■ US-Notenbank will Nullzinspolitik bis Ende 2014 fortführen
■ IWF bringt Beteiligung öffentlicher Gläubiger am Schuldenerlass für Griechenland insSpiel und zielt damit wohl auf die EZB
■ Verhandlungen zwischen Griechenland und IIF werden heute fortgesetzt
Markttechnik
Der Bund Future hat sich gestern auf 138 Punkte erholen und seinen kurzfristigen Abwärtstrend erst einmal stoppen können. Mehr als eine technische Gegenbewegung ist das aber noch nicht – hierzu müsste schon der Widerstand bei 138,50 auf Schlusskursbasis genommen werden.
MACD-Analyse
Der MACD-Indikator liegt nach dem Verkaufssignal aus der Vorwoche deutlich im Minus.
RSI-Analyse
Der 14-Tage RSI bewegt sich im unteren Sektor des neutralen Bereichs leicht aufwärts.
Marktkommentar
Die mit Spannung erwartete zweitägige FOMC-Sitzung der US-Notenbank brachte zinspolitisch wie erwartet keine neuen Beschlüsse – die Fed Funds-Zielzone bleibt nahe Null und die aktive Laufzeitverlängerung des von der Fed gehaltenen enormen Staatsanleiheportfolios („Operation Twist“) wird fortgesetzt. Die Wachstumsprognosen für 2012 und 2013 wurden
nochmals um 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte gesenkt. Und da die Konjunkturerholung nach wie vor erheblichen Risiken ausgesetzt ist (gemeint ist hiermit v.a. die Staatsschuldenkrise in Europa) und der Abbau der Arbeitslosigkeit zu langsam voranschreitet, halten sich die Notenbanker
offen, zusätzliche expansive Maßnahmen (gemeint ist ein weiteres QE-Programm) zu ergreifen. Die Neugier der Anleger erstreckte sich allerdings insbesondere auch auf die angekündigte Transparenzoffensive der Fed. Diesbezüglich gibt es in der Tat Neues: die Fed wird sich bei der Erfüllung ihres dualen Mandats (Preisniveaustabilität und Vollbeschäftigung) ab sofort an einem Inflationsziel (CPI) von 2% orientieren. Es wird zudem bekannt gemacht, für wie lange die einzelnen FOMC-Mitglieder eine das aktuelle Leitzinsniveau noch für angemessen halten und auf welchem Niveau das Leitzinsniveau zu den nächsten drei Jahresenden sowie auf lange Sicht sein sollte. Mit diesen Angaben können die Anleger die Lagebeurteilung
der Notenbanker künftig deutlich präziser erfassen und Stimmungsumschwünge frühzeitiger erkennen. Dass derzeit eine Mehrheit von 11 der 17 Mitglieder für eine Fortführung der Nullzinspolitik bis mindestens Ende 2014 ist, hat gestern sowohl den Aktien- als auch den Staatsanleihemarkt mit moderaten Kursgewinnen reagieren lassen. In diesem Umfeld konnte das Schatzamt die neuen 5jährigen T-Notes ohne Schwierigkeiten platzieren. Heute folgen noch 29 Mrd. USD 7jährige Anleihen. Der Fokus der Anleger wird sich allerdings schon wieder gen Europa richten.
Am europäischen Staatsanleihemarkt schaute man gestern zwar auch mal gen USA, hat aber primär weiter fest die Entwicklung in den Krisenstaaten Südeuropas im Blick und beobachtet gespannt auch die Reden und Äußerungen im Rahmen des diesjährigen Weltwirtschaftsforums
in Davos. Dort hielt die Bundeskanzlerin gestern die Eröffnungsrede und machte in diesem Rahmen nochmals die für viele Partnerländer unbequeme deutsche Position klar, wonach jeder zuvorderst sein eigenes Haus in Ordnung zu bringen hat (Staatsfinanzen, Wettbewerbsfähigkeit
der Wirtschaft), wenn das Vertrauen der Anleger zurückkehren soll.
Mit jedem Tag, der ohne Einigung bei den griechischen Schuldenrestrukturierungsverhandlungen verstreicht, steigt die Nervosität der Anleger weiter an. Der IWF brachte gestern auch die Option einer teilweisen Beteiligung öffentlicher Gläubiger am Schuldenerlass für Griechenland ins Spiel, falls die Beteiligung der privaten Gläubiger nicht das angestrebte Volumen erreicht. Hier hat man wohl die EZB im Auge, die voriges Jahr ja GGBs im Volumen von etwa 40 Mrd. EUR mit z.T. erheblichen Preisabschlägen gekauft hatte und diesbezüglich einigen Spielraum hätte. Eine Beteiligung anderer öffentlicher Gläubiger würde hingegen wohl
staatliche schnell Rekapitalisierungsbedarfe nach sich ziehen und deshalb für die Betroffenen ein „no go“ bleiben. Bunds waren daher gestern als sicherer Anlagehafen gestern wieder stärker gefragt und konnten einen deutlichen Renditerückgang verbuchen. Heute wird IIFChef Dallara wieder in Athen erwartet, die Verhandlungen zur Schuldenrestrukturierung gehen
weiter und bleiben damit der Haupttreiber für den Staatsanleihemarkt. Kommt es zu signifikanten Fortschritten oder gar schon zu einer Einigung, dann würde der Bund-Future voraussichtlich einen starken Kurseinbruch von bis zu 200 Ticks erleiden. Zeichnet sich heute aber weiter noch keine Einigung ab, und das ist unsere Erwartung, dann sind weitere moderate Kursgewinne drin.
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