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Die Notenbanker steigen mit einer großen Zinssenkung in den Lockerungszyklus ein – wohl auch aus Sorge, die Unterstützung für den Arbeitsmarkt könnte zu spät kommen. Welche weiteren Zinsschritte stehen an – in den USA und in anderen Ländern?
Damit startet die Fed ihren geldpolitischen Lockerungskurs mit einer vergleichsweise großen Zinssenkung. Zuvor war ungewiss, ob der Leitzins um 25 oder 50 Basispunkte sinken würde. Im Anschluss an die Bekanntgabe notierten die Aktienmärkte dennoch leicht niedriger. Die Erwartung der Zinssenkungen hatte den Kursen im Vorfeld der Sitzung Auftrieb gegeben - der der Dow Jones erreichte am Montag einen neuen Rekordstand.
Federal Reserve sorgt sich um den Arbeitsmarkt
Die Notenbank sorgt sich um den Arbeitsmarkt, der zuletzt Anzeichen einer Schwäche zeigte. Die Arbeitslosenquote lag im August bei 4,2 % - nach 3,7 % im Januar.
„Wir sind entschlossen, die Stärke unserer Wirtschaft aufrechtzuerhalten“, sagte Fed-Chef Jerome Powell auf der an die Sitzung anschließenden Pressekonferenz. Die Fed sei zuversichtlich, „mit einer entsprechenden Neuausrichtung (…) die Stärke des Arbeitsmarktes aufrechterhalten“ zu können.
Ökonomen sehen innerhalb der Notenbank durchaus die Sorge, zu spät mit der geldpolitischen Lockerung begonnen zu haben. Die starke Zinssenkung ist in dieser Interpretation als Eile zu verstehen. „Die Senkung um 50 Basispunkte deutet darauf hin, dass die Fed über den Arbeitsmarkt besorgt ist“, kommentierte etwa Dean Maki, Chefökonom des Hedgefonds Point72 Asset Management.
Die pensionierte Cleveland-Fed-Chefin Loretta Mester sieht es ähnlich: „„Die Fed wurde dafür kritisiert, dass sie zu langsam mit Zinserhöhungen begonnen hat. Natürlich will sie nicht erneut dafür kritisiert werden, dass sie zu spät dran ist. Sie konzentriert sich wirklich darauf, ein Soft Landing zu erreichen.“
Ausblick: Wo stehen die Zinsen im nächsten Sommer?
Die wichtigere Frage für Anleger: Wie geht es nun weiter? Am Mittwoch veröffentlichte Daten zeigen, dass eine knappe Mehrheit der Mitglieder des Offenmarktausschusses bei den Sitzungen im November und Dezember Senkungen um jeweils mindestens 25 Basispunkte für geboten hält.
Das FedWatch Tool der CME sieht die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 25 Punkte bei der nächsten Sitzung im November mit 62,2 % am höchsten an. Nach der Sitzung am 18. Dezember wiederum erwartet der Markt gemessen an den 30-Tage-Fed-Funds-Futures-Preisen des Tools mit einer Wahrscheinlichkeit von 47,8 % eine Zinsspanne von 400-425 Punkten. Dies würde bedeuten, dass die Fed den Leitzins bei den beiden kommenden Terminen zusammen um 75 Punkte senkt.
Interessant ist ein Blick in die etwas fernere Zukunft. Für Juni rechnet der Markt mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 80 % mit einem Zinsniveau im Bereich von 275 bis 350 Basispunkten.
US-Zinssenkung als Signal für andere Notenbanken
Die Zinssenkung dürfte ferner Einfluss auf die Geldpolitik in anderen Ländern nehmen. Zwar haben einige große Zentralbanken, darunter jene der Eurozone, Großbritanniens und Kanadas, den Lockerungszyklus bereits vor der Fed eingeleitet. Andere Länder wie Indien, Südkorea und Südafrika zögerten bislang mit Zinssenkungen.
Diese Länder fürchten bei geldpolitischen Lockerungen, die denen der Fed vorausgehen, eine Schwächung ihrer nationalen Währungen. Eine Abwertung am Devisenmarkt aber kann Importpreise erhöhen und dadurch Inflationsdruck erzeugen.
JPMorgan (NYSE:JPM) geht davon aus, dass die indische Notenbank im nächsten Monat die Zinsen senken wird und die Notenbanken Südkoreas und Thailands noch in diesem Jahr folgen. Am Mittwoch hatte etwas überraschend bereits die indonesische Zentralbank die Zinsen gesenkt - allerdings in Erwartung eines entsprechenden Schrittes in den USA.