Das Eingehen von Risiken ist nicht mehr notwendig, wenn man eine Rendite erzielen will.
Vor nicht allzu langer Zeit hieß es „Cash is Trash - Bargeld ist Schrott“, weil Sparkonten keine Rendite mehr abwarfen. Das war natürlich die Absicht der Federal Reserve nach der „Finanzkrise“ - in der Hoffnung, dass die Aufblähung der Vermögenspreise sich auf das Wirtschaftswachstum auswirken würde.
Da die Wirtschaft durch „Konsum“ angetrieben wird , glaubte die Fed, dass die Förderung der „Vermögensinflation“ zu mehr „Vertrauen“ und damit zu Wirtschaftswachstum führen würde. Das hat Ben Bernanke 2010 zu diesem Thema gesagt:
„Lockerere finanzielle Bedingungen werden das Wirtschaftswachstum fördern. So werden beispielsweise niedrigere Hypothekenzinsen das Wohnen erschwinglicher machen und mehr Hausbesitzern die Möglichkeit zu einer Refinanzierung geben. Niedrigere Zinsen für Unternehmensanleihen werden Investitionen fördern. Und höhere Aktienkurse werden den Wohlstand der Verbraucher steigern und ihr Vertrauen stärken, was wiederum die Ausgaben ankurbeln kann.“
Leider entsprach das Ergebnis nicht den Vorstellungen. Stattdessen stagnierte das Wirtschaftswachstum, und das Wohlstandsgefälle eskalierte.
Um dieses Missverhältnis klarer darzustellen: Die reichsten 10 % der Haushalte kontrollieren heute 68 % des gesamten Vermögens. Die folgenden 40 % verfügen über 29 % und die ärmsten 50 % besitzen nur 3 %.
Anhand dieser Daten lässt sich leicht nachvollziehen, warum der Ruf nach Sozialismus heute so laut wird.
Eine neue Bedrohung
Es gibt ein Problem mit dem Kalkül der Fed. Angesichts der Tatsache, dass 10 % der Amerikaner das meiste Vermögen besitzen, ist die Bereitschaft, Geld auszugeben, rückläufig. Sobald diese Personen ein Haus oder mehrere Häuser gekauft, eingerichtet, Autos gekauft, Reisen unternommen hatten usw., gab es keinen Grund mehr, noch mehr Geld auszugeben.
Das Einkommen der reichsten 10 % bis 20 % floss also in die Ersparnisse. Umgekehrt leben die ärmsten 80 % der Bevölkerung von Löhnen und Gehältern. Aus diesem Grund ist die Verschuldung der Verbraucher explodiert, einfach nur um den Lebensstandard aufrechtzuerhalten.
Ein weiterer Nebeneffekt der geldpolitischen Interventionen war die Deformation der Vermögensmärkte. Diese Maßnahmen führten dazu, dass die Top-10-Prozent der Einkommensbezieher 85 % des Finanzmarktvermögens besaßen.
Wenn diese Grafik überhaupt eine gute Nachricht enthält, dann nur die, dass der Bärenmarkt von 2022 nur minimale Auswirkungen auf die untersten 90 % der Amerikaner hatte, weil sie keine Risiken hatten.
Allerdings sieht sich die Fed nun einer neuen Bedrohung gegenüber.
Paradoxon der Sparsamkeit
Wie bereits erwähnt, war es das ursprüngliche Ziel der Fed, die Sparzinsen so weit zu senken, dass sich die Bürger nach anderen Alternativen umsehen würden. Der Grund dafür ist das „Sparparadoxon“, das besagt:
„Das Sparparadoxon oder Paradoxon der Ersparnisse ist eine Wirtschaftstheorie, die besagt, dass persönliche Ersparnisse während einer Rezession eine Nettobelastung für die Wirtschaft darstellen.“ - Investopedia
Die von John Maynard Keynes aufgestellte Theorie besagt, dass die richtige Reaktion auf eine wirtschaftliche Rezession mehr Ausgaben, mehr Risikobereitschaft und weniger Ersparnisse sind. Genau das war die Grundlage für Ben Bernankes Entscheidung, die Zinssätze auf Null zu senken und die Wirtschaft nach der „Finanzkrise“ mit geldpolitischen Anreizen zu überschwemmen.
Die Senkung der Zinssätze auf Null trieb zwar die Preise für Vermögenswerte in die Höhe, führte aber nicht zu einem organischen Wirtschaftswachstum oder einer Inflation. Die Inflation und das Wirtschaftswachstum explodierten ERST, als die Fed Schecks direkt an die ärmsten 80 % der Einkommensbezieher schickte, die von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck leben.
Nach dem Ende der fiskalischen Impulsgeber kehren die Wachstumsraten nun zu ihrem organischen Trend zurück. Hier ist zu beachten, dass die derzeitige Wachstumsrate unter dem langfristigen Trendwachstum vor 2000 und 2007 liegt.
