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Wochenausblick: Augen auf US-Schieferöl gerichtet, 1.300 USD bei Gold?

Veröffentlicht am 11.03.2019, 09:24
Aktualisiert 02.09.2020, 08:05
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Kann die US-Ölproduktion weitere Rekordhöhen erreichen, während die Ölunternehmen sich bei der Exploration zurückhalten? Die Frage ist eine Überlegung wert, seit die Zahl der US-Bohrplattformen in der vergangenen Woche ein 10-Monatstief erreichte, ohne dass es zu einer entsprechenden Verminderung der Produktion gekommen wäre.

WTI 300-Min Chart

Als die OPEC unaufhörlich ihre eigene Förderung beschränkt, beobachten die Investoren am Ölmarkt, ob die rückläufige Zahl von Bohranlagen sich in einer sinkenden Förderung in den USA widerspiegeln wird. Der Mangel an einer Korrelation bisher—vordergründig das Ergebnis bessere effizienterer Bohrungen—hat einige Bullen entmutigt, die darauf hofften, dass West Texas Intermediate (WTI) 60 USD erreichen und seinen Abschlag im Vergleich zu Brent abbauen werde, dem sich besser entwickelnden Benchmark für den globalen Ölmarkt, der rund 10 USD höher als WTI gehandelt wird.

Die Goldanleger unterdessen haben ihre eigenen Rätselfragen zu lösen: War das Hoch vom Freitag über 1.300 USD eine Eintagsfliege oder der Beginn eines Ausbruchs aus dem Abwärtskanal der letzten Woche? Wird die Nachfrage des Krisenmetalls ausschlagen, als die grottenschlechten US-Beschäftigungszahlen vom Februar sich den Befürchtungen über eine Verlangsamung der Konjunktur in Europa und China neue Nahrung geben?

Datenflut für Rohstoffinvestoren

Der Weg zum Erfolg im Rohstoffhandel in dieser Woche könnte auch die korrekte Interpretation neuer US-Konjunkturdaten, wie den Einzelhandelsumsätzen für Januar, der Inflation im Februar und den neuesten Auftragseingängen für langlebige Güter erforderliche machen, die alle zusätzliche Bedeutung erlangen, nach den jüngsten Schwächezeichen vom Konsum und dem Geschäftsklima.

Andere Dinge, die man im Auge behalten sollte, sind eine entscheidende Brexit-Abstimmung, die zeigen könnte, wohin sich Großbritannien bei seiner vertrackten Scheidung von der EU bewegt und die jüngsten Daten zur chinesischen Industrieproduktion, die Aufschlüsse für das BIP-Wachstum und Pekings ungelöstem Zollkonflikt mit Washington liefern könnten.

Bohreffizienzen geben weiter Rätsel auf

Mal abgesehen von Konjunktursorgen hat der Ölmarkt versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden, die für die nächsten Jahre so ziemlich die Kosten für ein Fass WTI entscheiden könnte: Wie stark kann die Effizienz bei Ölbohrungen verbessert werden?

Richard Rostad, Analyst bei Oil & Gas 360, merkte an, dass zum Stand vom Januar, die Förderstellen in den hauptsächlichen US-Schieferölgebieten fast dreimal soviel Öl produzieren, wie vor fünf Jahren, auch wenn die Effizienz seit Anfang des Jahres gesunken ist.

Aber selbst mit der Zahl der US-Bohrplattformen in der letzten Woche zurück auf 834, ihrem niedrigsten Stand seit Mai 2018, haben die heimischen Ölproduzenten neue Rekordwerte für diesen Monat geschrieben, als die Förderung 12,1 Mio Fass am Tag (barrels per day, bpd) erreicht. Das bedeutet 2 Mio bpd an Wachstum in lediglich einem einzigen Jahr.

Reuters Kolumnist John Kemp erinnert den Markt ständig daran, dass die wöchentliche Zählung vom Öldienstleister Baker Hughes der Entwicklung rund sechs Wochen vorneweg läuft. Unbeachtlich dessen steht eines fest: Die Technologie des hydraulischen Frackens, die Schieferöl zur größten Ölflut der Geschichte gemacht hat, entwickelt sich weiter über die Markterwartungen hinaus und könnte langfristig die Bemühungen der OPEC zunichte machen, die globalen Preise zu diktieren.

Der altgediente Energieanalyst Dominick Chirichella, der den Ölmarkt seit mittlerweile 40 Jahren folgt, sprach das Phänomen in seiner wöchentlichen Notiz an, als er bemerkte:

“In der US-Ölförderung werden 48% weniger Bohrplattformen als im Oktober 2014 verwendet, aber fast 36% mehr Öl produziert.”

US-Ölproduktion, Exporte ungebremst

Die US-Energieinformationsagentur sagt unterdessen eine noch höhere Produktion von 13 Mio bpd bis Ende nächsten Jahres voraus. Viele Analysten glauben, dass dieses Niveau lange vor dem EIA-Zeithorizont erreicht werden wird, insbesondere als die US-Supermajors Exxon Mobil (NYSE:XOM) und Chevron (NYSE:CVX) jeweils eine Fördermenge von fast 1 Mio bpd im wichtigste Schieferölvorkommen, dem Permischen Becken einplanen.

Zwei andere Dinge werden allerdings benötigt werden, damit die Schieferölförderung weiter wie bisher wachsen kann: Exportnachfrage und genügend Pipelinekapazitäten, um das Öl aus dem Permischen Becken und anderen Gebieten wie dem Bakken abtransportieren zu können, nachdem es jahrelang Engpässe beim Transport gegeben hat.

Bei beiden Themen scheint es ebenfalls gut zu laufen.

Die US-Rohölexporte haben die Rekordmarke von 3,6 Mio bpd überstiegen. Die Pipelinekapazität im Permischen Becken soll bis Ende 2021 auf 9 Mio bpd steigen. Bakken, mit 1,4 Mio bpd im November, könnte bis Ende nächsten Jahres eine Abtransportkapazität von 1,8 Mio bpd haben.

Die New Yorker Beratungsfirma Energy Intelligence schrieb in ihrer wöchentlichen Mitteilung:

“US-Schieferöl hat wieder einmal die Erwartungen widerlegt, wenn es um die Beschränkungen durch die Infrastruktur im Midstream-Bereich geht—diesmal, nur einige Wochen ins neue Jahr hinein, als Engpässe das Produktionswachstum bis Ende 2019 dämpfen sollten.”

Neuer Impuls für Gold gegenüber Dollar

Gold 300-Min Chart

Unterdessen erwischte die kurze Goldrallye am Freitag über 1.300 USD die Ungläubigen auf dem linken Fuß, was einige veranlasste, sich es mit dem Eingehen neuer Short-Positionen noch einmal zu überlegen.

Die US-Beschäftigungszahlen für Februar kamen fast 90% unter den Erwartungen herein und erneute Wachstumsängste bezüglich Europa und China könnten der Golderholung in dieser Woche neue Flügel verleihen.

Fawad Razaqzada, ein Londoner Analyst für forex.com, sagte:

"Wir bevorzugen nach bärischen Setups des Dollars gegenüber Gold und Silber zu suchen, angesichts der jüngsten Schwäche bei den Renditen von Staatsanleihen."

Der US-Dollarindex, der den Kurs des Dollars gegenüber einem Korb aus sechs anderen Leitwährungen abbildet, lag im frühen Handel in Asien am Montag um nur 0,1% höher auf 97,365 und damit ein gutes Stück unter seinem Dreimonatshoch von 97,67, das er am Donnerstag erreicht hatte.

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