✂ Fed senkt erstmals seit 2020! Finde mit unserem gratis Screener die nächsten KursraketenGRATIS nutzen

Druck auf Aktien - Börse und der Jahreswechsel

Veröffentlicht am 12.01.2015, 11:32
DE40
-
CL
-

Das in diesen Tagen wird eines ganz deutlich: Viele Menschen sehen durch einen Jahreswechsel einen Neuanfang. Und viele Anleger und Anbieter setzen Ihre Depotperformance zum 01.01. zurück auf Null. Doch Börsen ändern sich nicht durch einen Jahreswechsel.

Als wäre nichts gewesen

Ist es etwa so, dass die Probleme des Jahres 2014 im neuen Jahr keine Rolle mehr spielen? Oder gelten die Trends des vergangenen Jahres in 2015 etwa nicht mehr? – Nein! Vielmehr setzen sich alle Entwicklungen fort, als wäre nichts gewesen. Im Geldanlage-Brief schrieben wir bereits am Mittwoch, dass sich das Handelsgeschehen im neuen Jahr genauso verhält, wie wir es aus dem vergangenen gewohnt sind: Unter hoher Volatilität geht es wild auf und ab. Wobei das „auf und ab“ nur auf die Aktienmärkte zutrifft, während es im Euro und bei den Ölpreisen nur „ab“ und mit den Anleihekursen nur „auf“ geht. Dies passt sehr gut zu dem sehr holprigen Jahresstart, den wir genau so prognostiziert hatten.

Nach verkorkstem Jahresauftakt folgte eine deutliche Erholung

Setzte sich zu Wochenbeginn der verkorkste Jahresauftakt noch fort, so erholten sich die Märkte ab Dienstag wieder und gerieten am Donnerstag sogar in Euphorie. Den DAX katapultieren die Anleger alleine an diesem Tag um satte 3,4% ins Plus, was der größte Tagesgewinn seit August 2012 war. Die Verluste vom Jahresstart spielten damit keine Rolle mehr.

Deuteten die Anleger das Fed-Protokoll positiv – grundlos?

Als Grund für diesen Kurssprung wurde die Aussicht auf eine behutsame Straffung der Geldpolitik in den USA genannt. Denn aus dem Protokoll der jüngsten Fed-Ratssitzung schlossen die Anleger angeblich, dass sich die US-Notenbank mit ihrer geplanten Zinserhöhung Zeit lassen wird. Grund dazu hatten sie eigentlich nicht, weil man das Protokoll auch durchaus gegenteilig deuten konnte.

Denn zu einem möglichen negativen Einfluss der aktuellen Dollar-Aufwertung auf die heimische Konjunktur äußerte sich die Fed verhalten. Sie ist vor allem nicht allzu besorgt über den starken US-Dollar, weil sich die US-Handelsbilanz verbesserte. Das Defizit verringerte sich im Monat November auf 39,0 Milliarden USD, während es im Oktober noch 43,4 Milliarden USD betrug.

Allerdings ist diese Verbesserung zur Gänze einem geringeren Defizit beim Rohöll geschuldet. Die Menge des in die USA importierten Rohöls war so niedrig ausgefallen, wie schon seit dem Jahre 1994 nicht mehr.

US-Arbeitsmarktbericht lässt frühere Zinsanhebung zu

Der Bericht zum jüngsten FOMC-Treffens zeigte aber auch, dass sich die Notenbanker mehr mit dem anziehenden Arbeitsmarkt beschäftigten, welcher auch am Freitag wieder bewies, dass er sich auf einem guten Weg befindet und ein Anheben der Zinsen zulässt. Denn die Zahl der neugeschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft lag im Dezember bei 252.000. Erwartet wurden „nur“ 241.000 nach 321.000 zuvor. Zudem sank die Arbeitslosenquote auf 5,6%. Erwartet wurden 5,7% nach 5,8% zuvor. Damit hat die US-amerikanische Wirtschaft im Verlaufe der letzten elf aufeinanderfolgenden Monate jeweils mindestens 200.000 neue Stellen geschaffen, was den größten jährlichen Zuwachs bei der Beschäftigung seit dem Jahre 1999 darstellt.

Ansonsten enthielt das Protokoll keine neuen Informationen und die Notenbanker formulierten gewohnt offen. Insofern lässt sich der jüngste Kursanstieg damit eigentlich nicht begründen. Stattdessen hätten die Kurse aus unserer Sicht aufgrund der fundamentalen Entwicklungen eher unter Druck stehen müssen. Tatsächlich zeigt sich inzwischen auch, dass die Anleger die fundamentalen Zeichen aus den USA für die Aktienmärkte negativ werten, denn die Kurse gaben am Freitag infolge der US-Arbeitsmarktdaten wieder kräftig nach.

Euroraum rutscht in die Deflation – EZB gerät unter Druck

Wahrscheinlicher für den zwischenzeitigen Kursanstieg ist daher, dass die Anleger mit weiteren Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnen, weil die Inflationsrate im Dezember im Euro-Raum erstmals seit 2009, dem Jahr der globalen Rezession, wieder ins Minus gerutscht ist. Die Verbraucherpreise sanken um 0,2%, wie wir am Mittwoch bereits berichteten. Es ist daher deutlich plausibler, dass der Schritt in die Deflation die Erwartungen an die EZB erhöhte, schwerere Geschütze gegen die widerspenstige Teuerungsrate aufzustellen, was letztlich die Aktienkurse antrieb.

Eine „echte“ Deflation liegt aktuell nicht vor

Nicht wenige Ökonomen sehen in einer Deflation realwirtschaftliche Gefahren. In einigen Euroländern mag dies auch tatsächlich zutreffend sein, doch insgesamt ist der Rückgang der Lebenshaltungskosten in der jüngsten Vergangenheit im Wesentlichen dem Verfall der Rohölpreise geschuldet. Eine „echte“ Deflation, also ein Rückgang der Preise bei einer Vielzahl von Gütern und Dienstleistungen, liegt daher nicht vor.

Mit den bisher gesunkenen Preisen sind keineswegs die Umsätze und Gewinne der Unternehmen (außer vielleicht aus dem Ölsektor) weggebrochen. Stattdessen kommen ihnen und auch den Verbrauchern die gesunkenen Rohstoffpreise zugute – ein Konjunkturprogramm für die Wirtschaft. So sollte der private Verbrauch in 2015 erneut der wesentliche Wachstumstreiber insbesondere in Deutschland sein.

EZB könnte dennoch reagieren

Dennoch könnte die EZB am 22. Januar ihre geldpolitischen Maßnahmen ausweiten und unmittelbar nach der Wahl in Griechenland am 25. Januar mit dem Hinweis auf die immer deutlichere Verfehlung ihres bei knapp 2% liegenden Inflationsziels auch noch die angekündigten Staatsanleihenkäufe, das heftig umstrittene Quantitative-Easing-Programm, starten.

Fazit

Es gibt Gründe für steigende und für fallende Kurse. Und so dürfte sich der holprige Start ins Jahr 2015 fortsetzen, auch weil die vielen Probleme des Jahres 2014 nicht plötzlich gelöst sind, nur weil nun eine andere Jahreszahl auf dem Kalender steht.

(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 04.01.2014)

Aktuelle Kommentare

Bitte warten, der nächste Artikel wird geladen ...
Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.