Die Ölpreise sind im frühen Asienhandel am Montag stark gestiegen, nachdem Saudi-Arabien, der führende Ölexporteur der Welt, am Wochenende Pläne bekanntgemacht hatte, seine Tagesförderung um eine halbe Mio Fass zu reduzieren, um den Ausverkauf zu Ende zu bringen, der in fünf Wochen den Ölpreis um ein Fünftel sinken ließ. Aber die Preise könnte erneut schwächer werden, sollte sich unter den Händlern Enttäuschung breitmachen, die auf stärkere Einschnitte der Organisation Erdölexportierender Länder (Organization of the Petroleum Exporting Countries, OPEC) schielen.
Gold ist ein weiterer Rohstoff, der in dieser Woche ins Visier von Bären geraten könnte, die bei dem Edelmetall wenig Aufwärtspotential ausmachen können, angesichts einer Reihe von US-Zinserhöhungen, die vor der Tür stehen.
Die überraschend starke Zunahme des US-Erzeugerpreisindex vom Freitag, eine Beschleunigung des Anstiegs des Verbraucherpreisindex (CPI) und der Einzelhandelsumsätze könnten den Dollar weiter aufwerten, was die meisten in der globalen Leitwährungen ausgepreisten Rohstoffe in Bredouille bringen könnte. Neben Konjunkturdaten haben die Investoren in dieser Woche auch die Verbraucherpreisinflation und Daten zum BIP aus der Eurozone in ihre Überlegungen einzubeziehen.
Sollte die Risikoaversion an den Energie- und Metallmärkten weitergehen, dann könnte es für reine Bullen unter den Rohstoffinvestoren an den Agrarmärkten etwas Erleichterung geben, als Preisprophet Shawn Hackett kurzfristige Kaufsignale bei Sojabohnen, Sojamehl, Weizen, Baumwolle, Orangensaft und Bauholz ausgemacht hat.
OPEC könnte sich zu schnellem Handeln aufraffen
Beim Öl ist der Benchmark für den Weltmarkt, das britische Brent, zum Wochenauftakt in Asien um mehr als 1% nach oben geschnellt und der Preis von US West Texas Intermediate (WTI) ebenfalls gestiegen. Am Freitag hatte Brent die 70 Dollarschranke durchbrochen, die es seit Mai verteidigt hatte, während WTI unter 60 USD absackte, ein Niveau, unter das es seit März nicht mehr gefallen war.
Aber einige wie Dominick Chirichella vom Energy Management Institute aus New York geben sich weiterhin skeptisch. Chirichella schrieb in einer Mitteilung:
“Ich halte an meiner Gesamtsicht und meinem kurzzeitigen Ausblick zu Öl als vorsichtig pessimistisch fest. Die gegenwärtigen Fundamentaldaten geben immer weniger Unterstützung, da Angebot und Nachfrage vielleicht nicht so stark von den Sanktionen gegen den Iran beeinflusst werden, wie vom Markt ursprünglich geschätzt.”
Der saudische Energieminister Khalid al-Falih kündigte am Wochenende an, dass die Öllieferungen aus dem Königreich im Dezember um etwa 0,5 Mio Fass am Tag (barrels per day, bpd) geringer ausfallen sollen.
Während die Ankündigung der Saudis, den Ölpreisen einen sofortigen Schub versetzte, könnten sie dennoch die Händler enttäuschen, die von der OPEC eine Produktionssenkung von bis zu 1,0 Mio bpd erwartet hatten, um das höhere Angebot auszugleichen, dass wegen der großzügigen US-Befreiungen von den Ölsanktionen gegen den Iran vorliegt.
Falih hatte den Vorsitz des sogenannten “Joint OPEC and Non-OPEC Market Monitoring Committee” (Gemeinsamer OPEC und Nicht-OPEC Ausschuss zur Beobachtung des Marktes) inne, der an diesem Wochenende in Abu Dhabi tagte. Aber es gab keine unmittelbaren Anzeichen dafür, dass andere Teilnehmer als Saudi-Arabien, zu denen auch OPEC-Nichtmitglied Russland gehört, scharf darauf sind, ihre Produktion zu kappen. Bei den saudischen Senkungen könnte es sich auch um ein eher saisonales Ereignis handeln, als Falih zugab, dass im Dezember die Nachfrage schwach ist.
Während die OPEC eine Chance zu Handeln verschlafen haben könnte, werden Produktionssenkungen wahrscheinlich an der Spitze der Agenda bleiben, wenn die nächste und gewichtigere Sitzung am 6. Dezember in Wien über die Bühne geht, auf der die wichtigen Entscheidungen getroffen werden.
Die letzte Runde von Produktionseinschnitten der OPEC begann im Januar 2017, als die Ölpreise aus der Versenkung kamen, in die sie in 2014 durch die Schieferölschwemme in den USA gefallen waren, die die Ölpreise fast auf 25 USD das Fass drückte. Während die Produktionssenkungen ursprünglich bis Ende 2018 gültig sein sollten, beendete die Staatengruppe sie vorzeitig, als die Preise von Ende 2017 an, stark zu steigen begannen. Und auch diesmal, wird die OPEC zum Teil von der Ölförderung in den USA zum Handeln gezwungen, da diese einen Rekordstand von 11,6 Mio bpd erreicht hat.
Golds Unterstützung bei 1.200 USD in Gefahr
Beim Gold ist die Unterstützung bei 1.200 USD unter Beschuss, die in den vergangenen zwei Monaten die Grundfeste des Marktes war. Sie könnte in dieser fallen, nachdem die US-Erzeugerpreisdaten vom Freitag dem Ansinnen der Federal Reserve, die Zinssätze im Dezember erneut anzuheben, weitere Begründungen lieferten.
Die Fed hat die Zinsen in diesem Jahr schon dreimal angehoben und ist entschlossen vor der Inflationskurve zu bleiben, mit weiteren Zinserhöhungen in 2019, nachdem die US-Wirtschaft in letzter Zeit robust gewachsen ist. Zinserhöhungen sind typischerweise gut für den Dollarkurs, der dem Goldpreis entgegenläuft.
Der US-Dollarindex, der die Stärke der amerikanischen Währung gegenüber einem Korb aus sechs anderen Leitwährungen abbildet, schoss am Freitag bis zum Handelsende um 0,22% nach oben und ließ damit auch die vierte Woche in Folge mit Gewinn ausklingen. TD Securities erwartet, dass Gold in dieser Woche noch mehr von seiner Anziehungskraft als Sicherheit einbüßen wird und der Dollar zur Absicherung der Wahl für Investoren werden dürfte, die zuversichtlich über die US-Konjunktur sind.
US-Goldfutures für Dezember beendeten den Handel am Freitag 16,50 USD oder 1,3% tiefer zu 1.208,60 USD die Feinunze. Das war ihr höchster Tagesverlust seit dem 15. August. Das Sitzungstief war mit 1.207,30 USD der tiefste Preis in vier Wochen. Analysten von TD Securities schrieben in einer Mitteilung:
“Mit den nachrangigen Risiken aus dem Weg, währen wir nicht überrascht, wenn Gold zum jetzigen Zeitpunkt seinen Sinkflug wieder aufnimmt.”