Eine halbherzige US-Politik kann nicht überzeugen

Veröffentlicht am 18.10.2013, 10:35

Der Euro eröffnet heute (07.05 Uhr) bei 1,3665, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im europäischen Geschäft bei 1,3542 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 98,00. In der Folge notiert EUR/JPY bei 133,95, während EUR/CHF bei 1,2342 oszilliert.

Die Finanzmärkte haben den Haushaltskompromiss und den Schuldenlimitkompromiss in den USA ungnädig aufgenommen. Fakt ist, dass eine halbherzige US-Politik nicht überzeugen kann. Präsident Obama liegt richtig, festzustellen, dass die US-Amerikaner die Nase voll haben. Wir erlauben uns, festzustellen, dass nicht nur die Amerikaner die Nase von der US-Politik voll haben! Der erzielte Minimalkonsens konnte und kann damit zunächst nicht für den USD und die USWirtschaft als Befreiungsschlag interpretiert werden. Dieses kritische Thema ist zurecht aus Sichtweise des Marktes nur aufgeschoben und nicht aufgehoben.

Die Herabstufung seitens der Ratingagentur Dongfeng von A auf A- für die USA ist sachlich richtig. Die fundamentale Situation, dass die Schulden schneller wüchsen als die Steuereinnahmen und das Bruttoinlandsprodukt bleibe bestehen, begründete Dagong den Schritt. Damit unterscheidet sich Dongfeng wesentlich von den Marktmachern S&P, Moody’s und Fitch, die sich in ihrer Bewertung maßgeblich auf einen nominalen Zahlungsausfall fokussieren und fundamentale Faktoren gerne nur bei Ländern außerhalb der Eigentümerzone heranziehen. Die Marktführer S&P, Moody’s und Fitch vernachlässigen beispielsweise das Risiko des realen oder potentiellen Zahlungsausfalls im Rahmen möglicher Kaufkraftverluste, der gerade durch den Ansatz der USPolitik als auch der US-Zentralbankpolitik forciert wird. Ebenso werden Veränderungen in der Berechnung der Inflation oder des BIP in den USA in den letzten 21 Jahren von diesen Agenturen nicht angemessen berücksichtigt. Die Tatsache, dass damit Vergleichbarkeit der Daten USA versus Kontinentaleuropa sachlich mindestens erschwert wird oder sogar unzulässig ist, scheint für diese Agenturen unerheblich zu sein.

Entsprechend ist die „sportliche“ Anpassung des Bias zu Gunsten des USD, die gestern früh vorgenommen wurde, mit einem engen Stop-Loss bei 1.3700 – 1.3730 versehen worden. Die Daten, die uns gestern und heute aus dem Fernen Osten erreichen, konnten konjunkturell voll überzeugen. Chinas Wirtschaft ist zwischen Juli und September schneller als im Vorquartal gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt legte um 7,8 Prozent zu nach einem Plus von 7,5 Prozent in den drei Monaten zuvor, wie das Nationale Statistikamt am Freitag mitteilte. In den ersten neun Monaten wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt den Angaben nach um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Industrieproduktion stieg im vergangenen Monat im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,2 Prozent. Experten hatten ein Plus von 10,1 Prozent erwartet. Der Umsatz im Einzelhandel legte im September um 13,3 Prozent zu, Experten hatten mit 13,5 Prozent kalkuliert. Der stark beachtete Reuters Tankan Index legte per Berichtsmonat August von zuvor 13 Punkten auf 16 Zähler zu.

Wenden wir uns zunächst dem Baltic Dry Index zu. Dieser Index bildet einen Durchschnitt der Charterraten unterschiedlichen Schiffsgrößen in der Massengutfracht ab. In den letzten Monaten kam es hier für den Markt vollkommen überraschend zu einem massiven Anstieg der Charterraten. Der Index bewegt sich auf dem höchsten Niveau seit Ende 2011.
Baltic Dry Index
Die Massengutfracht ist der Frühindikator für die Containerfahrt. Ergo werden hier Daten geliefert, die Zuversicht bezüglich der weiteren Konjunkturentwicklung auf globaler Ebene untermauern.

Auch die Leistungsbilanz der Eurozone liefert erfrischende Signale:
Der Leistungsbilanzüberschuss der Eurozone stellte sich per Berichtsmonat August in der unbereinigten Fassung auf 12,0 Mrd. Euro nach zuvor 26,1 Mrd. Euro. Saisonal bereinigt kam es zu einem, Überschuss in Höhe von 17,4 nach zuvor 15,5 Mrd. Euro. Die Gesamtsituation bleibt erfrischend positiv und hebt sich markant von den Situationen in den USA und UK ab. Der Blick auf den Chart unterstreicht die nachhaltig freundliche Konstellation, die sich in der Tendenz seit den Tiefpunkten 2008 auch dank der Reformländer vollzieht.
Leistungsbilanz der Eurozone
Die US-Arbeitslosenerstanträge per Berichtswoche 12.10.2013 stellten sich auf 358.000 nach zuvor 374.000. Die Prognose lag bei 335.000. Die politischen Wirrungen hatten fraglos Arbeitsmarkteffekte. Der Blick auf den Chart offenbart eindrucksvoll den Bruch, der sich mit dem „Shutdown“ in den USA ergeben hat.
US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe
Der Philadelphia Fed Survey lieferte mit einem Rückgang des Index per Oktober von zuvor 22,3 auf 19,8 Punkte ein rückläufiges Ergebnis, das zu der politischen Krise der USA passt. Dennoch bleibt festzustellen, dass das verminderte Indexniveau unverändert sportliche Expansion in diesem Fed Distrikt im Bereich Produktion/Verarbeitung signalisiert.
Philly Fed Index
Die Verbraucher sind in den USA von der politischen Krise stark beeinflusst. Der Bloomberg Consumer Comfort Index sank in der Berichtswoche per 13.10.2013 von zuvor -29,7 auf -34,1 Punkte und markierte damit das niedrigste Niveau seit Anfang April 2013. Die US-Politik, allen voran die Republikaner, sind gut beraten, nicht aus den Augen zu lassen, dass sie in der Verantwortung nicht nur für sich selbst stehen.
Bloomberg Consumer Comfort Index
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstands bei 1,3700 – 1,3730 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!

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