Ecuador droht eine bergbaufeindliche Regierung

Veröffentlicht am 13.02.2025, 08:14

Die Stichwahl im April entscheidet auch über die Zukunft des Bergbaus in Ecuador. Die Herausforderin von Präsident Noboa könnte das bislang günstige Investitionsklima des Landes erheblich eintrüben – zulasten vor allem kanadischer Investoren.

Die Präsidentschaftswahlen in Ecuador gehen in die nächste Runde: Amtsinhaber Daniel Noboa wird in einer Stichwahl am 13. April gegen die linke ehemalige Kongressabgeordnete Luisa González antreten. Nach Auszählung von mehr als 92 Prozent der Stimmen lag Noboa mit 44,31 % knapp vor González. 50 % (oder 40 % bei 10 % Vorsprung) sind notwendig, um bereits im ersten Wahlgang den Sieg zu erringen.

Abkehr von Correa-Politik befürchtet

In der Bergbauindustrie des Landes werden die Wahlen mit Spannung und Sorge beobachtet. Luisa Gonzalez hat angekündigt, im Fall der Amtsübernahme Lizenzvereinbarungen und staatliche Kontrollen zu überarbeiten. Sie will Lizenzgebühren erhöhen und schlägt eine Abkehr vom marktorientierten Rahmen vor, den das Land unter Rafael Correas Regierung (2007–2017) geschaffen hatte, um die Bergbauindustrie aufzubauen.

Die Branche fürchtet nun strengere Regulierung, höhere Steuern und die Neubewertung bestehender Verträge mit ausländischen Unternehmen. An dem bisherigen Modell findet sich immer wieder Kritik. Der Vorwurf: Multinationale Konzerne würden gegenüber der lokalen Bevölkerung bevorzugt. Gonzalez Maßnahmen könnten zwar die Staatseinnahmen steigern, aber auch ausländische Investoren abschrecken, insbesondere wenn die Politik als unvorhersehbar oder übermäßig belastend wahrgenommen werden sollte.

Der Ansatz der Oppositionsführerin ähnelt dem anderer Staatsführer in Lateinamerika, wie etwa Venezuelas Nicolás Maduro, und spiegelt eine populistische Strategie wider, die auf Rohstoffnationalismus ausgerichtet ist. Dabei steht eine stärkere staatliche Kontrolle über die Ressourcen des Landes ebenso im Vordergrund wie eine Erhöhung der Sozialausgaben.

Im Fall eines Sieges könnte Ecuador damit den Weg gehen, den andere Länder in Lateinamerika bereits eingeschlagen haben. Chile, Peru und Mexiko etwa haben Steuern und Lizenzgebühren erhöht und Ressourcen teilweise verstaatlicht. Wo lokale Interessen und Staatseinnahmen in den Vordergrund gestellt werden, wird das Umfeld für Investoren häufig unattraktiv.

Ecuadors Bergbauindustrie steckt im Vergleich zu den Nachbarländern noch in den Kinderschuhen. Auch deshalb gilt das verbleibende Potenzial als groß. Das Land verfügt über einige der attraktivsten Gold-, Silber- und Kupfervorkommen in der Region. "Aufgrund seiner Lage und geologischen Bedingungen ist Ecuadors Markt ideal für die Geschäftsentwicklung im Bergbau", heißt es etwa beim kanadischen Trade Commissioner Service.

Kanadas Bergbauunternehmen sind in Ecuador stark investiert

Kanadische Unternehmen sind führende Investoren im Bergbausektor Ecuadors. das Südamerikanische Land liegt bei der kanadischen Bergbauförderung im Ausland auf Platz 20, 15 kanadische Unternehmen sind in dem Land tätig. Kanada war von 2018 bis 2020 führend bei den ausländischen Direktinvestitionen in Ecuador, hauptsächlich aufgrund der Entwicklung großer Bergbauprojekte. Im Jahr 2021 überstiegen die kumulierten kanadischen Bergbauinvestitionen in Ecuador 2 Mrd. USD. 

Lundin Gold (ISIN: CA5503711080, WKN: A12GZU) betreibt die Goldmine Fruta del Norte in der Amazonasprovinz Zamora Chinchipe im Süden des Landes. Diese ist neben der Kupfermine Mirador des chinesischen Unternehmens EcuaCorriente die einzige Mine im industriellen Maßstab im Land. Die beiden Unternehmen investierten in den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 ca. 211 Millionen USD in den Betrieb. Weitere Investitionen sind geplant: So will Lundin Gold in die Mine im Zeitraum 2024–26 168 Millionen USD und EcuaCorriente im Zeitraum 2025–27 355 Millionen USD investieren.

Die Märkte sind durch den Wahlausgang am Sonntag sichtbar verunsichert. Ecuadors Dollar-Anleihen verzeichneten ihren stärksten Rückgang seit über zwei Jahren. Höhere Lizenzgebühren und Steuern sowie die Neuverhandlung von Verträgen könnten ausländische Investitionen dramatisch verknappen.

Gonzalez auch im Parlament stark positioniert

Die Branche ist alarmiert, weil Gonzalez auch im Parlament an Einfluss gewinnt. Es gilt als möglich, dass ihre Partei Citizen Revolution durch Allianzen eine Mehrheit erringen und die Regulierungslandschaft grundlegend neu gestalten könnte.

Noboa hingegen steht für Kontinuität in Ecuadors aktueller Bergbaupolitik, die marktfreundlicher war und das günstige Investitionsumfeld erhalten hat. Wie die Wahlen im April ausgehen, ist noch ungewiss. Noboa kann auf Unterstützung durch jüngere Wähler hoffen. Seine Regierung hat jedoch Schwierigkeiten, die Kriminalität und die wirtschaftlichen Herausforderungen anzugehen, was als wesentlicher Grund für den Erfolg von Gonzalez gilt.

Auch im Fall eines Sieges der Herausforderin ist eine bergbaufeindliche Politik noch nicht ausgemacht. Strengere Regulierung könnte sich auch auf den illegalen und kleinen Bergbau beziehen, der als großes Problem gilt und dessen Bekämpfung ressourcenintensiv sein dürfte.

2023 war Gonzalez gegen einen Referendum, mit dem die Ölförderung im Yasuní-Nationalpark eingestellt werden sollte. Auch hier besteht demnach grundsätzlich Bereitschaft, Rohstoffförderung als Einnahmequelle zuzulassen und dabei wirtschaftliche Erfordernisse mit den Forderungen ihrer Anhänger in Einklang zu bringen.

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