Nachdem die jährlichen Wachstumsraten des Produzenten von innovativen Software-Lösungen für online-Casinos Ende 2021 nach mehreren Jahren exorbitanten Wachstums langsam begannen nachzulassen, ging es mit dem Aktienkurs zunächst steil bergab. Seitdem bewegt sich die Aktie in einer volatilen Spanne seitwärts. Das Unternehmen wächst jedoch nach wie vor, wenn auch nicht mehr in dem atemberaubenden Tempo, und im Zahlenverlauf der letzten Quartale ist eine Stabilisierung zu erkennen. Grund genug, sich die Aktie genauer anzuschauen.
Mit innovativen Software-Lösungen für Betreiber von online-Casinos hat Evolution (ST:EVOG) (ISIN: SE0012673267) aus Stockholm sich international einen Namen gemacht, als führender Anbieter von Live-Casinos und RNG-Spielen, wie Slots, virtuellen Tischspielen und Instant-Win-Spielen. Der Konzern setzt dabei auf ein B2B-Geschäftsmodell und bietet seine Software den Betreibern von online-Casinos zur Nutzung an. Dabei fallen gut planbare Umsätze an, in Form von Lizenzgebühren und umsatzbasierten Provisionen. Das Unternehmen, das 2006 gegründet wurde und seit 2017 an der Börse notiert ist, hat seitdem eine beeindruckende Wachstumsstory vorzuweisen, teilweise mit Wachstumsraten von über 100 %.
2021 bekam die Wachstumsstory jedoch erste Risse, als die Wachstumsraten langsam begannen abzunehmen. Der Aktienkurs brach daraufhin um fast die Hälfte ein, nachdem die Aktie in den Vorjahren zeitweise beim 60-Fachen des Gewinns je Aktie notiert hatte. Obwohl Umsatz und Gewinn weiter wuchsen, endeten mehrere deutliche Erholungsversuche der Aktie zwischen 2022 und 2024 mit Gewinnmitnahmen. Eine Rückkehr zum vorherigen Bewertungsniveau gelang nicht.
Grundsätzlich ist anzumerken, dass Evolution zu über 60 % in unregulierten Märkten aktiv ist. In zahlreichen asiatischen Ländern – wo Evolution einen Großteil seiner Umsätze erwirtschaftet – ist Glückspiel teilweise oder ganz verboten. In anderen Ländern gibt es beispielsweise monatliche Einzahlungsgrenzen für Glücksspielkonten. Zwar ist weltweit eine Tendenz zur Liberalisierung erkennbar, aber das Risiko unerwarteter regulatorischer Maßnahmen bleibt bestehen.
Q3/24 überzeugt mit Rekordmargen und stabiler Wachstumsrate
Nicht nur die Wachstumsraten bei Evolution waren über Jahre exorbitant, auch die Gewinnmarge ist seit Jahren außergewöhnlich hoch und liegt seit 2020 im Durchschnitt bei 57 %, zumeist sogar bei ca. 60 %. In der hohen Marge spiegelt sich der entscheidende Wettbewerbsvorteil von Evolution wider, der durch technologischen Vorsprung und Innovationen zustande kommt. Evolution bietet beispielsweise Live-Casinos mit Croupiers und maßgeschneiderte Lösungen für Plattformbetreiber an. Hinzu kommt, dass Evolution gut vernetzt ist und eine starke Reputation bei Online-Casino-Betreibern hat. Zu Gute kommen dem Geschäftsmodell letztlich auch die hohen regulatorischen Anforderungen an neue Wettbewerber.
Dass Evolution nach wie vor eine herausragende Marktstellung inne hat, konnte der Konzern mit den Zahlen für Q3/24 einmal mehr unter Beweis stellen. Operative Marge und Gewinnmarge lagen mit 73 und 63,3 % wieder auf Rekordniveau. Insbesondere Letztere war in den ersten beiden Quartalen aufgrund der nach wie vor erhöhten Steuerbelastung unter Druck gekommen. Die jüngsten Expansionsaktivitäten haben außerdem zu einer erkennbaren Stabilisierung der Wachstumsrate geführt. Über die letzten 3 Quartale lag diese konstant bei rund 15 %, nachdem diese seit Ende 2021 (105 %) sukzessive zurück ging.
Wachstumspotenzial noch nicht ausgeschöpft
Einig sind sich Analysten darüber, dass für das Geschäftsmodell von Evolution noch erhebliches Wachstumspotenzial besteht. Evolution setzt dabei nicht nur auf organisches Wachstum, sondern hat in den letzten Jahren regelmäßig Wettbewerber übernommen. Derzeit erwirtschaftet Evolution den größten Teil seiner Umsätze in Europa (39 %) und Asien (38 %). Die Umsätze in Nordamerika spielen mit einem Anteil von 12 % bislang eine untergeordnete Rolle, konnten aber im Vorjahresvergleich um 18 % zulegen, während die Umsätze in Asien um 17 % und die in Europa um immerhin 11 % zulegen konnten.
Online-Glückspiel wird insgesamt als neuer Megatrend betrachtet und insbesondere Glücksspiel auf dem Smartphone erfreut sich steigender Beliebtheit. Derzeit wird der weltweite Online-Glücksspielmarkt auf ca. 77 Mrd. USD geschätzt. Bis 2032 soll er auf 178 Mrd. USD anwachsen, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von ca. 11 %. Das größte Wachstumspotenzial wird für Nordamerika prognostiziert.
