Jeder, der sich einmal daran versucht hat, den Markt auf längere Zeit zu schlagen, hat beim Lesen des Titels wahrscheinlich das Gesicht verzogen. Sie wissen aus eigener Erfahrung, was für eine schwere Aufgabe dies ist. Studien zeigen, dass nur rund 1% der aktiven Händler es tatsächlich schaffen, den populärsten Referenzindex—den S&P 500 zu schlagen.
In 2007 ging Warren Buffett bekanntermaßen eine Wette ein, dass ein Vanguard S&P 500 Indexfonds einen Korb von Hedgefonds in einem Zeitraum von 10 Jahren in den Schatten stellen würde.
Buffett gewann diese Wette mit Leichtigkeit, da der S&P 500 im Jahr netto 7,1% erwirtschaftete, während es bei den Hedgefonds lediglich 2,2% waren. Das lässt die Frage aufkommen, wieso ist es so schwer, den Markt zu schlagen?
Die Markteffizienzhypothese
Auch ‘EMH’ genannt, behauptet diese Investmenttheorie, dass der Markt die gesamte derzeit bekannte Information widerspiegelt und es daher unmöglich ist, den Markt auf Dauer zu schlagen. Dieser Prämisse nach, gibt es keine unter- oder überbewerteten Wertanlagen; alles wird genau zum richtigen Preis gehandelt. Als Ergebnis, gibt es keinen Spielraum oder Chancen zur Erzielung von Extragewinnen.
Und dennoch haben es einige geschafft, immer wieder lukrative Investmentchancen zu erkennen, sodass die Wirklichkeit eher zu sein scheint, dass während der Markt in einem gewissen Maße effizient ist, er keineswegs perfekt ist. Im Großen und Ganzen preist der Markt die Dinge korrekt, aber hier und da macht er Fehler. Und diese Fehler könnten es möglich machen, eine Überrendite, den Alpha zu verdienen.
Allerdings sind die Schwierigkeiten damit noch nicht zu Ende.
Selbst wenn es möglich ist...
Um den Markt zu schlagen, muss man anders als die anderen Marktteilnehmer agieren. In der Vergangenheit war ein Weg dies zu tun, relevante Informationen zu bemerken, die von anderen nicht wahrgenommen wurden. Aber dies war in den Tagen bevor Informationen frei erhältlich waren und zu einer Zeit, in der Angebote wie Bloomberg Terminal noch nicht existierten.
Heutzutage ist der Wettbewerb an den Finanzmärkten schärfer als je zuvor und kommt von zwei Fronten: Erstens, die meisten professionellen Investoren haben Zugang zu denselben Daten in Echtzeit und sind in der Lage Algorithmen zu nutzen, um sofort zu handeln und zweitens, die Wall Street ist die Heimat von einigen der hellsten Köpfe in der Finanzwelt und da es bei jeder Transaktion einen Käufer und einen Verkäufer geben muss, ist es keine leichte Sache, sich schlauer als alle anderen anzustellen.
Nicht viele Aktien übertreffen den Markt
Ein weiterer Grund aus dem es so schwer ist, den Markt zu schlagen ist, dass nicht viele Aktien besser als der breitere Markt laufen. Eine Studie von 2017, die an der Arizona State University erstellt wurde, fand heraus, dass vier von sieben Stammaktien über ihre Existenz hin eine Rendite, die unter der von US-Staatspapieren mit einmonatiger Laufzeit liegt.
Die Studie zeigte ebenfalls, dass seit 1926, die besten 4% aller an der Börse gelisteten Unternehmen den Nettogewinn des gesamten Aktienmarktes generierten. In 2018 hätten dazu zum Beispiel Advanced Micro Devices (NASDAQ:AMD), Netflix (NASDAQ:NFLX) und Amazon (NASDAQ:AMZN) gehört, deren Kurse um 103%, 62% bzw. 49% stiegen, während der breitere S&P 500 seinen Anlegern einen Verlust von 6,5% einbrockte.
Der Aufbau eines abweichenden Portfolios erhöht aber die Chancen, dass ein Investor eine der 4% Aktien außen vor lässt, dies seine Rendite hinter den breiteren Markt zurückfallen lassen würde. J.B Heaton erklärt dies in “Wieso Indexieren funktioniert (Why Indexing Works)”, wie, in einem Szenario mit 5 Aktien, wenn 4 von diesen 10% erwirtschaften und eine 50%, der gesamte Markt eine Rendite von 18% abwirft—und jedes Portfolio ohne die eine bessere Aktie dahinter zurückbliebe.
Emotionen
Die Tatsache, dass der Markt es schwer macht, ihn zu schlagen ist nicht der einzige Grund, aus dem die meisten daran scheitern. Wir sind letztlich alle nur Menschen und handeln häufig nicht finanziell optimal, als wir auf emotionale Auslöser regieren. In der Tat sind die Folgen von Angst und Gier umfassend dokumentiert.
Die neue Erwartungstheorie (prospect theory), die von den Nobelpreisgewinnern Kahenman und Tversky formuliert wurde, zeigt, dass der Verlust von 100 USD einen stärkeren negativen Effekt hat, als der Gewinn von 100 USD einen positiven. Menschen sind risikoscheu und diese Tendenz lässt uns die falschen Entscheidungen im Hinblick auf Risiko und Ertrag treffen, was unvermeidlich negative Folgen für die erzielten Renditen hat. In der gleichen Weise, in der Menschen, denen ein möglicher Gewinn vorschwebt, das Risiko ausblenden und sich auf längere Sicht anfällig für die negativen Folgen machen.
Gebühren und Steuern
Und das ist noch längst nicht alles. Um es mit Benjamin Franklin zu sagen, an den Finanzmärkten, kann nichts als sicher angesehen werden, außer Gebühren und Steuern. Buffets erwähnte Wette war auf die Nettorendite, nach Abgaben. Buffett wählte einen steuerbegünstigten börsengehandelten Fonds, während Hedgefonds und aktive Händler höhere Kapitalertragssteuer auf ihren höheren Umschlag führt naturgemäß zu substanzielleren Steuerabgaben.
Gleichermaßen fallen auf Umschläge Gebühren an und diese sind ein weiterer gewichtiger Grund, aus denen viele Investoren daran scheitern, den Markt zu schlagen. Ein bestimmter Prozentsatz Ihres Handelskapitals geht für Gebühren drauf, was sie mit Renditen über denen des Marktes kompensieren müssen. Je stärker Sie handeln, desto höher sind die Gebühren und daher, desto höher die Überrendite, die sie erzielen müssen — und wir haben oben schon festgestellt, dass das Verdienen von Alpha keine einfache Aufgabe ist.
Schlussfolgerung
Und angesichts dieses mehrschichtigen Hindernisses, das die Investoren überwinden müssen, ist es überhaupt möglich, den Markt zu schlagen? Investors wie Warren Buffet und Peter Lynch — ein starker Verfechter einer Kaufen-und-Halten Investmentstrategie — haben beide ihre Vermögen gemacht, in dem sie die Gewinner unter den Aktien herausgepickt haben und den Markt auf lange Zeit geschlagen, was beweist, dass es zu schaffen IST. Aber es ist nie einfach gewesen und jetzt mehr denn je braucht es die richtige Kombination von Können, Glück, ausgeglichener Persönlichkeit und guter Buchführung. Unglücklicherweise ist dies für die meisten Sterblichen in frustrierend schwer zu erreichen.
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