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Exportstopp in Guinea: Droht eine Aluminiumkrise?

Veröffentlicht am 24.10.2024, 08:32
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Durch Lieferunterbrechungen in Guinea und bei weiteren wichtigen Produzenten wird Aluminiumoxid knapp. Dies treibt die Preise und setzt die Margen der Aluminiumhütten unter Druck. Droht der Welt eine größere Aluminiumkrise?

Die Preise für Aluminiumoxid sind diese Woche auf ein Rekordhoch gestiegen. Der Cash-Kontrakt an der London Metal Exchange (LME) notierte am Dienstag bei 637,83 USD. Am 30. August lag der Kurs noch bei 502,67 USD: Ein Anstieg um rund 27 %. Im selben Zeitraum legte der Aluminiumpreis von 2.463 USD auf 2.609 USD zu – ein Anstieg um lediglich 6 %.

Aluminiumoxid: Anteil am Aluminiumpreis steigt von 15 % auf 25 %

Aluminiumoxid ist der wichtigste Rohstoff für die Herstellung von Aluminium. Der Preis des Rohstoffs im Verhältnis zum Endprodukt stieg in den letzten Wochen damit von gut 20 % auf knapp 25 %. Anfang 2024 lag das Verhältnis noch bei 15 %.

Aluminiumoxid entsteht durch die Raffination von Bauxit und wird zu reinem Aluminium geschmolzen. Die Preissteigerungen setzen die Margen der Aluminiumhütten unter Druck. Trafigura warnte bereits Anfang des Monats, dass die Preise eine Belastung darstellten und zudem der wichtigste Faktor im Hinblick auf die Marktaussichten seien.

Die Preisentwicklung ist vor allem auf den Bauxitmarkt zurückzuführen, der mit einer Reihe von Lieferunterbrechungen in diesem Jahr kämpfen musste. Zuletzt hatte der weltweit größte Produzent Guinea die Bauxitexporte von Emirates Global Aluminium durch Zollmaßnahmen blockiert und damit eine mittelschwere Panik an den Märkten ausgelöst.

Die Aluminiumpreise stiegen nach Bekanntwerden der Blockade um bis zu 2,7 %, während die Aluminiumoxid-Futures in Shanghai um 4,2 % auf 4.553 Yuan (644 Dollar) pro Tonne zulegten – den höchsten Stand seit ihrer Einführung im Juni 2023.

Zuvor hatten die Schließung der Kwinana-Raffinerie von Alcoa (NYSE:AA) in Australien und die Erklärung höherer Gewalt durch Rio Tinto (LON:RIO) in den Raffinerien in Queensland aufgrund von Gasknappheit das Angebot beeinträchtigt. Auch China war aufgrund von Bauxitknappheit im Zuge von Umweltinspektionen mit Lieferengpässen bei Aluminiumoxid konfrontiert.

Chen Xinlin, leitender Berater bei Wood Mackenzie, kommentierte Anfang Oktober: "Die Aluminiumoxidpreise werden kurzfristig durch den Mangel an inländischem Bauxit in China, die hohen Preise für importiertes Bauxit und die starke Nachfrage gestützt".

Aluminiumoxid: Trotz Produktionsausweitung dürften Preise nicht schnell sinken

Zur stärkeren Nachfrage kommt es, weil die chinesischen Aluminiumoxidproduzenten angesichts der erhöhten Preise ihre Produktion hochfahren. Im Jahr 2024 werden 6,4 Millionen Tonnen zusätzlicher Kapazitäten erwartet. 

Das bedeutet allerdings nicht, dass Aluminiumoxid in nächster Zeit billiger wird. Die Lagerbestände an Aluminiumoxid in chinesischen Häfen sind auf den niedrigsten Stand seit mindestens 2015 gesunken. Die Nachfrage ist groß: Mysteel Global zufolge stehen die Käufer vor Aluminiumoxidwerken sprichwörtlich Schlange.

Die erhöhte Aktivität macht sich auch im Terminhandel bemerkbar. Der Handel mit Aluminiumoxid-Futures hat in Shanghai deutlich an Volumen zugelegt. Die LME verzeichnete bereits Anfang Oktober eine deutliche Ausweitung der Spreads im Oktober-Aluminiumkontrakt. Eine Backwardation-Situation kündigt typischerweise physische Knappheit an. Die Spreads gehen allerdings auch auf eine Konzentration der LME-Aluminiumbestände in Lagerhäusern im malaysischen Hafen Klang zurück.

Droht eine Aluminiumkrise?

Droht eine Aluminiumkrise? Im schlimmsten Fall müssten Aluminiumhütten ihre Produktion tatsächlich drosseln, um Verluste zu begrenzen. Das würde die Metallversorgung verknappen und einen Anstieg der Aluminiumpreise begünstigen. Dies gilt insbesondere für die Hütten in der Volksrepublik: China ist bei der Bauxitversorgung in hohem Maße auf Guinea angewiesen.

Ob es tatsächlich zu Produktionskürzungen kommt, ist allerdings ungewiss. Die meisten Analysten glauben, dass durch eine rechtzeitige Behebung der Störungen insbesondere in Australien genug Angebot auf den Markt gelangen sollte, um keine Hütten schließen zu müssen.

Duncan Hobbs vom Metallhandelshau Concord Resources glaubt zwar, dass "der Aluminiumoxidmarkt von einem viel größeren Defizit als allgemein angenommen" aus wieder ins Gleichgewicht gelangen müsse. Dennoch rechnet er mit einer deutlichen Entspannung und sinkenden Preisen in den kommenden zwölf Monaten.

Auch die Lage in Guinea wird sich früher oder später entspannen. Seit 2021 versucht die herrschende Militärjunta des Landes mehr aus der Bauxitproduktion herauszuholen, indem sie Bergbauunternehmen dazu zwingt, auch in Aluminiumoxidanlagen im Land zu investieren.

Die Analysten Colin Hamilton und George Heppel von BMO Capital Markets sehen in den blockierten Exporten "wahrscheinlich eine Art Erpressung der Bergbauunternehmen, um sowohl die Lizenzgebühren auf Bauxit zu erhöhen als auch die Investitionen in versprochene Aluminiumoxid-Raffinerien in Guinea zu beschleunigen".

Vor allem chinesische Investitionen in Guinea haben in der letzten Dekade zu einem Anstieg der Bauxitproduktion in dem westafrikanischen Land geführt. Chinas Industrie – die rund 60 Prozent der weltweiten Tonerde und des Aluminiums produziert – deckt mittlerweile 70 % ihres Importbedarfs aus dem Land.

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