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Ein Ausflug in den Fleischmarkt: Jetzt bei Schwein und Rind zugreifen?

Veröffentlicht am 24.04.2020, 13:57
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Ja, Schweine können fliegen. Sie glauben mir nicht? Schauen Sie sich nur die US-Futures auf mageres Schweinefleisch an und wie sie abgehoben sind. Und wenn Sie long in Lebendrindern investiert sind, kann ich Ihre Frustration jetzt völlig verstehen.

Redewendungen machen Spaß. Sie können aber auch das Geschehen um uns prägnant erfassen. 

Die Coronavirus-Krise hat fast jeden Aspekt unseres tagtäglichen Lebens verändert, mit unterschiedlichen Ergebnissen bei unterschiedlichen Dingen. Auf den Viehmärkten sind die Futures auf mageres Schweinefleisch auf einem Höhenflug, während die von Rindern am Boden liegen, aufgrund der unterschiedlichen Folgen des universellen Drucks auf die Lieferketten, die die Pandemie ausübt.

Preis mageres Schweinefleisch

Covid-19-Ausbrüche haben die Schließung einer Reihe von Schweineverarbeitungsbetrieben in den USA erzwungen, die von JBS SA (OTC:JBSAY), dem weltweit führenden Fleischunternehmen und dem US-Riesen Tyson Foods (NYSE:TSN) betrieben werden, wodurch etwa 25% der täglichen Schweinefleischlieferungen in Amerika weggefallen sind.

Schinken und Wurst werden knapp

Die erwartete Knappheit bei der Versorgung mit alles aus dem Schwein, von Schinken über Speck bis zu den Würstchen hat den Schweinemarkt der Terminbörse Chicago Board of Trade angeheizt, der nach einer fünftägigen Nonstop-Rallye auf dem Weg zu einem Wochengewinn in Rekordhöhe von fast 35% ist.

Auf der Rinderseite sind schätzungsweise 20% der Rindfleischversorgung aufgrund der Ausbreitung von Coronavirus-Infektionen in anderen Fleischverpackungsbetrieben für Rindfleisch, die ebenfalls JBS und Tyson gehören, sowie dem sich in Privatbesitz befindlichen Getreideunternehmen Cargill ausgefallen. 

Preis Lebendrinder

Der Viehmarkt an der CBOT weist jedoch nach fünf aufeinanderfolgenden Tagen in den roten Zahlen einen Wochenverlust von 9% auf. Woher kommt dieser Unterschied?

Auch Rindfleischmangel droht

Dan Hueber, ein erfahrener Händler aus St. Charles in Illinois, der seit mehr als 30 Jahren auf dem Viehmarkt tätig ist, versucht zu erklären: 

"Ende März gab es in den Kühlhäusern 621,9 Millionen Pfund gefrorenes Schweinefleisch, was einem Rückgang von 27 Millionen Pfund gegenüber Februar entspricht und damit mehr als dem Doppelten des Üblichen."

"Die Rindfleischvorräte hingegen stiegen im Monatsverlauf um 8 Millionen Pfund, da die Schlachtzahlen im letzten Monat stark blieben", schrieb der Autor des Hueber-Berichts, der eine Reihe von Agrarprodukten abdeckt. 

In dem Bericht wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass allein die Vorräte an gefrorenen Schweinebäuchen im letzten Monat um 4,5 Millionen Pfund gestiegen sind. Hueber sagte:

"Zweifellos spiegelt sich da der geringere Umsatz von Restaurants wider, in denen wir gelernt haben, dass mit etwas Speck alles besser schmeckt."

Kein Grund für Schwäche am Rindermarkt

Abschließend schlug er vor, dass die massiven finanziellen und logistischen Probleme auf der Ebene der Bauernhöfe, die durch die Pandemie verursacht werden, letztendlich zu einem allgemeinen Rückgang der Tiefkühlbestände führen würden - was bedeutet, dass der Rindermarkt nicht mehr lange am Boden liegen dürfte.

Terry Reilly, ein leitender Analyst bei Futures International in Chicago, stimmt dem zu. 

"Angesichts der Unsicherheit der Fleischnachfrage für den Rest des Jahres versuchen die Händler immer noch herauszufinden, wohin sie diesen Markt führen sollen “, sagte Reilly. „Es ist nicht bekannt, wie viel die Restaurants in den nächsten sechs bis zwölf Monaten kaufen oder abnehmen werden."

Die Gewerkschaft United Food and Commercial Workers International Union, die 80% der US-amerikanischen Arbeiter in der Rind- und Schweinefleischproduktion vertritt, bekräftigt, dass das Problem eine nationale Krise für alle fleischbasierten Lebensmittel ist: Dreizehn ihrer gewerkschaftlich organisierten Arbeiter sind an Covid-19 gestorben und 5.000 weitere wurden positiv getestet wurden oder waren dem Virus ausgesetzt. 

All dies deutet auf höhere Preise für Rinder hin, als wir sie bisher haben, abhängig vom heute erscheinenden Viehbericht des US-Landwirtschaftsministeriums vorliegt. 

Mike Seery, der in seinem Büro in Plainfield, Illinois, technische Charts für eine Vielzahl von Rohstoffen erstellt, meint, dass die Rinderpreise vor drei Wochen am 3. April mit 83,83 US-Cent pro Pfund anscheinend einen eindeutigen Boden gebildet haben. Der Referenzkurs für den Rinderkontrakt auf den Frontmonat betrug am Freitag an der CBOT 85,95 US-Cent.

"Strong Sell" für Rinder widerspricht den Fundamentaldaten

Der technische Tagesausblick auf Investing.com empfiehlt immer noch „stark verkaufen“ für Rinder und deutet weiteres Abwärtspotential an, sodass der Preis die Unterstützung bei 83,97 Cent testen könnte. Es wird jedoch auch eine Reihe potenzieller Widerstandsmarken von 91,27 bis 93,58 und bei 94,92 aufgeführt, sollte es einen Ausbruch nach oben geben. 

Für mageres Schweinefleisch bleibt Investing.com nach ein „starker Kauf“, wobei der nächste Widerstand bei 51,20 liegt. 

"Ich werde mir in den kommenden Wochen eine bullische Position bei Rindern ansehen, da die Preise in den letzten Wochen seitwärts gegangen sind", schrieb Seery.

"Die Volatilität hat in der letzten Woche abgenommen, als wir täglich enorme Preisschwankungen erlebten. Historisch gesehen sehen die Preise meiner Meinung nach günstig aus."

Seery sagte, der Trend bei Rindern sei immer noch negativ, da die Preise unter den gleitenden 20- und 100-Tage-Durchschnitten gehandelt werden. Er sieht aber auch Chancen durch die Wiedereröffnung von Geschäften in einigen US-Bundesstaaten ab diesem Wochenende, das die Nachfrage in einem engen Markt ankurbeln könnte und fügt hinzu:

"Alle der schlechten fundamentalen Nachrichten haben sich möglicherweise bereits im Preis niedergeschlagen."

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