Sowohl veröffentliche Zahlen als auch technische Indikatoren sorgen am heutigen Dienstag für Brennstoff an den FX-Märkten. Positive Nachrichten aus China und Einzelheiten zur Senkung des an den realen Marktgegebenheiten orientierten Mindestreservesatzes durch die Volksrepublik China stärkten die Yuan- und Aussie-Bullen über Nacht; besser als erwartet ausgefallene Zahlen für die Industrie und das verarbeitende Gewerbe haben den GBP-Abverkauf in London begrenzt, der EUR zeigte in Frankfurt deutlich Schwäche, nachdem der EUR/USD die Unterstützungszone bei 1,3580/85 unterschritt. Aufgrund eines nur leicht gefüllten Wirtschaftskalenders von heute gehen wir davon aus, dass die Devisenkurse von technischen Indikatoren angetrieben werden.
Verkaufsdruck im EUR baut sich auf
Nachdem die Unterstützung bei 1,3580/85 während der europäischen Sitzung gebrochen worden war, lösten Stopps einen Rückgang im EUR/USD aus. Die zusätzlichen Lockerungsmaßnahmen der EZB machen sich allmählich in den Preisen bemerkbar; das technische Bild färbt sich rot ein. Der gleitende 21-Tagesdurchschnitt tauchte ab und fiel unter den gleitenden 200-Tagesdurchschnitt, was die technischen EUR-Bären auf den Plan ruft. Der MACD (12,26) ist nun bereit, für einen Eintritt in die bärische Zone und einen Tagesschluss unter 1,3560. Der Schlüsselunterstützungsbereich liegt bei 1,3477/1,3503 (Tief von 2014, Reaktionstief nach der EZB-Sitzung am 5. Juni). Dezente optionsgebundene Angebote zeigen sich im Bereich bei 1,3555/75.
Auf ähnliche Art und Weise ist der EUR/GBP auf 0,80648 abgestürzt (Reaktionstief vom 5. Juni) und bildete zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Newsletters ein Doppeltief. Ein Tagesschluss unter 0,80680 sollte gemäß der MACD-Analyse (12,26) ein kurzfristig bärisches Umkehrmuster herausbilden. Die Schlüsselunterstützung liegt bei 0,8000/03 (psychologische Unterstützung & Fibonacci 76,4% auf die Rallye von Juli 2012 bis Februar 2013 von 0,77552 auf 0,88151). Große Optionsbarrieren unter 0,81000/0,80750 werden wohl das Aufwärtspotential begrenzt halten.
Gute Zahlen aus China
Die jährliche Inflation in China zeigte im Mai eine Beschleunigung von 2,5%, die Kontraktion der Herstellerpreise verlor im selben Monat an Geschwindigkeit. Das Statistikamt in Peking vermeldet eine Verbesserung bei den Nahrungsmittelpreisen, was den chinesischen CPI auf ein 4-Monatshochs schickte. Da die Inflationswerte der Volksrepublik China leicht unter dem Gesamtjahresziel von 3,5% bleiben, gibt es Spielraum für weitere quantitative Lockerungsmaßnahmen, die das Wachstum in China weiter beflügeln sollten. Die chinesische Konjunktur wird 2014 erwartungsgemäß um 7,3% ansteigen (laut einer Umfrage von Bloomberg). Das ist der langsamste Anstieg seit Ende 1999/Anfang 2000. Der aktuelle Saldo der Leistungsbilanz bleibt im Verhältnis zum BIP auf dem niedrigsten Niveau seit 10 Jahren (ca. 1,95% im Dezember 2013, der beste Wert lag bei 9,70% Ende 2007) Diese Statistiken rechtfertigen neben anderen die Eingriffe der Volksrepublik über verschiedene Kanäle seit Jahresbeginn, hauptsächlich einem ausgeweiteten Handelsband für den Yuan, das Volatilität in beide Richtungen ermöglichen soll, und Programme für niedrigere Mindestreservesätze, die die Liquidität erhöhen sollen.
Über Nacht hat die Volksrepublik China weitere Einzelheiten über ihr zweites gezieltes Programm zur Senkung des Mindestreservesatzes bekanntgegeben, das sie am 30. Mai gestartet hatte.
