Im Januar 2023 sah es so aus, als habe die Fed den Zinsgipfel erreicht. Das war ein Trugschluss - die Fed erhöhte ihren Zielsatz in den folgenden Monaten viermal um insgesamt 100 Basispunkte.
Heute deuten die Zahlen erneut darauf hin, dass die Zinsen ihren Höhepunkt erreicht haben könnten. Zinssenkungen sind ein ganz anderes Thema, und hier sind die Aussichten für eine Lockerung der Geldpolitik wesentlich schlechter.
Demgegenüber sind die Argumente für eine Beibehaltung des aktuellen geldpolitischen Kurses relativ überzeugend.
Beweisstück A: Die impliziten Wahrscheinlichkeiten für eine Änderung der Geldpolitik auf Basis des Fed Funds Futures-Marktes.
Die Marktstimmung deutet derzeit darauf hin, dass es auf der nächsten FOMC-Sitzung am 1. November mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Änderung geben wird, gefolgt von mäßig zuversichtlichen Einschätzungen, dass die Zinssätze auf den nächsten beiden Sitzungen konstant bleiben werden.
Die stark von der Geldpolitik getriebene Rendite 2-jähriger US-Treasuries bewegte sich zuletzt in einer Handelsspanne, was dafür spricht, dass die Stimmung an den Bondmärkten das Erreichen des Zinsgipfels bereits vorsichtig einpreist.
Darüber hinaus notiert die Rendite 2-jähriger Treasuries (5,05 % am 23. Oktober) weiterhin leicht unter dem aktuellen Zielkorridor der Fed Funds Rate von 5,25 % bis 5,50 %. Auch das ist ein Indiz dafür, dass die breite Masse der Marktteilnehmer nach wie vor davon ausgeht, dass Zinserhöhungen der Vergangenheit angehören.
Ein Blick auf den Spread zwischen den 2-jährigen Renditen und den Fed Funds zeigt die relative Stabilität der Korrelation in jüngster Zeit. Obwohl der Treasury-Markt in den letzten Monaten bei der Einpreisung eines Zinsgipfels falsch lag, wendet er sich nun wieder dieser Idee zu.
Sollte sich der Rückgang in den kommenden Wochen verstärken, wäre das ein weiteres Signal dafür, dass das Vertrauen in ein Ende der Zinserhöhungen zunimmt.
Und noch ein Grund spricht dafür, dass die Fed mit dem Grad der geldpolitischen Straffung zufrieden sein könnte: Die Fed Funds im Verhältnis zur Arbeitslosigkeit und zur Inflation sind heute restriktiver als im Januar 2023, als die Inflation höher und die monetären Bedingungen lockerer waren.
Die Kombination aus rückläufiger Inflation und geldpolitischer Straffung allein ist noch keine Garantie dafür, dass der Zinserhöhungszyklus der Fed beendet ist, aber sie unterstützt zumindest diese Erwartung.
Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass die realen (inflationsbereinigten) Zinssätze, die auf inflationsindexierten Staatsanleihen basieren, heute höher sind als im Januar 2023.
Mit anderen Worten: Die Fed kann den Leitzins unverändert lassen und die Straffung über höhere Realrenditen dem Markt überlassen - man könnte von einer passiven Straffungspolitik sprechen.
Trotz dieser Einschätzung kann niemand weitere Zinserhöhungen völlig ausschließen. Die größten Risiken für die Prognose über das Erreichen des Zinsgipfels sind derzeit die Robustheit der US-Wirtschaft, insbesondere im Falle einer Beschleunigung, und die hartnäckige Inflation.
Beide Risiken erscheinen derzeit jedoch moderat genug, um die Fed davon zu überzeugen, dass weitere Zinserhöhungen eher nicht erforderlich sind. Treasury- und Fed-Fund-Futures bestätigen dieses Szenario.