Keine Metapher ist wahrscheinlich abgedroschener, als die von der Punsch-Bowle, die die Federal Reserve vom Tisch nehmen soll, wenn die Konjunktur-Party so richtig in Schwung kommt, obwohl echte Punsch-Bowlen aus der Mode gekommen sind und jüngere Anleger möglicherweise keine Ahnung haben, was das genau ist.
Die Chefin der Fed von San Francisco Mary Daly sagte letzte Woche, dass sich Anleger keine Sorgen machen sollten, denn "wir werden die Bowle nicht präventiv vom Tisch nehmen".
Kommunikationsfeuerwerk und Zusicherungen einer zügigen Erholung
Die Notenbanker der Fed haben letzte Woche ein Kommunikationsfeuerwerk mit gleichgeschalteten Reden über die Notwendigkeit von Geduld abgefackelt. Ihr Ziel: die Dynamik der Wirtschaft sich selbst zu überlassen und den Spaß nicht vorzeitig zu verderben.
Die Metapher von der Bowle wird dem langjährigen Fed-Vorsitzenden William McChesney Martin zugeschrieben, der 1955 sagte, die Fed sei da als:
"...Anstandsdame, die die Bowle entfernen lässt, sobald die Party richtig losgeht."
Der ehemalige Fed-Vorsitzende beanspruchte den Vergleich jedoch nicht für sich, sondern schrieb ihn einem namenlosen Schriftsteller zu.
In ihrer Fragestunde in der letzten Woche fügte Daly hinzu, dass das Wegnehmen der sprichwörtlichen Punsch-Bowle "etwas ist, das vielleicht in der Vergangenheit funktioniert hat, jetzt aber definitiv nicht mehr funktioniert, und wir entschlossen sind, diese Bowle oder die finanzielle Akkommodierung beizubehalten, bis die Arbeit vollständig erledigt und wirklich fertig ist."
Der Chef der Atlanta Fed, Raphael Bostic, vermied die Bowlen-Metapher voll und ganz, bestand jedoch darauf, dass das der Offenmarktausschuss der Fed (Federal Open Market Committee, FOMC) keine Spekulationen will, die die Dynamik der Wirtschaft dank der lockeren Geldpolitik untergraben könnten.
Die Fed wird den Geldhahn so lange offen lassen, bis die Genesung "endgültig abgeschlossen" ist, wie es der stellvertretende Vorsitzende der Fed Richard Clarida ausdrückte, der Dalys Bemerkung fast wörtlich wiederholte.
Er wischte die Warnungen des ehemaligen Finanzministers Larry Summers und des ehemaligen Chefökonomens des Internationalen Währungsfonds, Olivier Blanchard, beiseite, dass die Rekordausgaben der Regierung die Voraussetzungen für eine höhere Inflation schaffen. Seiner Ansicht nach stellen die Defizite kein "langfristiges, anhaltendes Inflationsrisiko" dar.
Der Präsident der Richmond Fed, Thomas Barkin, sagte gegenüber Reuters, er wolle sich über den Zeitpunkt einer eventuellen Änderung der Geldpolitik nicht "den Kopf zerbrechen", bis die realwirtschaftlichen Daten darauf hinweisen, dass die Zeit gekommen ist.
Diese Gelassenheit der Zentralbank veranlasste einige Analysten, ein anderes müdes Klischee zu verwenden - die Bemerkung der Hockeylegende Wayne Gretzky: "Ich laufe dorthin, wo der Puck sein wird, nicht dorthin, wo er war." Einige Anleger verlangen von der Fed einen ähnlichen Spielansatz.
Der Präsident der Chicago Fed Charles Evans, jagt nicht diesem schwer fassbaren Puck hinterher - er macht sich mehr Sorgen darüber, nicht rückwärts zu gehen. "Wir werden nicht einfach einen Schritt zurück machen, nur weil wir hoffen und eine Prognose haben, dass wir nahe dran sind", sagte er in einer virtuellen Diskussion darüber, wann sich die Fed veranlasst sehen könnte, zu handeln, sobald die Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnt.
Der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, meinte am Donnerstag, dass massive fiskalische Impulse und die über Erwarten erfolgreiche Impfkampagne die Erholung viel schneller beschleunigt haben als zunächst angenommen. Er betonte jedoch, dass die Fed ihre Vorkehrungen beibehalten werde, bis die Wirtschaft fast vollständig wiederhergestellt ist, und sich nur langsam und nach eindeutiger Vorwarnung zurückziehen werde.
Er verglich das Handeln der Fed zur Bekämpfung der Pandemie mit der Evakuierung von Dünkirchen. "Es war an der Zeit, in die Boote zu steigen und abzulegen, nicht die Inspektionsprotokolle und ähnliches zu überprüfen, sondern einfach in die Boote zu steigen und abzulegen."
Und er bereut nichts, obwohl er gewarnt hat, dass die Ausweitung der Bilanz durch die Fed und andere Maßnahmen zu Problemen führen werden. Er sagte:
"Letztendlich denke ich, dass das, was wir getan haben, in dieser Krise seinen Zweck erfüllt hat, um weitaus Schlimmeres zu verhindern."
Das klingt vielleicht etwas eigennützig. In der Tat sind die Anleger weniger zuversichtlich als Powell oder die FOMC-Mitglieder, wie kurzzeitig ein Anstieg der Inflation sein wird.
Da die Inflationserwartungen konstant über 3% liegen, sagen viele Analysten, dass die Fed der Kurve hinterherläuft und im nächsten Jahr mit Zinserhöhungen beginnen muss - nicht erst in 2024, wie die meisten Notenbanker meinen.