Doch während die Maßnahmen der Fed die Wirtschaft vor einer potenziell weitaus schlimmeren Rezession bewahrt haben, steht sie nun vor einem potenziell weitaus größeren Problem. Da die „Sparzinsen“ auf US-Geldmarktkonten und Schatzanweisungen allmählich die 5 %-Marke überschreiten, wird den Sparern nun eine echte Alternative zum „Risiko“ geboten.
Und so bringt das „Paradoxon der Sparsamkeit“ die Fed in die unerfreuliche Zwickmühle, entweder die Zinssätze zu erhöhen, um die Inflation zu senken, oder - wieder einmal - Geld aus den Ersparnissen zu quetschen, um die Wirtschaftstätigkeit anzukurbeln.
Steigende Geldmarktguthaben sind problematisch
Laut Daten der Fed sitzen derzeit 5 Bio. USD Dollar in Geldmarktfonds. (Beachten Sie, dass die Guthaben jedes Mal steigen, wenn die Fed einen Straffungszyklus startet.)
Die Fed steht vor einer schwierigen Entscheidung, wenn das „Sparparadoxon“ das Wirtschaftswachstum bremst.
Derzeit ist es in Ordnung, die Zinssätze zu erhöhen, um die Inflation zu bekämpfen, indem Anreize für Sparer geschaffen werden, keine Risiken einzugehen und das Wirtschaftswachstum zu verlangsamen. Problematisch wird es jedoch, wenn die Rezession kommt. Dann muss sich die Fed entscheiden, ob sie den Wirtschaftsabschwung bekämpfen oder die Zinsen auf Null senken und damit Billionen von US-Dollar aus den Ersparnissen zurück in den Markt zwingen will.
Da die meisten dieser Ersparnisse den bestgestellten 10 % der Einkommensbezieher gehören, wird eine Senkung der Zinsen das Wohlstandsgefälle leider noch weiter verschärfen.
Während die US-Notenbank gelegentlich Besorgnis über das „Wohlstandsgefälle“ und „spekulative Marktrisiken“ heuchelt , ist das wirkliche Problem das Unvermögen, für ein „organisches“ Wirtschaftswachstum zu sorgen. Angesichts der Verschuldung, die zur Aufrechterhaltung des derzeitigen Wirtschaftswachstums erforderlich ist, hat die Fed keine andere Wahl, als in den sauren Apfel der Monetarisierung der Bundesschulden auf unbestimmte Zeit zu beißen.
Die Wahl zwischen zwei Übeln
Das lässt nur ZWEI mögliche Ergebnisse zu, die nicht gut sind.
- Powell & Co. senken die Zinsen gen Null. Da die demografische Alterung die Renten- und Sozialsysteme belastet, wird die Verschuldung die Inflation und das Wirtschaftswachstum abwürgen. Der Zyklus, der vor fast 40 Jahren begann, wird sich fortsetzen, wenn die USA das „Japan-Syndrom“ übernehmen.
- Das zweite Ergebnis ist weitaus schlimmer: eine wirtschaftliche Entkopplung, die zu einem massiven Schuldenabbau führt. Eine solche Entwicklung begann 2008, wurde aber durch Interventionen der Zentralbank abgewendet. Im Jahr 2020 hat die Fed den Deleveraging-Prozess erneut gestoppt. Beide Ereignisse führten zu einem noch stärker verschuldeten System.
Wir wissen heute, dass steigende Schulden und Defizite das organische Wachstum hemmen. Die massive Verschuldung auf dem Rücken der Steuerzahler wird nur dafür sorgen, dass die Fed schließlich wieder auf Null zurückgehen muss.
Angesichts der aktuellen Renditen an den Geldmärkten ist es zwar nicht mehr notwendig, Risiken einzugehen, aber wenn Sie ein Sparer sind, würde ich Ihnen empfehlen, sich Ihre Zinssätze lieber früher als später zu sichern. Die Geschichte ist ziemlich eindeutig, was die zukünftigen Ergebnisse der aktuellen Maßnahmen der Fed angeht.
Die Förderung des Wirtschaftswachstums durch steigende Schuldenstände ist nur dann sinnvoll, wenn ein „Wachstum um jeden Preis“ allen Bürgern gleichermaßen zugute kommt. Leider ist ein großer Unterschied zwischen Wachstum und Wohlstand festzustellen.
Eine Inflationspolitik, die die Sorge um die Schuldenlast minimiert und gleichzeitig das Wachstum dieser Last beschleunigt, fordert einen hohen Tribut an die wirtschaftliche und soziale Stabilität.
Die Vereinigten Staaten sind nicht immun gegen soziale Verwerfungen. Die Ursache dieser Probleme wird dadurch verschlimmert, dass die Öffentlichkeit nicht versteht, was hier geschieht.
Solange die Geldpolitik der Fed nicht öffentlich diskutiert und geprüft wird, macht sie weiter so - und die Probleme nehmen zu.