Die Nachfolge Ben Bernankes, der seinen Chefposten bei der US-Notenbank Fed am 31. Januar aufgeben wird, scheint geklärt. Die bisherige Fed-Vizevorsitzende Janet Yellen soll die neue US-Notenbankchefin werden.
US-Notenbank Fed bekommt eine neue Chefin
Mit ihr würde in der 100-jährigen Fed-Geschichte erstmals eine Frau die mächtige US-Notenbank leiten. Die 67 Jahre alte Berkeley-Ökonomin ist eine enge Beraterin von Bernanke und gilt als ausgesprochene Verfechterin der aktuellen Politik des billigen Geldes („geldpolitische Taube“).
Die Börsen waren entsprechend begeistert. Allerdings hielt die Freude nur kurz und die Märkte schwenkten sehr schnell wieder, angesichts der weiterhin drohenden US-Staatspleite, in die abwartende Haltung zurück.
FOMC-Protokoll: Drosselung der Anleihekäufe wahrscheinlich ab Dezember
Auch das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung vom 17. bis 18. September, welches am Mittwochabend veröffentlicht wurde, spielte am Markt kaum eine Rolle. Mehrere Mitglieder des zehnköpfigen Offenmarktausschusses (FOMC) hätten sich bei der Sitzung im September äußerst schwer damit getan, in unverändertem Maße Staatsanleihen aufzukaufen, hieß es in dem Protokoll. Die US-Notenbank werde aber nach Einschätzung der meisten Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses noch in diesem Jahr mit der Drosselung der Anleihekäufe beginnen. Der wirtschaftliche Ausblick würde zudem dafür sprechen, Mitte 2014 die Käufe zu beenden, hieß es in dem Protokoll weiter.
Bilanz der Fed wurde auf 3,5 Billionen Dollar aufgebläht
Mit den als „Quantitative Easing“ (QE) bekannten Programmen hat die Fed ihre Bilanzsumme bislang auf mehr als 3,5 Billionen Dollar ausgeweitet. Seit Herbst 2012 kauft die Fed im Rahmen des Programms „QE3“ jeden Monat Staatsanleihen im Wert von 45 Milliarden Dollar und für 40 Milliarden Dollar Hypothekenpapiere. Ziel dieser Aktion ist es, die langfristigen Zinsen zu drücken, um den Immobilienmarkt zu stützen und damit die Wirtschaft in Schwung zu bringen.
Streit über die US-Schuldenobergrenze überschattet alles
Die US-Notenbank hatte im September, für viele völlig unerwartet, die unverminderte Fortsetzung dieses Anleihekaufprogramms verkündet. Geldanlage-Brief-Leser hingegen wurden von dieser Entscheidung nicht überrascht und kannten bereits die Gründe dafür.
Einer dieser Gründe war sicherlich der aktuelle Streit um die gesetzliche Schuldenobergrenze. Die USA rasen gerade darauf zu, dürfen diese aber nicht überschreiten. Am 17. Oktober, also am kommenden Donnerstag, wird sie nach Angaben des Finanzministeriums erreicht werden. Was dann geschieht, wenn bis dahin keine Einigung vorliegt, ist völlig unklar. Es wäre ein erstmaliges Ereignis in der Geschichte.
Kommt es bis Donnerstag zu einer Einigung?
Wie wichtig dieses Thema für die Finanzmärkte ist, zeigte sich bereits am vergangenen Donnerstag. Da reagierten die weltweiten Börsen sehr heftig auf einen Hoffnungsschimmer im US-Schuldenstreit. Republikanische Abgeordnete hatten eine Anhebung der Schuldenobergrenze um vorerst sechs Wochen angeboten. Und obwohl es mit diesem Angebot noch gar keine Lösung gab, machten die Börsen einen enormen Freudensprung. Der Dow Jones zum Beispiel erzielte den höchsten prozentualen Tagesgewinn seit Anfang Januar.
Wo werden die Märkte erst hintendieren, wenn eine finale Einigung erzielt wird?! Und wo, wenn es KEINE Einigung bis zum Donnerstag gibt?!
Fazit
Auf diese Marktreaktionen hatten wir vor einer Woche im Geldanlage-Brief hingewiesen, als wir schrieben: „Käme es allerdings zur erhofften Einigung in Washington, dann dürften die Börsen mit einem Freudensprung reagieren.“.
Ebenfalls sind wir bereits auf den „Government Shutdown“ (Schließung der Regierung) und dessen finanzielle und wirtschaftliche Auswirkungen eingegangen. Hier ist die Situation unverändert. Die USA ziehen weiterhin alle Blicke der Börsianer auf sich. Und die Verwerfungen am Markt könnten in dieser Woche noch größer werden.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Sven Weisenhaus