Dass die FED nicht ganz so aggressiv tapert, wie einige Marktteilnehmer das im Laufe der letzten Wochen und Monate antizipiert haben, davon bin ich persönlich ja ausgegangen. Dass die FED sich aber dazu entschließt, gar nicht zu tapern war dann doch ein wenig überraschend.
Ausgehend von meinen Gedanken/Annahmen der gestrigen Analyse wollen wir uns mal anschauen, was die FOMC-Sitzung nun tatsächlich geliefert hat und zu welcher Reaktion es dann zusammenfassend im USD auf breiter Front kam:
1. Es kommt zu einer kleinen Reduktion, von mir bereits gestern eingefangen, im Bereich zwischen 5 und 10 Mrd. USD (ausschließlich US-Staatsanleihen, die monatlichen MBS-Aufkäufe bleiben bei 40 Mrd. USD)
Kein Taper, sprich FED kauft weiter im Gegenwert von 85 Mrd. USD USTs und MBS auf
2. Bernanke kündigt in der Presse-Konferenz um 20:30 Uhr (MESZ) an, dass es zu keiner linearen Reduktion von QE kommt und diese abhängig gemacht wird von sich aufhellenden US-Daten (auf diesem Weg wird man versuchen einen Bond-Kollaps ähnlich zu 1994 zu vermeiden)
Da kein Taper, steht auch die lineare Reduktion von QE derzeit nicht zur Debatte, aber Bernanke betonte, dass es zu einer Beibehaltung der Niedrigzinspolitik bis mindestens 2015 kommt, eine Ausdehnung bis 2016 möglich ist. Zudem will die FED für einen Taper eine Aufhellung der Gesamt-konjunkturellen Lage zu sehen bekommen.
3. Reduktion der ökonomischen Projektion seitens der FED für Wachstum, Inflation und Arbeitsmarktdaten
Die Rhetorik Bernankes hier lässt sich als Beibehaltung des Status Quo bezeichnen (langsame Aufhellung am Arbeitsmarkt, etc.). Interessant ist, dass Bernanke verstärkt darauf hinwies, dass die aktuelle Inflation unter der Zielmarke von 2% liegt (was im Umkehrschluss den Spielraum für quantitative Reduktionen reduziert)
4. Änderung der FED'schen Forward Guidance (aktuell hat man die Redukion von QE an eine Inflation (YoY) über 2,5% oder aber einer Arbeitslosenquote kleiner 6,5% geknüpft)
Das war für mich die Überraschung überhaupt und meines Erachtens der „Kiss-of-Death“ für den Greenback: Bernanke äußerte, dass das Erreichen einer Arbeitslosenquote von 6,5% nicht zwangsläufig mit einer restriktiveren Geldpolitik einhergeht.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass die FOMC-Sitzung für den US-Dollar stark bearish zu werten ist und so überrascht auch die Reaktion auf breiter Front in den Majors nicht wirklich:
Der EUR/USD nimmt aktuell Kurs auf die 1,3600er Region, das meines Erachtens letzte Zwischenziel, bevor der Weg in Richtung Jahreshoch um 1,3710 frei wäre.
Das GBP/USD lief in den Bereich um 1,6160, darüber wäre das nächste Ziel das 2013er Jahreshochs um 1,6340.
AUD/USD und NZD/USD legten wie erwartet stark zu, der AUD/USD stabilisiert sich derzeit über 0,9500 und ist auf dem Weg in den Bereich der 2012er Jahrestiefs um 0,9580, der NZD/USD ist zurück über 0,8400 gelaufen. Besonders der NZD scheint als klassischer Carry Trade nun wieder sehr attraktiv, besonders aufgrund der Erwartungshaltung seitens der Marktteilnehmer, dass die RBNZ im Vergleich zu den G10-Notenbanken in den kommenden 12 Monaten am restriktivsten agieren dürfte:
Am spannendsten ist aber mit Sicherheit die Reaktion im USD/JPY, welcher zum US-Dollar am heutigen Tag nachgibt und nun sogar zurück über die Niveaus vor der FOMC-Sitzung gestern abend gelaufen ist.
Warum ist der JPY so schwach?
Tatsache ist, dass die BoJ einen zur FED sehr ähnlichen geldpolitischen Kurs fährt und die massive Abwertung des JPY von Ende 2012 bis Mitte 2013 ist uns all noch sehr gut in Erinnerung.
Die Tatsache, dass die FED nun nicht nur widererwarten an ihrem QE-Programm festhält, sondern auch in Aussicht gestellt hat selbst bei Erreichen einer Arbeitslosenqute von 6,5% die Geldschleusen weiter geöffnet zu halten, stellt in Aussicht, dass diese Option auch seitens der BoJ in Betracht gezogen, auch dann, wenn das Inflationsziel von 2,0% bis Mitte 2015 erreicht wird.
Die Aussicht auf Steuererhöhungen, thematisiert von Shinzo Abe im Oktober und die schwer abschätzbaren Auswirkungen auf den japanischen Konsum und folglich die Inflation setzen den JPY nun offensichtlich unter Druck und einige Marktteilnehmer scheinen bereits jetzt weitere quantitative Maßnahmen seitens der BoJ zu antizipieren.
Langfristig, auch wenn dies derzeit noch recht reißerisch anmutet, ist mit dem Bruch der 103,73, dem 2013er Jahreshoch mit einer Bewegung in Richtung der 110er Marke, dem 2008er Jahreshoch, darüber gar mit Notierungen über 120 Yen zu rechnen, dem Bereich um die 2007er Jahreshochs.USD/JPY">