"Der Anstieg der M&A-Aktivitäten in der gesamten Bergbauindustrie im vergangenen Jahr dürfte sich bis 2024 fortsetzen", konstatiert der Bericht. Demnach sehen viele Akteure insbesondere in der Goldbranche die "Notwendigkeit einer Konsolidierung und Auffüllung der Reserven". Dies werde die Zahl der Transaktionen stützen.
Mehr Übernahmen trotz sinkender Rohstoffpreise
Die Rohstoffpreise sind zwar seit ihren Hochs infolge des Kriegsausbruchs in der Ukraine gefallen, wodurch die Spielräume für mittels Innenfinanzierung bewältigter Übernahmen sich grundsätzlich verringern. Die Preise liegen Fitch zufolge aber weiterhin "über dem Niveau der Zyklusmitte".
Dies wird Fitch zufolge aber – trotz der auch für Außenfinanzierungen erschwerten Bedingungen – nicht zu einem Strömungsabriss bei der M&A Aktivität führen. "Fusionen und Übernahmen könnten Chancen für weitere Synergien zwischen kostenintensiveren, kleineren Unternehmen und größeren, diversifizierten Unternehmen bieten".
Außerdem ist die M&A Aktivität der Gegenwart ein nachlaufender Indikator für die Ertragssituation der Branche. Der Bericht kommt auch zu dem Ergebnis, dass die Unternehmen aufgrund der außergewöhnlich hohen Gewinne im Zeitraum 2021-2022 über eine erhöhte finanzielle Flexibilität verfügen. Deshalb, so die Schlussfolgerung, werde "die Deal-Aktivität in diesem Jahr die höchste seit einem Jahrzehnt sein".
"Begrenzte organische Wachstumsoptionen"
Dass in den Chefetagen verstärkt über Zukäufe nachgedacht wird, führt Fitch auch auf begrenzte organische Wachstumsoptionen zurück. Bestehende Minen lassen sich nur begrenzt ausweiten. Im Gegenteil: Vielerorts sinken die Produktionsmengen aufgrund sich verschlechternder Erzgehalte. Gleichzeitig dauert der Bau von Greenfield-Projekten – unter anderem aufgrund der strengen Umweltgesetzgebung, dem Protest lokaler Communities und auch restriktiveren Regierungen – immer länger.
Hohe M&A Aktivität prognostiziert der Bericht für Lithium, Kupfer und Nickel. In diesen Bereichen wird längerfristig mit einem Defizit gerechnet. Doch nicht nur die hohe Nachfrage nach Metallen, sondern auch sinkende Bewertungen sprechen für mehr Übernahmen. Fitch zufolge wittern die Akteure "strategische Konsolidierungschancen, insbesondere im immer noch fragmentierten Goldsektor".
Tatsächlich gab es bereits 2022 eine Reihe großer Deals. BHP kaufte Oz Minerals, Agnico Eagle und Pan American Silver (NASDAQ:PAAS) erwarben Yamana Gold (BMV:AUYN). Rio Tinto übernahm Turquoise Hill Resources, die Metals Acquisition Group kaufte das CSA Projekt von Glencore (LON:GLEN). Barrick Gold (NYSE:GOLD) kaufte das Reko Diq Projekt von Antofagasta (LON:ANTO), Newmont schlug bei Minera Yanacocha zu.
Auch 2023 ist ein Jahr der Übernahmen – zu den prominentesten Deals dürfte die Übernahme von Newcrest durch Newmont zählen.
Kupfer macht den Unterschied
Für 2022 hatte bereits ein Bericht von S&P Global Commodity Insights "robuste" M&A Aktivität konstatiert – und das "2022 trotz eines düsteren makroökonomischen Umfelds". Der Gesamtwert der Transaktionen lag S&P zufolge 2022 um 12 % niedriger als ein Jahr zuvor. Entscheidend für das nach wie vor hohe Niveau war dabei Kupfer "aufgrund seiner zentralen Rolle bei der grünen Energiewende und der Besorgnis über schwindende Reserven".
Bevorzugte Zielstandorte waren Australien und Kanada. Projekte und für produzierende waren stärker gefragt als nicht produzierende, größte Investoren waren die "Majors", also große Bergbauunternehmen.
S&P zählte für 2022 56 Deals für Projekte und Unternehmen mit Primärmetallreserven und -ressourcen mit einem Gesamtdealwert von 24,49 Milliarden US-Dollar und damit gemessen an der Anzahl 6 % als im Vorjahr. Die durchschnittliche Transaktionssumme lag bei 437,3 Mio. USD und damit 17 % niedriger als 2021. 29 Deals kamen auf mehr als 100 Mio. USD – einer weniger als 2021.