Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1168 (07:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1103 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,59. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122,39. EUR-CHF oszilliert bei 1,1011.
Die erste EZB-Sitzung unter der Führung der neuen EZB-Präsidentin Lagarde brachte keine Änderungen in der Zinspolitik. Der Leitzins (0,0 %), Einlagensatz (-0,5 %) und Spitzenrefinanzierungszins (0,25 %) bleiben unverändert auf ihren bisherigen Rekordtiefs. Die bisherige Geldpolitik wurde hingegen bestätigt. Erst wenn die Inflationserwartungen sich wieder nachhaltig dem Inflationsziel der EZB von zwei Prozent annähern, werden die Zinsen angehoben und die Anleihekäufe zuvor beendet werden.
Sollte es sich bei der über Jahre genommenen Medizin um das falsche Medikament handeln, wird dies also trotzdem weitergenommen, bis die Symptome abklingen. Zu Risiken und Nebenwirkungen schauen Sie bitte auf ihre Sparbuchverzinsung oder in die Bilanz ihrer Bank oder Sparkasse.
Relevant wird die für das nächste Jahr angekündigte strategische Überprüfung der Geldpolitik. Diese soll auch in 2020 abgeschlossen werden. Einbezogen werden dabei auch die Politik und akademische Kreise. Während wir letztem offen gegenüberstehen, ist es fraglich, on eine Einbeziehung der Politik sinnstiftend ist. Die Vergangenheit zeigt, dass von dieser vor allem Projekte im Eigeninteresse angeregt werden. Der an Zentralbanken gerichtete Wunsch liegt dabei regelmäßig in niedrigen Zinsen und einer erhöhten Geldmenge. Dies soll bequem die Konjunktur anstoßen ohne schmerzvoll die Strukturen verändern zu müssen.
Christine Lagarde hat bereits mehrfach so auch auf der Pressekonferenz - eine Ausweitung der Fiskalpolitik für manche Länder angeregt. Vorstellbar ist, dass die Reise Richtung notenbankfinanzierter Staatsausgaben geht. Der Deckmantel des Klimaschutzes würde direkt für die Mehrheitsfähigkeit einer solchen Politik sorgen. Klimaschutz ist aber eine unerledigte Hausaufgabe der Politik, nicht der Notenbank. Wir sind gespannt, wohin die Reise geht.
Handelsstreit
Ein Abschluss des ersten Abschnittes des Handelsstreits steht kurz bevor. Einigkeit herrscht bei den Konditionen, aber der Abschlusstext ist noch nicht finalisiert worden. Damit scheint die Zollerhöhung zum 15.12.2019 abgewendet.
UK-Wahl
Im Vereinigten Königreich hat die jüngste Wahl für klare Verhältnisse gesorgt. Die Konservativen errungen 358 von 650 Sitzen und gewannen damit die absolute Mehrheit. Wir begrüßen das klare Ergebnis: Reisende soll man ziehen lassen. Die Zeit wird zeigen, ob Großbritannien sich strukturell ins Abseits schießt und ohne die Staatengemeinschaft der EU nicht die notwendige Größe hat, um langfristig wettbewerbsfähig zu sein. Oder ob die Flexibilität eines kleineren Staates diese Nachteile überwiegen kann. Wir sind von der ersten Variante überzeugt, aber wünschen dem UK alles Gute auf seinem Weg nach dem Brexit.
Zentralbankpolitik
Überrascht haben gestern die Zentralbanken der Türkei und Ukraine. Beide Länder haben die Leitzinsen stärker gesenkt, als von den Marktteilnehmern erwartet. Die türkische Zentralbank muss dabei aufpassen, dass sie ihr Blatt nicht überreizt. Gesenkt hat sie die Leitzinsen überraschend deutlich um 200 BP (LON:BP) von 14 % auf 12 %. Die erwartete Inflation für 2020 liegt bei 11,8 %. Der Realzins sinkt damit deutlich. Zwar hat sich die Leistungsbilanz durch die Abwertung der türkischen Lira wieder verbessert. (2018:-3,7 % des BIP; 2019:-0,2 % des BIP), die Auslandsinvestitionen werden aber den Einbruch aus diesem Jahr (-13,1 %) nicht so schnell ausgleichen. Der langfristigen Gesamtentwicklung förderlicher wäre eine Senkung um nur 100 BP gewesen. Ein höherer Realzins bietet Anreize für Investitionen auf dem Kapitalmarkt, der Effekt auf Währung und Kaufkraft ist positiv. Ein Blick auf die Politik der russischen Zentralbank zeigt den Erfolg einer solchen Vorgehensweise.
Die starke Senkung der Leitzinsen von 15,50 % auf13,50 % in der Ukraine passt dagegen in das gesamtwirtschaftliche Bild. Die Inflationsrate lag bereits in 2019 bei ca. 8,5 % und sollte in 2020 weiter rückläufig sein. Die positive Realverzinsung bietet also genug Investitionsanreize. Negative Wirkungen auf die Währung nimmt die gebeutelte Exportwirtschaft dankend an, eine positive Wirkung auf die Leitungsbilanz (-3 % zum BIP) wäre angebracht.
Frohe Weihnachtsrallye
Am 15.12. beginnt, wenn wir der Historie glauben wollen, die Jahresendrallye. Über die letzten 30 Jahre hinweg stieg der DAX im Zeitraum vom 15. Dezember bis zum 04. Januar um 3,02 %. 24 Gewinnjahre stehen dabei 6 Verlustjahren gegenüber. Selbst der US-Präsident hat sich alle Mühe gegeben diese pünktlich anzustoßen.
In diesem Sinne verschieden wir uns in die Weihnachtszeit und wünschen Ihnen besinnliche Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bleiben Sie uns treu und freuen sich mit uns auf den nächsten FOREX-REPORT im neuen Jahr, der am 06.01.2020 erscheinen wird.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem US-Dollar favorisiert. Ein Durchbrechen der Unterstützungszone bei 1.0850 1.0900 negiert den positiven Bias des EUR.
Viel Erfolg!