpft mit einem breiteren Portfolio und schwächerem Absatz, während BMW durch seine Produktvielfalt und geringere Abhängigkeit von China eventuell sogar etwas besser dasteht. 

Aber: Alle drei deutschen Autobauer sehen sich einem harten Wettbewerb, steigenden Rohstoffkosten und geopolitischen Risiken (z. B. drohende US-Zölle unter Trump) gegenüber. 

Zwar bleiben die Gewinn-Margen unter Druck, aber zumindest bis jetzt bleibt die Liquiditäts- und Cashflow-Situation dennoch solide. Für Aktionäre ist das durchaus günstig, da Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen möglich bleiben. 

Mit Blick auf den sich jüngst abzeichnenden „Schuldenexzess“ der neuen, deutschen Bundesregierung unter Friedrich Merz könnten positive Überraschungen für die deutsche Automobilbranche folgen. Erinnern wir uns an Corona: Damals stellte man etwa 3 Milliarden Euro für die deutschen Autobauer bereit und die immensen, nun scheinbar im Grundgesetz verankerten Auswüchse, könnten ähnliche, eventuell auch umfangreichere Pakete finanzieren, z. B. für Ladeinfrastruktur oder Wasserstofftechnologie, was VW und Daimler Truck (ETR:DTGGe) (Nutzfahrzeuge) zugutekäme. 

Fazit

Deutsche Autobauer stehen 2025 vor Herausforderungen: Der Markt bleibt meiner Einschätzung nach eher schwach einzuschätzen, vor allem belastet durch hohe Kosten und politische Unsicherheit. VW könnte am stärksten leiden. Mercedes-Benz hält sich durch ein robustes Luxus-Segment über Wasser. Und BMW könnte vielleicht Dank seiner Innovationen, besonders für Investoren, die besten Karten in der Hand halten. Sinnvolle Investitionen des jüngst auf den Weg gebrachten „Infrastrukturprogramms“ der sich abzeichnenden Merz-Regierung könnten einen bullishen Katalysator liefern. Kommt dies nicht, droht der deutschen Automobilbranche eher eine länger anhaltende Stagnation.

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