Sie erinnern sich doch sicherlich noch an den gescheiterten Börsengang des Finanzdienstleisters Ant Group in China? Im November 2020 wurde die IPO des Unternehmens in letzter Sekunde durch den chinesischen Staat gestoppt. Mit einer Bewertung von über $37 Milliarden wäre es der größte Börsengang der Geschichte geworden. Kontrolliert wurde der Konzern durch den Milliardär und Gründer von Alibaba (NYSE:BABA) Jack Ma, welcher indirekt 53.46% an der Ant Group hielt. Kurz darauf verschwand Jack Ma und Alibaba wurde über einige Monate durch Razzien geplagt. Nun wurde Jack Ma fast komplett enteignet und hat nur noch 6.2% der Stimmrechte an der Ant Group.
Auch andere Unternehmen, wie Tencent (HK:0700), JD.com (NASDAQ:JD) und DiDi wurden in den letzten zwei Jahren stark durchleuchtet und bestraft. Der chinesische Staat erließ gegen verschiedene Unternehmen im Technologie-Sektor Strafen in Millionenhöhe wegen Verstöße gegen das Datenschutzgesetz, Wettbewerbsverzerrung und Korruption. Für viele Beobachter waren es auch diese regulatorischen Vorgehensweisen, die den Absturz der chinesischen Börse in den letzten Jahren vorantrieben. Klar ist nämlich für alle, dass China keine Dezentralisierung der wirtschaftlichen Macht duldet. Monopole und Big Player müssen entweder berechenbar oder direkt vom Staat kontrolliert sein. Der Ansatz ist dabei als kollektive Wirtschaftsstabilität zu bezeichnen.
Gerade bei der Ant Group geht die Macht zu weit. Es ist einer der größten Zahlungsanbieter in China und vergleichbar mit der Verbreitung von PayPal (NASDAQ:PYPL) im Westen. Dass eine Person Mehrheitsanteile besitzt, wird in China als systemische Gefahr für den Finanzsektor wahrgenommen – vor allem, wenn sich diese Person des Öfteren über den Präsidenten und seine Politik auslässt. Gerade über den Bankensektor hatte Jack Ma nichts Schönes zu sagen und beschrieb die Führung der Banken als „Pfandhaus-Mentalität“. Viele bringen auch die Strafen aus der jüngsten Vergangenheit mit dieser und ähnlichen Aussagen zusammen. Alibaba musste so $2.75 Milliarden wegen vorgeworfener Wettbewerbsverzerrung zahlen. Ant Group steht eine Strafe in Höhe von $1 Milliarde bevor.
Ausländische Anleger schrecken deswegen auch vor Investitionen in China immer mehr zurück und fürchten weitere willkürliche Angriffe auf Großkonzerne. Andere wiederum argumentieren, dass der Staat das aus dem Ruder gelaufene Wachstum einholen will, um mehr langfristige Stabilität zu etablieren. Gerade der prestigeträchtige Bankensektor ist in China stark reguliert und auch durch informelle Verhältnisse großer Persönlichkeiten und Familien geleitet. Einen Alleingang von Akteuren, wie Ant Group, sieht man da ungerne, da man diese eben nicht so gut in die eigenen Wachstumspläne eingliedern kann. Ob und wie die Rechnung des geschlossenen Systems aufgeht, ist mehr als unklar. Was aber glasklar sein dürfte, ist, dass wenn man auf China setzt, auch auf die Unternehmen setzen sollte, die sich nicht gegen den Staat stellen – sicher ist sicher.
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