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Finanzmärkte mäandern - Lagarde mit Klartext - EU-Beratungen

Veröffentlicht am 13.09.2021, 09:49
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1804 (06:11 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1796 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129,78. EUR-CHF oszilliert bei 1,0843. 

Zu Wochenbeginn ergeben sich an den Finanzmärkten keine klaren Trends. An den Aktienmärkten dominieren milde Gewinnmitnahmen. An den Zinsmärkten gibt es keine klaren Signale (10-Jahres Bunds -0,34%, 10 Jahres-US-Treasuries 1,33%). Offenbar mögen die Anleger den USD. Er gewinnt in der aktuellen Momentaufnahme leicht an Boden gegenüber dem Euro als auch Gold und Silber. Die Krypto-Anlage Bitcoin steht heute früh zunächst unter Druck (44.800 USD). 

Die Bewertung des USD erinnert hinsichtlich der Strukturdaten als auch des geopolitischen Umfelds einmal mehr an den Ausspruch der drei Hexen im Shakespeare-Drama McBeth: "Foul is fair and fair is foul!"

Die Kommunalwahl in Niedersachsen lieferte erbauliche Signale, die hinsichtlich ihrer Spezifizität nicht naiv auf Bundesebene extrapolierbar sind. Es ist aber zu konstatieren, dass sich Ergebnisse in entscheidenden Teilen nicht mit Umfragen auf Bundesebene decken. Das mag man als eine Ermutigung verstehen. 

Herr Laschet würde als Kanzler zuerst nach Paris fahren. Diese Achse Paris/Berlin entscheidet ultimativ darüber, ob Kontinentaleuropa zwischen Blöcken zerreiben (kein Wohlstand, keine politische Stabilität) wird oder als ernst zu nehmender Partner Wohlstand und Stabilität für kommende Generationen bewahren kann.

Nach dem "Mini-Tapering" der EZB, bemühten sich die Fed-Gouverneurin Mester (Cleveland) und Fed-Gouverneur Harker (Philadelphia) um zarte falkenhafte Äußerungen bezüglich einer US-Reduktion der dortigen QE-Maßnahmen. In Europa dominieren wiederkehrende Einkommen, in den USA Kredit als Treibsatz. 

Was heißt das für die Fähigkeit zur Reduktion der Subventions-Maßnahmen?

Lagarde mit Klartext: Vollkasko mit marginaler Selbstbeteiligung

EZB-Präsidentin Lagarde hat anhaltende Hilfen im Kontext der Pandemie in Aussicht gestellt. Es gebe die Entschlossenheit, die notwendige Unterstützung bereitzustellen, um günstige Finanzierungsbedingungen zu bewahren, sagte Lagarde. Dies werde flexibel und datenabhängig erfolgen. Die Situation sei besser als vor Quartalen prognostiziert wurde. Man sei aber noch nicht über dem Berg. 

Die EZB hatte zuvor beschlossen, das Tempo ihrer Anleiheankäufe geringfügig zu verringern. Man betonte seitens der EZB, dass damit günstige Finanzierungsbedingungen gesichert werden könnten. Die Käufe im PEPP-Programm sollen noch bis mindestens Ende März 2022 fortgesetzt werden.

Fazit: Hinsichtlich der positiven Lage ändert die EZB den Vollkaskomodus unwesentlich auf einen Vollkaskoschutz mit marginaler Selbstbeteiligung.

EU-Beratungen über Schuldenregeln

Hintergrund: Im Kampf gegen die Pandemie wurden die Schuldenregeln 2020 ausgesetzt. Diese Regelung gilt bis Ende 2022. EU-Kommissionsvize Dombrovskis sprach auf den Beratungen von klaren Zeichen der wirtschaftlichen Erholung in Europa. Alle EU-Länder sollten spätestens 2022 das Vorkrisenniveau wieder erreichen. Damit stellte er auf das aktuell positive Umfeld ab. 

Die in Slowenien abgehaltenen Gespräche zeigten innerhalb der EU Kontroversen auf. Die Verhandlungen werden als Konsequenz zeitintensiv und umfassend sein. 
Es geht um 

  • Schuldentragfähigkeit,
  • zukünftige staatliche Handlungsfähigkeit, 
  • Reduktion der Schulden, 
  • Strukturreformen 
  • und Investitionsfähigkeit als auch Investitionstätigkeit 
  • als auch darum, ob die "grüne Politik" einen Sonderstatus erhält, ergo, dass Investitionen in Klimaschutz aus der Berechnung ausgeklammert werden sollen. 