Die gezielte Senkung des Mindestreservesatzes soll zu einer Liquidität in Höhe von ca. 58 Mrd. Yuan führen, indem die erforderlichen Reserven für Bankkredite für die Landwirtschaft und KMUs gesenkt werden. Die Senkung des Mindestreservesatzes im April hatte eine Liquidität von 55 Mrd. Yuan zur Folge, was zusammen mit den Devisenmaßnahmen bereits positive Auswirkungen auf die Handelszahlen Chinas hat. Die chinesischen Exporte erholten sich von ihrem Rückgang auf 18% aus dem Monat Februar und erreichten positives Terrain. Wir sehen aufgrund der Ausweitung der wachstumsorientierten Maßnahmen weitere Verbesserungen. Nebenbei möchten wir betonen, dass die Zentralbanken inzwischen zu Maßnahmen tendieren, die sich an der Realwirtschaft orientieren (so wie die EZB in der letzten Woche), um eine Möglichkeit zu finden, Liquidität in die Realwirtschaft fließen zu lassen. Die aktuellen Entwicklungen sind für die Stimmung der Anleger positiv. Wir erwarten eine stetige Fortsetzung der Konjunkturverbesserung und hoffen, dass die die Maßnahmen über die Finanzmärkte hinaus reichen werden.
Der Yuan legte im Vergleich zum USD in Hong Kong massiv zu und erreichte den Widerstandsbereich vom März/April (6,2000/6,2200), der Lockerungstrend sollte die Yuan-Bullen jedoch im Zaum halten, sobald die Begeisterung nachlässt. Technisch hat der Yuan noch etwas mehr Spielraum gegen den Dollar zu steigen, da die Indikatoren noch keinen "Überkauftalarm" auslösen: der RSI liegt bei 41% und das 30-tägige untere Bollinger Band bei 6,2197.
EURUSD Der EUR/USD verzeichnete am 5. Juni eine haussierende Innertagesumkehr. Die fehlende Anschlussaufträge und das aktuell tiefe Retracement weisen auf einen anhaltenden Verkaufsdruck hin. Widerstände liegen bei 1,3677 und bei 1,3734 (19.05.2014 Hoch). Stündliche Unterstützungen liegen nun bei 1,3583 (09.06.2014 Tief) und bei 1,3503 (05.06.2014 Tief). Längerfristig weist der Durchbruch durch den langfristig aufsteigenden Keil (siehe auch die Unterstützung bei 1,3673) auf eine eindeutige Verschlechterung der technischen Struktur hin. Das von der Doppeltop-Formation implizierte langfristige Abwärtsrisiko liegt bei 1,3379. Schlüsselunterstützungen liegen bei 1,3477 (03.02.2014 Tief) und bei 1,3296 (07.11.2013 Tief).
GBPUSD Der GBP/USD hat den Widerstand bei 1,6783 durchbrochen, wodurch eine kurzfristige Basisformation herausgebildet wird. Eine haussierende Tendenz wird bevorzugt, solange die Unterstützung bei 1,6781 (Tief vom 06.06.2014) hält. Stündliche Widerstände liegen bei 1,6845 und bei 1,6882. Eine weitere Unterstützung befindet sich bei 1,6693. Trotz des Durchbruchs des längerfristig ansteigenden Kanals weist das Fehlen eines erheblich baissierenden Umkehrmusters allerdings auf ein begrenztes Abwärtsrisiko hin. Folglich wird eine mittelfristig haussierende Tendenz begünstigt, solange sich die Unterstützung bei 1,6661 (15.04.2014 Tief) hält. Ein wichtiger Widerstand liegt bei 1,7043 (05.08.2009 Hoch).
USDJPY Der USD/JPY ist schwach, bleibt aber bisher in seinem ansteigenden Kanal. Beobachten Sie die stündliche Unterstützung bei 102,12 (Tief vom 06.06.2014, siehe auch den ansteigenden Kanal). Eine weitere Unterstützung liegt bei 101,76 (02.06.2014 Tief). Stündliche Widerstände liegen bei 102,65 (09.06.2014 Hoch) und bei 103,02. Eine langfristig haussierende Tendenz wird begünstigt, solange die Schlüsselunterstützung bei 99,57 (19.11.2013 Tief) hält. Beobachten Sie den vom gleitenden 200-Tagesdurchschnitt (bei rund 101,55) und 100,76 (04.02.2014 Tief) markierten Unterstützungsbereich. Ein wichtiger Widerstand liegt bei 110,66 (15.08.2008 Hoch).
USDCHF Der USD/CHF hat die durch das 38,2% Retracement (0,8910) implizierte Unterstützung bisher erfolgreich getestet. Die starke baissierende Umkehr am 5. Juni allerdings dürfte ein kurzfristiges Anstiegspotenzial begrenzen. Tatsächlich liegt ein erheblicher Widerstand jetzt bei 0,9037. Weitere Unterstützungen liegen bei 0,8883 (15.05.2014 Tief) und bei 0,8841. Langfristig betrachtet weist der haussierende Ausbruch aus dem Schlüsselwiderstand bei 0,8953 auf das Ende der großen Korrekturphase hin, die im Juli 2012 begonnen hatte. Das von der Doppelboden-Formation implizierte langfristige Aufwärtspotenzial liegt bei 0,9207. Ein Schlüsselwiderstand liegt bei 0,9156 (21.01.2014 Hoch).