Schon im Vorfeld der offiziellen Geschäftszahlen von E.ON (WKN: ENAG99), die vor genau einer Woche, also am 11. März 2015 der Öffentlichkeit vorgelegt wurden, wurden Befürchtung geäußert, dass Deutschlands großer Energieversorger 2014 den größten Verlust seiner Geschichte verbuchen müsse. Laut einem Bericht des Handelsblattes vom 5. März sollte sich unterm Strich der Fehlbetrag auf rund 3 Milliarden Euro summiert haben. Das Rekordminus schürte demnach Sorgen, ob E.ON den Rückbau seiner Atomkraftwerke überhaupt noch finanzieren kann.
Kein Grund zur Panik!
Da sich die Aktien von E.ON zu diesem Zeitpunkt auch in unserem „Geldanlage Premium Depot“ befand, schickten wir unseren Abonnenten eine Sondermeldung zu dem Thema, um sie vor dem Hintergrund der teils dramatischen Berichterstattung zu beruhigen. So schrieben wir ihnen noch am selben Tag:
„Dass der Konzern 2014 einen Verlust schreibt, war längst erwartet worden. Bereits nach neun Monaten war der Gewinn deutlich eingebrochen. Und schon Anfang Dezember hatte E.ON eine Neuausrichtung des Konzerns bekannt gegeben und gleichzeitig hohe Verluste für 2014 angekündigt. Hauptgrund dafür sollen Wertberichtigungen in der Bilanz sein, die sich nach Angaben von Konzernchef Johannes Teyssen 2014 auf insgesamt 5,2 Milliarden Euro belaufen. Analysten hatten daher bereits ein Minus zwischen 2 und 4,3 Milliarden Euro prognostiziert.
Entsprechend ist die Handelsblatt-Meldung für uns bei weitem nicht eine solche Horrornachricht, wie sie es anscheinend für andere Berichterstatter ist. (Aber Medien sind nun mal so – alles muss immer möglichst dramatisch formuliert werden, denn das steigert die Auflage.) Und völlig überraschend kommt die Nachricht auch nicht.
Dass der Konzern sich nicht finanzieren kann, steht überhaupt nicht zur Diskussion. Im Jahr 2013 hatte der Konzern einen Überschuss von 2,1 Milliarden Euro erreicht, in 2012 wurde ebenfalls ein Gewinn in Milliardenhöhe erwirtschaftet. Insgesamt muss E.ON zwar sieben Atomkraftwerke zurückbauen, doch hat der Konzern bisher bereits rund 14,5 Milliarden Euro dafür zurückgestellt…“
E.ON-Aktionäre blieben am oberen Rand der Seitwärtsrange gelassen
Und zur charttechnischen Situation der Aktie schrieben wir weiter:
„Wir hatten die Aktie sowieso nicht unbedingt aus fundamentalen Gründen gekauft, sondern um die Seitwärtsbewegung (blau im Chart) zu traden. Der Kurs hat längst deren obere Grenze und damit unser Kursziel erreicht (wir berichteten in der Hauptausgabe am vergangenen Freitag) und hier hält sich der Kurs derzeit stabil.
Wenn eine Aktie schlechte Nachrichten derart gut wegsteckt, dann könnte dies für eine Stärke und damit bald für einen Ausbruch nach oben sprechen. Entsprechend halten wir an der Aktie fast und hoffen auf weitere Gewinne. Wenn Ihnen das zu heiß ist, dann folgen Sie doch unserem Rat vom vergangenen Freitag und nehmen Sie die Gewinne einfach mit – das ursprünglich geplante Kursziel ist ja bereits erreicht.“
Seitwärtsrange perfekt ausgenutzt – Über 10% Gewinn erzielt
So konnten unsere Leser also in Seelenruhe die aufgelaufenen Gewinne in Höhe von mehr als 10% realisieren, weil wir die Aktie bereits am 9. Februar 2015 zum Kurs von 12,80 Euro am unteren Ende der Seitwärtsrange gekauft hatten und die Medien zwar dramaturgisch perfekt berichteten, sich die Anleger aber nicht aus der Ruhe bringen ließen und den Aktienkurs am oberen Ende der Range bei mehr als 14 Euro stabil hielten.
Bilanzbereinigung führte zu hohen Milliarden-Abschreibungen
Als E.ON dann seine Bilanz am 11. März vorlegte bestätigten sich die Berichte der Medien und Erwartungen der Analysten. Unter dem Strich wurde einen Verlust von 3,2 Milliarden Euro gemeldet. Es war der höchste Fehlbetrag seit der Gründung von E.ON im Jahr 2000 und erst das zweite Mal in der Firmengeschichte, dass E.ON auf Jahressicht einen Verlust ausweisen musste. Das erste Mal geschah dies 2011, kurz nach der Fukushima-Katastrophe in Japan. Seinerzeit verzeichnete E.ON ein Minus von gut 2,2 Milliarden Euro.
Hauptgrund für das aktuelle Zahlenwerk war eine harte Bestandsaufnahme über den tatsächlichen Wert vieler Geschäfte als ein erster Schritt des angekündigten Konzernumbaus. Dies führte zu Abschreibungen in Höhe von 5,4 Milliarden Euro, auf die der Konzern aber schon vor Monaten eingestimmt hatte.
Operativ wurden Gewinne in Milliardenhöhe erzielt
Operativ machte der Konzern hingegen weiterhin hohe Gewinne. Das bereinigte EBITDA sackte zwar um 9% ab, kam aber noch auf 8,3 Milliarden Euro. Und das um Sondereffekte wie Abschreibungen bereinigte nachhaltige Nettoergebnis ging sogar um ein Viertel noch deutlicher zurück, lag aber mit 1,62 Milliarden Euro ebenfalls im positiven Terrain. Zudem lagen diese Zahlen im Rahmen der Erwartungen. Entsprechend reagierte der Aktienkurs auch an diesem Tag nur wenig.
Fazit
Sollten Sie die Aktie aktuell noch im Depot haben und damit Aktionär des Energieriesen sein, dann freuen wir uns Ihnen mitteilen zu können, dass laut Unternehmensangaben die Aktionäre für das Jahr 2015 eine Dividende von 50 Cent je Aktie bekommen werden. Das sind zwar 10 Cent weniger als im vergangenen Jahr, dennoch errechnet sich daraus eine ganz ansehnliche Dividendenrendite von 3,7%.
Und charttechnisch sieht es so aus, als könne sich die Aktie bald aus der Seitwärtsrange befreien und nach oben ausbrechen. Dies gilt aber nur, wenn der DAX nicht in Kürze einbricht.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 18.03.2015)