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EZB belässt Zinssatz auf Rekordtief von null Prozent

Veröffentlicht am 20.04.2022, 15:35

Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt

Die Devisenmärkte verlieren die Geduld mit der EZB. Die Währungshüter ließen einmal mehr offen, wann sie mit höheren Zinsen gegen die Inflation vorgehen. Daraufhin fiel der Euro auf den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren.

Die Akteure hatten sich zumindest eine Geste erhofft. Einen lockeren Willen, auf die Inflationsängste der Europäer zu reagieren. Doch die Währungshüter der Eurozone hatten nicht einmal einen Strohhalm in der Hand für all jene, die auf eine Reaktion der Europäischen Zentralbank (EZB) gehofft hatten.

Die EZB will die Zinsen „irgendwann“ anheben

Von „irgendwann“ war bei der EZB zu hören – wenn das Anleihekaufprogramm beendet wäre. Der Euro stürzte nach dieser Nachricht in die Tiefe. Die Gemeinschaftswährung fiel unter die Marke von 1,08 US‑Dollar – den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren. Jetzt wächst offensichtlich die Gefahr, dass der Euro Schaden nimmt, wenn die europäischen Währungshüter weiterhin untätig bleiben. Schlimmer noch: Ein schwacher Euro erhöht den Inflationsdruck, weil die meisten Rohstoffe in Dollar gehandelt werden, was den Einkauf verteuert. Und das wiederum würde die EZB in eine noch unangenehmere Lage bringen.

Scharfe Kritik Richtung EZB

Einige Kritiker sprechen von einem möglichen Reputationsschaden für die wichtige europäische Institution, sollte die EZB weiterhin zögern, das Ende der Zinssätze einzuleiten. Sie verweisen in diesem Zusammenhang auf die massiven Inflationsfehldiagnosen der EZB‑Ökonomen.

Der Ökonom Prof. Dr. Friedrich Heinemann stellt unterdessen die These auf, dass der Wunsch nach einer Fortsetzung der Niedrigzinspolitik Einfluss auf die verzerrte Inflationsprognose hat und nicht umgekehrt.

Und Helmut Scheweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), äußerte sich ebenfalls in diesem Sinne. Er forderte u. a. die EZB auf, die Inflation in der Eurozone nicht weiter in ungeahnte Höhen steigen zu lassen. Dabei wies er darauf hin, dass die Zentralbanker in den letzten Jahren die drohende Deflation abgewehrt hätten. Nun müssten sie durch eine restriktivere Geldpolitik ähnlich entschlossen gegen die Inflation im Euroraum vorgehen.

Ein weiteres Abwarten sei riskant, warnte auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Er wies darauf hin, dass die Inflationserwartungen der Menschen umso höher werden, je länger die EZB an ihrer lockeren Geldpolitik festhält, und dass sich die Inflation dauerhaft verfestigen wird. Krämer fordert eine Anhebung des Leitzinses auf ein neutrales Niveau, das er bei etwa zweieinhalb Prozent sieht.

Die Händler an den Devisenmärkten stimmen mit den Füßen ab

Im laufenden Jahr hat der Euro mehr als fünf Prozent seines Wertes gegenüber dem Dollar verloren. Über einen Zeitraum von zwölf Monaten hat er sogar zehn Prozent seines Wertes eingebüßt. Damit ist die Gemeinschaftswährung sogar schwächer als der Rubel, der im Jahresverlauf nur knapp acht Prozent gegenüber dem Dollar verloren hat. Die EZB‑Präsidentin, die an Corona erkrankt ist und die Pressekonferenz von ihrem Homeoffice aus abhielt, ließ den Zeitpunkt der Zinserhöhungen offen. Sie sagte, die Zinswende werde irgendwann nach dem Ende der Anleihekäufe kommen. Irgendwann könne eine Woche danach oder Monate später bedeuten, sagte Christine Lagarde. Die Formulierung soll der EZB die nötige Flexibilität geben. Zumindest deutete sie an, dass die Anleihekäufe im dritten Quartal zu Ende sein könnten. Ob das im Juli oder im September sein wird, ließ sie allerdings offen.

Wirtschaftslage in Amerika laut EZB nicht mit der Eurozone vergleichbar

Auch den Einwand, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen bereits angehoben habe, ließ die EZB-Chefin nicht gelten. Die wirtschaftliche Lage im Euroraum sei nicht mit der in Amerika vergleichbar. Die Löhne seien in den USA viel stärker gestiegen als in der Währungsunion. Außerdem sei Europa viel stärker als die USA von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine betroffen.

Offenbar wurde die EZB auch selbst von den heftigen Reaktionen der Ökonomen und Händler am Devisenmarkt überrascht. Noch am Donnerstagabend berichtete der Finanzdienst Bloomberg, dass sich unter den EZB-Ratsmitgliedern ein Konsens herausgebildet habe, den Leitzins im dritten Quartal um 25 Basispunkte anzuheben. Der Euro konnte sich daraufhin leicht erholen und kletterte wieder knapp über die Marke von 1,08 Dollar.

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