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Fed Watch: Powell beteuert, das Geld bleibt billig, aber die Investoren sind nicht überzeugt

Veröffentlicht am 02.03.2021, 06:14
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Fed-Chef Jerome Powell muss einen besseren Job machen als bei seiner Anhörung vor dem Kongress in der vergangenen Woche. Denn er muss die Investoren noch überzeugen, dass er sein Versprechen, dass die Fed die Zinsen nicht anheben wird, auch wirklich ernst meint.

Der Ausverkauf am Rentenmarkt an der Wall Street kam nur für einen Augenblick zum Erliegen, nachdem Powells Auftritte vor den Ausschüssen des Repräsentantenhauses und des Senats die Sorgen über steigende Anleiherenditen geglättet hatten, die eine höhere Inflation andeuteten, was wiederum eine Reaktion der Fed hervorrufen würde.

Powell versicherte den Abgeordneten, dass die Wirtschaft die Zielmarken der Fed bei weitem nicht erreicht, oder anders gesagt, dass die Zentralbank die Zinssätze für eine Weile nahe Null lassen werde. Die Preise in den am stärksten betroffenen Sektoren bleiben "besonders schwach", sagte er.

Der Aktienmarkt erholte sich am Mittwoch nach Powells zweiten Tag in Washington, ging aber am Donnerstag wieder in die Tiefe, als sich die Zweifler erneut durchsetzten.

Was vor ein paar Wochen als positive Entwicklung erschien - mehr Impfungen, mehr Staatsausgaben, eine boomende Wirtschaft - sah auf einmal ausgesprochen negativ aus, da sich die Anleger über mehr Staatsausgaben, höhere Schulden zu höheren Kosten und eine steigende Inflation sorgten, die durch Versorgungsengpässe verschärft wird.

Powell, der sich bei der Anpassung der Geldpolitik an die Realität nicht als sehr geschickt erwiesen hat, sagte den Abgeordneten:

"Die Wirtschaft ist weit von unseren Beschäftigungs- und Inflationszielen entfernt und es wird wahrscheinlich einige Zeit dauern, bis wesentliche weitere Fortschritte erzielt werden."

Nach Jahren mit Inflationswerten weit unter der Zielmarke von 2% konzentrieren sich die Notenbanker der Fed auf den anderen Teil ihres Doppelmandats - das Erreichen maximaler Beschäftigung.

Anleiheinvestoren hingegen sind jedoch weiterhin vor allem am Hauptziel der Fed interessiert, die Preisstabilität aufrechtzuerhalten, als die Rendite der amerikanischen 10-Jahresanleihe aufgrund eines Ausverkaufs am Rentenmarkt und schwacher Auktionen neuer Schuldtitel auf über 1,5% stieg.

Die Fed-Gouverneurin Lael Brainard betonte, dass der Fokus auf der Beschäftigung liegt und sagte, die tatsächliche Arbeitslosenquote liege näher bei 10% als die offizielle Zahl von 6,3%, da 4 Millionen Menschen während der Pandemie die Erwerbsbevölkerung verlassen haben und andere falsch klassifiziert sind, weil sie Teilzeit arbeiten, während sie Vollzeitjobs suchen.

"Änderungen an der Erwerbsquote enthalten wichtige Informationen über die Stärke des Arbeitsmarktes, die nicht in der Arbeitslosenquote erfasst sind", sagte sie in einem Webcast für ein Harvard-Wirtschaftsseminar.

Andere Fed-Vertreter waren zwar nicht ganz so zuversichtlich wie Powell in Bezug auf die Inflation, spielten aber auch die Bedenken der Anleger herunter.

"Angesichts der sich verbessernden Wachstumsaussichten und der steigenden Inflationserwartungen ist der gleichzeitige Anstieg der Rendite für 10-jährige Staatsanleihen angemessen", merkte James Bullard, der Chef der St. Louis Fed, in einem Universitätsseminar der Staatsuniversität von Georgia an.

Bullard machte seine Bemerkungen am Donnerstag, als die Rendite der 10-Jahresanleihe bei 1,3% rentierte, aber die Anleger stießen dennoch weiter Staatsanleihen ab und trieben diese Rendite bis Freitag um weitere 20 Basispunkte hoch.

Der Chef der Fed von St. Louis fügte hinzu, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger sich über steigende Inflationserwartungen freuen, da ihr Ziel darin besteht, die Inflation auf ihr 2%-Ziel zu bringen und für einige Zeit sogar darüber, um die lange Zeit verhaltener Preiserhöhungen auszugleichen.

Die Chefin der Fed von Kansas City, Esther George, sah die Inflation differenzierter. In einer Rede auf einem Gipfel des Farm Journals sagte sie, dass die politischen Entscheidungsträger nicht ausschließlich die Gesamtinflationsrate heranziehen dürfen.

"Während einige Preise gesunken sind, verzeichnen andere Sektoren, insbesondere langlebige Güter, die höchsten Preisanstiege seit Jahrzehnten", sagte sie.

"Tatsächlich war gemessen an einigen Kennzahlen die Streuung der Inflation über die Sektoren hinweg noch nie größer, was ein weiteres Zeichen der derzeit ungleichmäßigen Wirtschaftslage ist."

Sie prognostizierte, dass sich die Gesamtinflation "schnell verfestigen" könnte, sobald mehr Menschen geimpft sind und sich die Nachfrage in einigen benachteiligten Sektoren erholt. Der Offenmarktausschuss der Fed (Federal Open Market Committee, FOMC) muss die Preissignale in verschiedenen Sektoren genau überwachen und möglicherweise die "geldpolitischen Stellschrauben" überdenken, sobald das Bild klarer wird, sagte George.

Aber auch sie betrachtet den Anstieg der Anleiherenditen als vernünftige Reaktion auf die wachsende Zuversicht hinsichtlich der Konjunkturerholung.

"Wenn dies tatsächlich der Grund dafür ist, dass die Renditen steigen, dann ist es unwahrscheinlich, dass sie den Optimismus ersticken, der zu ihrem Anstieg geführt hat, und die Realrenditen bleiben zutiefst negativ und nur ein Hauch von ihren Allzeittiefs entfernt", fügte sie hinzu.

Powell will am Donnerstag an einem Panel des 'Wall Street Journals' teilnehmen. Die Investoren werden neugierig sein, ob er seine Tonlage ändern oder weiterhin das alte Lied singen wird.

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