Aus unserer Heibel-Ticker Ausgabe vom Freitag 28. Februar:
Das Treffen der beiden Außenminister Russlands und der USA am Freitag vor einer Woche (21.2.) endete schneller als geplant. Die Russen übergaben den Amerikanern eine Forderungsliste. Die wichtigste Forderung: Die Ukraine dürfe nicht der Nato beitreten, da sie zum Sicherheitsgürtel Russlands gehöre. Russland beruft sich auf eine entsprechende Abmachung aus der Zeit Gorbatschows.
In der Nacht zum Montag (31.1.) verkündeten die USA, sämtliche Angehörige der US-Botschaft in der Ukraine auszufliegen. Im Falle einer militärischen Auseinandersetzung habe man nicht die Möglichkeit, schnell genug so viele Menschen aus dem Land zu holen.
In der Vergangenheit war ein solcher Schritt meistens ein Indikator für ein unmittelbar bevorstehendes Kanonendonnern. Auch ich verlor am Montag (25.2.) die Nerven und verkaufte in den Ausverkauf hinein einige unserer Aktien. Ein Fehler, wie ich bereits am Abend des gleichen Tages feststellen musste. Aber ich war nicht der Einzige, der die Nerven verlor, wie Sie in den weiteren Ausführungen dieses Kapitels sehen werden.
Die USA antworteten inzwischen auf die Forderungen Russlands: Nein, nicht, niemals! Doch an den Taten sollt ihr sie erkennen. Botschaftsangehörige werden ausgeflogen, Kriegsschiffe werden in die Region gelenkt, jedoch keine weiteren Soldaten auf ukrainischem Boden stationiert. Dem größten Aufmarsch Russlands seit dem zweiten Weltkrieg setzt weder Nato, noch die USA etwas Entsprechendes entgegen.
Nur Deutschland, der Retter in der Not, agiert konsequent: 5.000 der 100.000 durch die Ukraine bei uns bestellten Helme werden geliefert. Der ehemalige Boxweltmeister Wladimir Klitschko, heute Bürgermeister von Kiew, ist begeistert und freut sich schon auf die nächste Unterstützung von Deutschland: "Was will Deutschland als nächstes schicken? Kopfkissen?"
Wie könnte eine Lösung aussehen? Von alleine werden sich die Spannungen, die sich über Jahre aufgebaut haben, nicht in Wohlgefallen auflösen. Ein Einmarsch der Russen würde zu einem Krieg führen, in dessen Folge es nur Verlierer gebe - auch Russland wäre ein Verlierer, da sich Putin damit endgültig von der westlichen Welt isolieren würde.
Weder die Nato, noch die USA könnten Putin militärisch stoppen. Doch Putin würde ein Land erobern, dessen Bevölkerung sich unumkehrbar auf dem Weg zum Westen befindet. Er müsste seine Militärpräsenz dort über lange Zeit für viel Geld aufrecht erhalten.
Deutschland ist das letzte Land, das in diesem Konflikt etwas erreichen kann. Schon heute ist Deutschland abhängig vom russischen Öl und Gas. Da wir schon die Atomenergie und den Kohlestrom herunterfahren, ohne ausreichend Ersatz geschaffen zu haben, würde uns eine Auseinandersetzung mit Russland in die wirtschaftliche Steinzeit zurück versetzen.
Ich gehe also davon aus, dass die Forderung Russlands, die Ukraine als Pufferstaat zu verwenden, erfüllt wird. Warum sonst sollten die Amerikaner antworten "nein, nicht niemals", und die vollständige Antwort für geheim erklären.
Mit etwas Nachdenken zeichnete sich also im Verlauf des Montags (25.2.) dieser Weg ab und der DAX beendete seine Talfahrt mit -4% bei 15.011 Punkten. Dieses Tief wurde im weiteren Wochenverlauf trotz weiterer Hiobsbotschaften nicht mehr unterschritten.
Letzte Woche ging's noch weiter rund: neben dem Konflikt in der Ukraine verliert die US-Notenbank die Nerven und in China könnte Omikron zu starken Beeinträchtigungen führen. Auf der anderen Seite waren die Quartalszahlen einer ganzen Reihe von Unternehmen überwiegend positiv, so dass an den Aktienmärkten ein wildes Durcheinander zu beobachten war. In Kapitel 02 setze ich die Geschehnisse in ein verständliches Licht.
Die Anlegerstimmung blieb von den Turbulenzen nicht unberührt, Angst blieb das dominierende Gefühl der Anleger. Doch die niedrigen Aktienkurse nährten schon wieder die Gier und so dominiert Optimismus die Zukunftserwartung.