Österreich als auch andere Staaten aus dem Norden Europas warnen vor einer Aufweichung. Deutschlands Position ist vor den Wahlen unklar.  

Europa hat einen massiven Investitionsbedarf, auch um die Klimaziele zu erreichen. Nach Einschätzung der Denkfabrik Bruegel wird eine Umsetzung dieser Investitionen im Rahmen der bestehenden Schuldenregeln schwierig zu erreichen sein. Die vielversprechendste Option dafür sei eine Ausnahmeregelung für grüne Investitionen. 

Kommentar: Das Ziel und die Notwendigkeit der Erneuerung der Strukturen hin zu mehr Klimaverträglichkeit wird die Bewahrer einer konservativen Haushaltspolitik dazu veranlassen, ultimativ nachzugeben. Entscheidend ist, dass die Eurozone bezüglich des Haushalts im westlichen Umfeld die besten Ausgangsbedingungen (Status/Dynamik der Staatsverschuldung) hat! Mehr noch dominieren wiederkehrende Einkommen in Kontinentaleuropa den Aufschwung. Das ist ein positives und ein hervorstechendes Qualitätsmerkmal gegenüber den USA und dem UK.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Keine belastenden Überraschungen

In Deutschland waren die Verbraucherpreise per August im Monatsvergleich unverändert. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 3,9%.

In Frankreich legte die Industrieproduktion im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 0,4%) nach zuvor 0,8% (revidiert von 0,5%) zu.

In Italien stieg die Industrieproduktion im Monatsvergleich um 0,8% (Prognose 0,1%) nach zuvor 1,1% (revidiert von 1,0%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Plus in Höhe von 7,0% (Prognose 5,4%) nach zuvor 13,8% (revidiert von 13,9%).

In Spanien nahm die Industrieproduktion im Jahresvergleich um 3,4% (Prognose 5,9%) nach zuvor 11,1%b zu.

UK: BIP und Handelsbilanz enttäuschen

Das BIP legte per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,6%) nach zuvor 1,0% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 7,5% (Prognose 8,0%) nach zuvor 15,2%.

Die Handelsbilanz wies per Juli ein Defizit in Höhe von 12,70 Mrd. GBP (Prognose -11,0 Mrd. GBP) nach zuvor -11,98 Mrd. GBP aus. Die Industrieproduktion nahm per Juli im Monatsvergleich um 1,2% (Prognose 0,4%) nach zuvor -0,7% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 3,8% (Prognose 3,0%) nach zuvor 8,3%. 

USA: Großhandel reüssiert

Die Erzeugerpreise stiegen im Monatsvergleich um 0,7% (Prognose 0,6%) nach zuvor 1,0%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg von 8,3% (Prognose 8,2%, VM 7,8%). Lagerbestände im Großhandel nahmen im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose 0,6%) zu. Der Absatz im Großhandel stieg um 2,0% (Prognose 1,0%). 

Russland: Leitzins um 0,25% erhöht, Handelsbilanz mit Rekord!

Die Notenbank erhöhte den Leitzins von zuvor 6,50% auf 6,75% (Prognose 7,00%) und schloss weitere Zinserhöhungen nicht aus. Die Handelsbilanz wies per Juli einen Rekordüberschuss in Höhe von 23,19 Mrd. USD (Prognose 17,0 Mrd. USD) nach zuvor 18,3 Mrd. USD aus. Das BIP wurde per 2. Quartal von zuvor 10,3% auf 10,5% Wachstum (J) revidiert

Indien: Starke Produktion

Die Industrieproduktion legte per Juli im Jahresvergleich um 11,5% (Prognose 10,7%) nach zuvor 13,6% zu.

Japan: Business Survey stark

Die Erzeugerpreise waren per August im Monatsvergleich unverändert (Prognose 0,2%) Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 5,5% (Prognose 5,6%, VM 5,6%). Per 3. Quartal legte der Business Survey Index um 7,0% nach zuvor -1,4% zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungszone bei 1.1640 - 1.1670 negiert den positiven Bias des EUR.  

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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