Es wird weiter massiv Überschussliquidität aufgebaut

Veröffentlicht am 21.11.2013, 12:27

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,3428 (07.32 Uhr), nachdem im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1,3415 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 100,68 In der Folge notiert EUR/JPY bei 135,20. EUR/CHF oszilliert bei 1,2320.

Es ist schon sportlich, was derzeit an lancierten Meldungen und Interpretationskunst geliefert wird.

Das Protokoll des Offenmarktausschusses der Federal Reserve ist in Verbindung mit den gestrigen Einlassungen seitens Bernankes und Yellens klar und eindeutig. Es steht mit höchster Wahrscheinlichkeit kein abrupter Lastwechsel in der Geld- und Liquiditätspolitik auf der Agenda. Dieser Lastwechsel wäre nur dann wahrscheinlich, wenn es zu einer deutlichen Belebung der US-Wirtschaft und des US-Arbeitsmarkt käme (nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ!).

Einige Marktteilnehmer mühen sich dank des einen oder anderen Außenseiters der Fed (Bullard) dieses Bild umzukehren. Das war und ist mehr als ambitioniert. Die damit erzielte Reaktion in Form eines festeren USD und schwächerer Aktienmärkte als auch gestiegener Renditen am US-Kapitalmarkt wirkt übrigens genau der Erholung der US-Wirtschaft, die ja Grundlage eines sukzessiven Ausstiegs aus den quantitativen Extremmaßnahmen sein soll, entgegen. „Food for thought!“

Mehr noch wird nicht ansatzweise über eine Reduzierung der massivsten historischen Überschussliquidität seitens der Federal Reserve gesprochen. Man redet über einen sukzessiven Ausstieg aus der Schaffung von weiterer Überschussliquidität, während Tokio seit April 2013 druckt, als gäbe es keinen nächsten Tag (60 Mrd. USD pro Monat).

Ergo darf man fragen, wo die Sachlichkeit im Diskurs aus NY und London und in der Folge an den Finanzmärkten gegeben ist?

Es wird weiter massiv Überschussliquidität aufgebaut. 145 Mrd. USD (USA 85/Japan 60) pro Monat sind kein Pappenstil. Ohne Fed wären es immer übrigens noch 60 Mrd. USD pro Monat!

Sollte nach den Erfahrungen der letzten 15 Jahre nicht eine Maxime lauten, etwas gesunden Menschenverstand an Finanzmärkten zu forcieren?

Zusätzlich erfreute Bloomberg den Markt mit der Meldung, wonach die EZB erwäge, den Einlagezins auf -0,1 % von derzeit 0,0% zu senken. Dabei handelt es sich um Spekulationen, die geschickt lanciert wurden. Diese Meldung brachte den Euro unter Druck. Ja, so ein Negativzins in Höhe von -0,1% nach zuvor 0,0% ist schon ein sehr überzeugendes Argument. Damit lässt sich die Kreditvergabe dann in den europäischen Reformländern drastisch ausweiten?

Nach dem gestrigen „Erlebnis“ könnte der Eindruck aufkommen, dass der Euro gegenüber dem USD von dem Niveau 1.38 – 1.40 ferngehalten werden soll. Der Gedanke ist politisch korrekt und ist auch charmant und freie Märkte sind klasse!

Dass in diesem Zusammenhang gestern das Edelmetall und die Währung ohne Fehl und Tadel Gold aggressiv abverkauft wurde, nehmen wir zur Kenntnis. Intern diskutieren wir die Frage, ob finanzielle Repression nur auf den Zins- und Währungsmarkt beschränkt ist … Seit die Überschussliquidität seitens der USA (Herbst 2012) und seitens Japans (seit 04/2013) massiv aufgebaut wird, kamen Gold und Silber unter aggressiven Verkaufsdruck. An Absurdität ist diese Bewegung nicht zu übertreffen.

Die Tatsache, dass das physische Metall sich dynamisch vom Westen in Richtung Fernost verabschiedet, belegt, dass man wenigstens in Peking etwas von Nachhaltigkeit versteht. Mehr noch verkürzen die Minen auf diesem Preisniveau das Angebot an Edelmetallen, während das Angebot an USD monatlich um 145 Mrd. USD steigt. Diese beiden Entwicklungen können nicht Grundlagen einer dauerhaften Trendwende sein. Manipulation in realwirtschaftlichen Märkten ist auf Dauer ungleich schwerer als in rein finanziellen Feldern ….

Das Thema Preisinflation spielt in den USA derzeit keine Rolle. Die Verbraucherpreise sanken per Oktober im Monatsvergleich um -0,1%. Die Prognose lag bei 0,0%. Im Jahresvergleich legten die Verbraucherpreise um 1,0% nach zuvor 1,2% zu. Die Kernrate (=endogene Inflation) verharrte bei 1,7% Im Jahresvergleich.
US-Verbraucherpreisindex
Die US-Einzelhandelsumsätze setzten per Oktober mit einer Zunahme um 0,4% im Monatsvergleich (Prognose 0,2%) positive Akzente. Der Vormonatswert wurde von -0,1% auf 0,0% revidiert. Im Jahresvergleich ergab sich ein nicht inflationsbereinigte Anstieg um 3,9% nach zuvor 3,4%.
US-Einzelhandelsumsätze Oktober
Der Absatz zuvor genutzter Wohnimmobilien sank per Oktober von zuvor 5,29 auf 5,12 Millionen Objekte in der annualisierten Fassung. Die Prognose lag bei 5,13 Mio. Objekten. Der Immobilienmarkt ist elementar für die Gesamtverfassung der US-Wirtschaft. Die sich abzeichnende Schwäche im Absatz seit Sommer 2013 steht im diametralen Widerspruch zu Erwartungen auf einen schnellen Ausstieg aus den quantitativen Maßnahmen seitens der Federal Reserve.
US-Verkäufe bestehender Häuser
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR/USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!

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