Analysten rechnen damit, dass Evolution bis 2027 rund 3 Mrd. USD Umsatz erwirtschaften wird. 2024 sollen es rund 2,1 Mrd. USD werden, was einem annualisierten Umsatzwachstum von ca. 18 % entsprechen würde (Vj: 23 %). Die Stimmung bei Analysten ist trotzdem gemischt. Von 16 durch Refinitiv befragten Analysten empfehlen aktuell 8 die Aktie zum Kauf, 6 raten zum Halten und zwei zum Verkauf. Die Kursziele liegen zwischen 69 und 153 EUR.
Nach den Höhenflügen 2021 bei KGVs vom 60-Fachen des Gewinns hat sich das Bewertungsniveau zwischenzeitlich wieder deutlich reduziert. Gemessen am prognostizierten Gewinn je Aktie (unbereinigt) von 5,34 EUR je Aktie für 2024 notierte der Höchstkurs 2024 gerade noch bei einem KGV von 23, der Tiefstkurs des Jahres bei einem KGV von 13. Die Schwankungsbreite – also die Differenz zwischen minimalem und maximalem KGV – hat sich 2023 und 2024 deutlich reduziert gegenüber den Vorjahren und betrug einen Wert von 10.
Für die Ermittlung unseres Einstiegskurses legen wir das niedrigste KGV der letzten sechs 6 Jahre zu Grunde, das bei 12 lag, davon ausgehend, dass spätestens hier eine Stabilisierung stattfindet. Für die Berechnung des Kursziels addieren wir die Schwankungsbreite der letzten beiden Jahre hinzu, in der Erwartung, dass auch diese sich nicht weiter reduziert, da sie 2023 und 2024 gegenüber den Vorjahren bereits deutlich geringer war. Damit kommen wir auf ein KGV von 22. Auf Basis des geschätzten Gewinns von 6,12 EUR je Aktie für 2025 (Analystenkonsens) berechnen wir mit KGVs von 12 und 22 einen Einstiegskurs von 73 EUR und ein Kursziel von 134 EUR.
Charttechnik
Seit dem starken Kurseinbruch im November 2021 verläuft die Aktie in einer volatilen Spanne zwischen 70 und 125 EUR seitwärts. Aktuell unternimmt die Notierung erneut einen Stabilisierungsversuch im Bereich von 70 EUR, knapp unterhalb der Oberkante des seit März 2024 andauernden Abwärtstrends. Bereits kurz nach Bekanntgabe des Zahlenwerks für Q3/24 war die Notierung mit einem Ausbruchsversuch gescheitert und wieder zurückgefallen. Gelingt die Bodenbildung, dann dürfte in den nächsten Wochen ein erneuter Ausbruchsversuch aus der genannten Abwärtsbewegung erfolgen.
Ein erfolgreicher Ausbruch wäre als positiver Indikator für die weitere Kursentwicklung zu werten. Sollte die Bodenbildung nicht gelingen und das letzte Tief aus Dezember bei ca. 69,30 EUR unterschritten werden, dann wäre dies als Signal für weitere Abgaben zu interpretieren. Es würde sich Abwärtspotenzial eröffnen bis 65 EUR (offenes Intraday-GAP aus 2020) oder sogar bis zu den Unterstützungen bei 60 und 50 EUR. Die relative Stärke (RSI) auf Basis von 14 Wochen notiert aktuell bei einem Wert von 33,6 und hatte zuletzt bereits im überverkauften Bereich (
Fazit
Für uns bestehen keine Zweifel daran, dass die Wachstumstory von Evolution weiterhin intakt ist. Auffällig ist allerdings, dass der Markt auf das ausgesprochen positive Zahlenwerk für Q3/24 nicht mit nachhaltigen Kursanstiegen reagiert hat. Uns fehlt es daher an einem positiven Impuls für die weitere Kursentwicklung. Auch aus technischer Sicht liegt noch kein eindeutiges Signal vor, das eine Kaufentscheidung begründen würde. Auf Basis des geschätzten Gewinns für 2025 von 6,12 EUR je Aktie halten wir die Aktie zwar für stark unterbewertet, stufen diese aufgrund der genannten Unsicherheiten zunächst jedoch ein mit Halten. Bis zu unserem Kursziel bei 134 EUR sehen wir eine Gewinnchance von 81 %. Nicht unbeachtet lassen sollten Anleger die dem Geschäftsmodell zugrunde liegenden regulatorischen Risiken.
Investmentidee(n) auf Evolution
Diese Erwartungshaltung können mutige Anleger zu einem Turbo-Kauf nutzen. Allerdings kann man auch bei diesem Trade trotz Hebel vorsichtig agieren. So lässt sich der Investmentbeitrag stückeln, also etwa nur die Hälfte des vorgesehenen Betrags investieren. Daher haben wir einen moderat gehebelten Turbo ausgewählt: das Papier mit der ISIN DE000MD077C6. Mit einem Hebel von 2,9 vollzieht der Turbo die Kursbewegungen in der Evolution-Aktie nach oben und unten um den Faktor 2,9 nach.