Da wir ein Volk der Meckerer und Nörgler sind, bedienen die Medien lediglich diese Mentalität und verbreiten primär möglichst schlechte Nachrichten. Sie greifen hierzulande nur dann ein Thema auf, wenn es das Potential zu einem Aufreger hat. Daher dürften wohl nur die wenigsten mitbekommen haben, dass die Rettungsmaßnahmen in Europa längst Früchte tragen.
Renditen von Staatsanleihen der Krisen-Staaten haben erträgliches Niveau erreicht
Im Gegensatz zu den Schwellenländern mit eigener Währung, die derzeit wegen Währungsturbulenzen ebenfalls in eine Krise geraten, sind die Länder in Europa bzw. in der Euro-Zone besonders wegen dem Euro gezwungen, unangenehme Reformen durchzuführen. Und dies hat inzwischen dazu geführt, dass die hohen Renditen bei Staatsanleihen der Krisenländer, die überhaupt erst die diversen Rettungsmechanismen erforderlich gemacht haben, längst auf ein erträgliches Niveau gesunken sind.
Italien und Irland leihen sich Geld zu rekordtiefen Zinsen
In Irland und Italien wurden sogar rekordtiefe Zinsen gemeldet. So leihen Investoren dem hochverschuldeten Staat Italien inzwischen wieder frisches Geld zu so günstigen Konditionen wie noch nie seit Einführung des Euro. Für eine Staatsanleihe mit 15-jähriger Laufzeit begnügten sich die Anleger bei einer kürzlich erfolgten Auktion mit einer Rendite von 3,85%, bei dem Bond mit dreijähriger Laufzeit mit 1,12%.
Irland macht seinem Namen als Vorzeigeland der Euro-Krisenstaaten alle Ehre. Die Regierung platzierte bei der ersten regulären Anleiheauktion seit 2010 eine Zehn-Jahres-Anleihe über eine Milliarde Euro zum Zins von 2,967% - ein Rekordtief. Die Nachfrage bei der Anleiheauktion war so hoch, dass sie ausgereicht hätte, um fast dreimal so viele Papiere am Markt zu verkaufen. - Auf dem Höhepunkt der Krise hatte Irland noch fast 14% Zinsen für seine Staatsanleihen zahlen müssen.
Beruhigung der Märkte war ein erstes (Etappen-)Ziel
Nun werden Sie sagen können, dass dies kein Erfolg von Reformen ist, sondern auf die Rettungsmaßnahmen selbst zurückzuführen ist, weil diese die Märkte beruhigt haben. Dann antworte ich, dass genau dies ja durchaus ein erstes Ziel der Rettungsmaßnahmen war – quasi ein Etappenziel. Die gesamten Maßnahmen sollen an diversen Stellschrauben drehen, die dann zu einer Gesamtlösung führen. Man kann aber auch Erfolge zu sehen, die eindeutig den erzwungenen Reformen zugeordnet werden können.
Griechenland erzielt 2,9 Milliarden Euro Primärüberschuss
So hat der griechische Staat erstmals seit Ausbruch der Schuldenkrise mehr eingenommen als ausgegeben. Der sogenannte Primärüberschuss habe 2013 bei 2,9 Milliarden Euro gelegen, sagte ein hoher Funktionär des Finanzministeriums gestern in Athen.
Nun wurden bei diesem Wert die enormen Zinszahlungen für die Staatsschulden ausblendet, so dass man den Überschuss als geschönt bezeichnen könnte. Doch entscheidend ist auch, was mit diesem Geld passiert. So soll eine Milliarde Euro für die Rückzahlung der griechischen Schulden verwendet werden. Mit einer weiteren Milliarde Euro sollen noch offene Rechnungen beglichen werden und 370 Millionen Euro sollen für ein Programm zur Minderung der Lohnnebenkosten verwendet werden, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.
Das klingt alles sehr nach einem vernünftigen Vorgehen, welches langfristig zu einem Schuldenabbau und damit wieder zu einem soliden Haushalt führen kann. Dies bleibt sicherlich abzuwarten und ist ein noch jahrelang anhaltender Prozess, von dem man nun nicht abweichen darf. Aber es ist ein Beispiel für erfolgreiche Reformbemühungen und für das sich lohnen von Hilfestellungen.
Euro-Krise beschert der Deutschen Bundesbank 4,6 Milliarden Euro Gewinn
Ein weiteres Beispiel macht sich beim deutschen Steuerzahler bemerkbar. So hat die Euro-Krise der Deutschen Bundesbank auch 2013 wieder einen satten Gewinn beschert. Wie schon im vergangenen Jahr waren die viel geschmähten Target2-Kredite sowie die nur unter Protest erworbenen Staatsanleihen von Peripherieländern bei den erzielten 4,6 Milliarden Euro Gewinn die wichtigste Ertragsstütze.
Staatsanleihen von Ländern wie Italien, Spanien, Irland und Griechenland, die die Bundesbank als Teil des Eurosystems im Rahmen des 2012 beendeten Securities Markets Programme (SMP) gekauft hat, zahlten sich mit 2,6 Milliarden Euro aus. In 2012 waren es bereits sogar fast 2,9 Milliarden gewesen.
Unzählige weitere Beispiele für den Erfolg der Rettungsmaßnahmen
Es gibt unzählige weitere Beispiele für den Erfolg der Rettungsmaßnahmen, der eindeutigste ist aber letztlich der Euro selbst. Die Gemeinschaftswährung pendelt schon seit rund 10 Jahren in einer breiten Range seitwärts um die 1,40 US-Dollar herum.
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Für eine Währung, die bereits für tot gehalten wurde, ist dies eine erstaunlich stabile Entwicklung.
Man darf auch nicht vergessen, dass der Euro bei Einführung mit rund 0,85 US-Dollar an den Start ging und trotz Euro-Krise heute deutlich höher notiert. Dies gilt auch im Vergleich zu anderen Währungen, um gleich dem Argument vorwegzugreifen, der US-Dollar sei lediglich noch schwächer als der Euro.
Ich Ihnen viel Erfolg
Sven Weisenhaus