Am 5. März haben wir in unserem Börsennewsletter „Geldanlage-Brief“ zuletzt auf die europäischen Wirtschaftsdaten geblickt. Ähnlich wie heute tagte damals die Europäische Zentralbank (EZB) nur einen Tag später, so dass die Analyse der Konjunkturdaten im Hinblick auf Notenbanksitzung erfolgte und Hinweise darauf bringen sollte, wie sich die EZB verhalten könnte.
Preisentwicklung sprach für Zinssenkung, die übrigen Daten dagegen
Unser damaliges Fazit lautete, dass die Daten eine Patt-Situation lieferten. Bei der Preisentwicklung gab es deflationäre Hinweise, die eine Zinssenkung nötig erschienen ließen, in den weiteren Daten, wie den Frühindikatoren oder den Zahlen zum Baugewerbe, zum Einzelhandel und dem Arbeitsmarkt, ließ sich aber eine konjunkturelle Erholung ablesen, die eine Zinssenkung überflüssig machten.
Letztlich traf EZB-Chef Mario Draghi damals wiederholt die Aussage, dass die Währungshüter weitere Informationen benötigen und daher noch abwarten.
EZB nahm abwartende Haltung ein - Situation heute unverändert
Knapp einen Monat später, also heute, sieht es unverändert aus. Die Preisdaten schreien nach weiteren geldpolitischen Maßnahmen, doch die Konjunktur nimmt weiter Fahrt auf, weshalb weitere Liquidität nicht zwingend benötigt wird.
Sinkende Erzeugerpreise – aber nur wegen rückläufiger Energiepreise
Die Verbraucherpreisrate sind in Europa zuletzt nur noch mit +0,5% gewachsen. Damit haben sie aber zumindest noch ein positives Vorzeichen hat, während die Erzeugerpreise der Industrie längst sinken. Zum Vormonat lag die Rate im Februar sowohl im Euroraum (ER18) als auch in der EU28 bei minus 0,2%. Bereits im Januar waren die Preise in beiden Gebieten um 0,3% gesunken. Noch dramatischer ist die Situation im Vergleich zum Vorjahr. Hier gingen die Erzeugerpreise im Euroraum um 1,7% und in der EU28 um 1,6% zurück.
(Quelle: Eurostat)
Aber, genau wie bei den Verbraucherpreisen, war auch hier lediglich der Rückgang der Preise im Energiesektor (im Euroraum -0,5% zum Vormonat, -4,4% zum Vorjahr) für den starken Rückgang im Februar verantwortlich. Ohne den Energiesektor sind die Preise in der Industrie im Monatsvergleich stabil geblieben.
Baugewerbe – Aktivität steigt um 7,3% bzw. 8,8% zum Vorjahr
Dagegen ist die saisonbereinigte Produktion im Baugewerbe im Januar 2014 gegenüber Dezember 2013 im Euroraum (ER18) um 1,5% und in der EU28 um 1,3% gestiegen. Wie wir am 5. März bereits berichteten, hatte die Produktion im Baugewerbe schon im Dezember um 1,3% bzw. 1,2% zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Produktion im Baugewerbe im Januar sogar im Euroraum um 8,8% und in der EU28 um 7,3%.
(Quelle: Eurostat)
Was ebenfalls erfreulich ist und auf eine fortschreitende Erholung der europäischen Wirtschaft hindeutet: Die Arbeitslosenrate ist in der EU28 von 10,7% auf 10,6% im Februar weiter gesunken.
(Quelle: Eurostat)
Warum dies besonders erfreulich ist? Weil die Arbeitslosenquote zu den Spätindikatoren gehört. Und diese Entwicklung passt zu dem, was wir hier zuvor mehrfach schrieben. Die Frühindikatoren/Stimmungsindikatoren hatten bereits monatelang eine Erholung angezeigt. Anschließend ließ sich eine mögliche Trendwende in Daten wie der Produktion im Baugewerbe oder im Einzelhandelsumsatz ablesen. Nun zieht auch noch die Arbeitslosenquote nach und sinkt langsam aber stetig. Selbst für Griechenland wurde nach 27,8% im November 2013 ein Rückgang der Arbeitslosigkeit auf 27,5% im Dezember 2013 gemeldet.
Wirtschaftliche Erholung in Europa dürfte sich fortsetzen
Und glaubt man den aktuellen Frühindikatoren, dann wird sich die wirtschaftliche Erholung in Europa fortsetzen. Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert im März bei 53,0 und damit weiterhin komfortabel über der Schwelle von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird. Der Geschäftsklimaindex für die Eurozone ist im März auf 0,39 gestiegen, nach 0,36 im Vormonat. Und der Gesamtindex für die Geschäfts- u. Verbraucherstimmungder Eurozone notiert im März bei 102,4, nach zuvor 101,2. Der Gesamtindex für alle EU-Mitgliedsstaaten notiert im Berichtsmonat bei 105,3, nach zuvor 105,0.
Eine Zinssenkung der EZB war fraglich
Betrachtet man die hier besprochenen Wirtschaftsdaten, dann kommt man unweigerlich zu der Erkenntnis, dass eine Zinssenkung durch die EZB keineswegs sicher war, obwohl der Markt hierauf spekulierte. Nur wenn der Rat der Meinung gewesen wäre, dass sich die Preisspirale weiter nach unten dreht und der Abwärtsdruck durch die Energiepreise nicht nur temporärer Natur ist, hätte die EZB neue Maßnahmen beschlossen.
Das „Geldanlage Premium Depot“ ist entsprechend aufgestellt
Wir vom "Geldanlage-Brief" hatten dies im Vorfeld der Sitzung für unwahrscheinlich gehalten und teilten dies unseren Lesern gestern bereits mit. Zudem hatten wir daher auch unser „Geldanlage Premium Depot“ entsprechend aufgestellt. Ein Wertpapier, welches von steigenden Zinsen bzw. einem sinkenden Bund Future profitierte, wurde heute mit einem Gewinn von über 12% nach nur 15 Tagen im Depot verkauft.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Geldanlage
Sven Weisenhaus