Die globalen Ölmärkte befinden sich inmitten der wildesten Achterbahnfahrt, die jemals beobachtet wurde. Nach einem steilen Rückgang innerhalb von vier Wochen haben die Ölpreise letzte Woche ihren größten Preissprung in der Geschichte gemacht, auf Hoffnungen hin, dass der Preiskrieg zwischen den größten Ölförderländern ein Ende findet.
Die Rallye kam auf, nachdem die USA angekündigt hatten, ein Abkommen zwischen Saudi-Arabien und Russland über Produktionskürzungen zu vermitteln, nachdem beide Länder die Ölförderung im Kampf um größere Marktanteile hochgefahren hatten, obwohl die Nachfrage infolge der Coronavirus-Pandemie zurückgegangen ist.
Dies belebt das Kaufinteresse an Aktien der größten Ölproduzenten neu, deren Aktienkurse im Verlauf der Covid-19-Krise zusammengebrochen sind. Der Kurs von Exxon Mobil (NYSE:XOM), dem größten US-amerikanischen Produzenten, hat seit dem 23. März um 30% auf 39,21 USD zugelegt. In ähnlicher Weise ist Chevron (NYSE:CVX), ein weiterer Ölriese, seit seinem März-Tief um 42% gestiegen, um den Handel am Freitag auf 75,11 USD abzuschließen.
Trotz des Anstiegs der Ölaktien bleibt das Umfeld für Energieunternehmen ungewiss und hart. Brent-Futures fielen am Sonntag um 12%, was auf neue Bedenken über Verzögerungen bei einer möglichen Einigung zwischen den Saudis und den Russen zurückzuführen war.
Der OPEC+-Block, dem auch Russland angehört, wird am 9. April statt am Montag ein virtuelles Treffen abhalten, nachdem Berichte über Meinungsverschiedenheiten aufgetaucht waren. Saudi-Arabien und Russland haben angekündigt, sie wollen, dass die USA einem Abkommen beitreten, aber Präsident Donald Trump hatte am Samstag nur feindliche Worte für die OPEC übrig und drohte Zölle auf ausländisches Öl an, um die heimische Ölindustrie zu schützen.
Das Ziel der Gespräche, die Trump letzte Woche erstmals öffentlich machte, ist es, die Ölproduktion um etwa 10% zu senken - was größte jemals koordinierte Reduktion wäre.
Selbst wenn ein Deal für bis zu 10 Millionen Fass pro Tag zustande kommt, wird dies die Versorgungsschwemme, die nach Angaben von Bloomberg auf bis zu 35 Millionen Fass am Tag geschätzt wird, kaum in Griff bekommen. In einigen Ecken des physischen Marktes sind die Preise bereits negativ geworden und die Händler haben Öl in Rekordtempo in Tankschiffe gefüllt, um es auf See zu lagern.
Argumente für eine Investition in Chevron und Exxon
Diese gravierende Versorgungssituation ist kein optimistisches Argument für die Ölaktien, selbst wenn wir einen möglichen Deal zwischen den größten Produzenten in Bezug auf die Ölproduktion berücksichtigen. Für diejenigen Anleger, die eine Position in Energiewerten einnehmen möchten, empfehlen Experten, bei Unternehmen mit grundsoliden Bilanzen zu bleiben.
Danielle Shay, Optionschef bei Simpler Trading, sagte CNBC kürzlich in einem Interview, dass nur die größten Ölunternehmen in dieser „katastrophalen Situation“ für Rohölproduzenten überleben werden.
"Die Einzigen, die in dieser Situation überleben können, sind diejenigen, die über genügend Barmittel mit einem niedrigen Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital verfügen", sagte sie. "Diese Namen werden wirklich nur Chevron, Exxon und dann die großen Firmen sein, die genug Geld haben, um das durchzuhalten."
Neben der Volatilität der Ölpreise birgt die Investition in Ölaktien in diesem Umfeld viele andere Risiken. Um Geld zu sparen, könnten große Ölunternehmen ihre Dividenden senken und ihre Aktienrückkaufpläne aufgeben - zwei Hauptattraktionen für Investitionen in diese Wertpapiere.
In der ersten Runde kündigten viele Unternehmen drastische Kürzungen ihrer Investitionspläne an. Chevron kürzt sein Investitionsbudget um 20% und setzt nach Aktienrückkäufen im Wert von 1,75 Mrd. USD im ersten Quartal das Programm bis auf weiteres aus.
ConocoPhillips (NYSE:COP) kündigte im vergangenen Monat ebenfalls einen ähnlichen Schritt an, indem es seine Investitionen reduzierte und sein Aktienrückkaufprogramm kürzte. Exxon könnte der nächste Ölkonzern sein, der solche Maßnahmen ankündigt, sollten sich die Ölpreise nicht erholen.
Während die Rendite von Ölaktien bereits eine extreme finanzielle Notlage zeigt, ist es schwer vorherzusagen, welche Ölunternehmen letztendlich den gefährlichen Weg der Kürzung ihrer geheiligten Ausschüttungen einschlagen werden. Schließlich haben viele unter ihnen zahlreiche Abschwünge erlebt und sogar die Finanzkrise von 2008 heil überstanden.
Darren Woods, der CEO von Exxon Mobil, sagte am Investorentag des Unternehmens am 5. März, Exxon sei "einer zuverlässigen und wachsenden Dividende verpflichtet". Das Unternehmen hat die Auszahlung in den letzten 37 Jahren jedes Jahr erhöht.
Fazit
Der Kauf von Ölaktien ist im aktuellen Umfeld eine riskante Wette. Die Produzenten haben nicht viele Möglichkeiten, um diesen Nachfrageschock zu bewältigen, außer die Ausgaben zu senken und Geld zu sparen. Der Sektor insgesamt dürfte selbst zu Beginn der Erholung hinter dem breiten Markt hinterherhinken.