Wir haben es derzeit mit einer ziemlich speziellen Marktsituation zu tun. Diese führte zu teils ungewöhnlichem Kursverhalten.
Aktien- und Rentenmarkt im Gleichklang
So konnten zum Beispiel die Aktienmärkte (DAX) zeitgleich mit den Rentenmärkten (Bund Future) Kursgewinne verbuchen (siehe Chart, DAX oben, Bund Future unten), was unüblich ist.
Gewöhnlich verhalten sich die beiden Märkte gegenläufig.
DAX und Dow uneins
Und während der DAX in dieser Woche Gewinne verbuchen konnte, kamen die US-Indizes nicht vom Fleck (siehe zweiter Chart).
Der DAX (rot) legte um rund 2,6 % zu, gleichzeitig pendelten der S&P500 (hellblau) und der Dow Jones (blau) lediglich seitwärts, der Nasdaq100 verlor sogar mehr als 2 %.
Auch dies ist eher unüblich, denn meist folgt der DAX den US-Märkten.
Krim-Krise und Zinsspekulationen verzerren die Märkte
Warum dies so ist, kann nicht vollständig geklärt werden. Offenbar ist ausländisches Kapital verstärkt nach Deutschland geflossen. Vielleicht wurde Kapital wegen der Krim-Krise aus dem Osten zurück in den Westen geholt.
Hinzu kamen neue Spekulationen, die EZB könne auf ihrer nächsten Sitzung doch noch eine Zinssenkung beschließen oder auf anderem Wege weitere Liquidität zur Verfügung zu stellen. Grund für diese Erwartung der Anleger sind schlechte Inflationszahlen aus der EU. In Frankreich stagnieren die Konsumausgaben, in Spanien sinken die Preise, und auch in Deutschland geht die Inflationsrate zurück. So lag sie im März nur noch bei 1,0 %, nach 1,2 % im Februar und 1,3 % im Januar.
Die Palette reicht von negativen Leitzinsen bis „Quantitative Easing“
Die geldpolitischen Spekulationen trieben bereits zu Wochenbeginn die Kurse, weil Bundesbank-Chef Jens Weidmann am Dienstag Wertpapierkäufe der EZB nicht mehr kategorisch ausschloss. Zusätzlich ließen wieder einmal schwache Daten zur Kreditvergabe die Investoren darauf hoffen, dass die EZB auf ihrer nächsten Ratssitzung am kommenden Donnerstag zumindest irgendetwas beschließt. Dabei reicht die Palette möglicher Maßnahmen von einem negativen Leitzins bis zu einem wie auch immer ausgestalteten Quantitative Easing.
Trotz neuer Zinsfantasie ist der Goldpreis gefallen
Doch warum geriet der Goldpreis dann so stark unter Druck, wo doch sonst ein Mehr an Liquidität für höhere Edelmetallpreise steht?!
Auch dies ist ein eher ungewöhnliches Kursverhalten.
Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass die Reduzierung der Anleihekäufe durch die Fed schwerer wiegt als die bislang nur theoretische Möglichkeit neuer Maßnahmen durch die EZB.
Neben der EZB werden auch die US-Arbeitsmarktdaten in den Fokus rücken
Neben der EZB werden in der kommenden Woche auch die monatlichen US-Arbeitsmarktdaten für den März in den Fokus rücken. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Zahlen am Freitag liefert bereits wie üblich am Mittwoch um 14:15 Uhr der Arbeitsmarktbericht der privaten Agentur Automatic Data Processing Inc. (ADP).
Die Woche wird also wieder einiges zu bieten haben. In welche Richtung die Kurse dabei ausschlagen werden, hängt von den Ergebnissen der einzelnen Termine und insbesondere von der Interpretation der Märkte ab. Es wird spannend!
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Geldanlage
Sven Weisenhaus