Als Anleger kann man seine Investitionskosten besser kontrollieren als alle anderen Aspekte der Kapitalanlage. Bedenkt man, dass eine Investition in Fonds mit teils relativ hohen Kosten verbunden ist und es inzwischen deutlich günstigere Alternativen gibt, die im Stande sind das gleiche oder gar besseres zu leisten, dann muss man sich schon fragen, wie es der Fondsbranche nach wie vor gelingt, derart viele Anlegergelder einzusammeln.
Hohe Investitionen in teure Fonds
Wie der Branchenverband BVI vor nicht allzu langer Zeit mitteilte, haben Anleger seit Jahresbeginn der deutschen Fondsbranche unter dem Strich 28,6 Mrd. Euro anvertraut. Insgesamt verwalteten die Investmentgesellschaften Ende April 2014 ein Vermögen von fast 2,2 Bio. Euro.
Unabhängige Informationsquellen vs. als provisionsorientierte Berater
Vielleicht liegt diese Entwicklung daran, dass potentielle Investoren bei der Vermittlung von Kapitalanlagen eher Fonds gelockt werden, weil damit für die Berater hohe Provisionszahlungen verbunden sind. Über die weniger gut bezahlten Alternativen wird man deshalb nicht ausreichend oder überhaupt nicht informiert.
Wie gut, dass es unabhängige Informationsquellen gibt, die nicht auf Provisionszahlungen angewiesen sind. Der „Geldanlage-Brief“ gehört zu diesen Quellen und so können wir Ihnen problemlos die folgenden Informationen zukommen lassen.
Fonds hinken der eigenen Benchmark oft hinterher
Inzwischen dürfte einigermaßen informierten Anlegern bekannt sein, dass ein Großteil der Fonds nicht in der Lage ist, die eigene Benchmark zu schlagen. Für die schlechte Performance verantwortlich sind zum Teil auch die hohen Gebühren, die neben einer sowieso schon relativ schlechten Kursentwicklung zusätzlich auf die Rendite drücken.
Hohe Gebühren drücken auf die Rendite
So fällt beim Erwerb in der Regel einmalig ein Ausgabeaufschlag an. Er stellt die Differenz zwischen Ausgabe- und Rücknahmepreis. Bei Aktienfonds liegt dieser nicht selten bei 5 Prozent. Bei einigen Fonds werden zudem Rücknahmegebühren berechnet. Die Verwaltungs- und Investitionstätigkeit der Fondsgesellschaft wird mit einer Verwaltungsgebühr in Rechnung gestellt, die jährlich anfällt und nicht selten bis zu 2 Prozent betragen kann. Hinzu können performanceabhängige Vergütungsbestandteile kommen. Diese können immer dann anfallen, wenn bestimmte absolute oder relative Erfolgsziele erreicht wurden.
Für die den Kauf und die Verwaltung der Fondsanteile im Wertpapierdepot stellen viele Banken und Sparkassen ihren Kunden auch noch Transaktionskosten und Depotgebühren in Rechnung. Hierzu ist allerdings anzumerken, dass diese Kosten auch bei allen anderen Wertpapiertransaktionen entstehen. Sie wurden aber der Vollständigkeit halber an dieser Stelle mitaufgeführt.
Kosten von Aktienfonds stagnieren seit Jahren auf hohem Niveau
Die Kosten von Aktienfonds stagnieren seit Jahren auf hohem Niveau. Laut einer Erhebung von Morningstar, einem führenden Anbieter unabhängiger Investmentanalysen, liegt die Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, TER) bei 10.800 Aktienfonds über alle Kategorien hinweg seit 2011 bei durchschnittlich 1,85 Prozent. Die Management-Vergütung macht dabei einen Großteil der jährlichen Kosten aus. Wobei hier die Faustregel gilt: Fonds, die spezielle Themen abbilden, kosten deutlich mehr als Fonds, die in Kernmärkten unterwegs sind.
Kostengünstige Alternative: Exchange Traded Funds (ETF)
Dabei gibt es inzwischen mit Exchange Traded Funds (ETF) einen adäquaten Ersatz. Genau wie normale Fonds-Anteile verbriefen Exchange Traded Funds, also zu Deutsch „börsengehandelte Fonds“, einen anteiligen Besitz an einem Sondervermögen, das getrennt vom Vermögen der emittierenden Investmentgesellschaft geführt wird. Die Anlagestrategie von ETFs ist in der Regel passiv, das heißt das Fondsmanagement versucht, die Wertentwicklung einer vorab definierten Benchmark lediglich nachzubilden.
Die Kosten wie Managementgebühren, die in der Gesamtkostenquote (TER) zusammengefasst werden, sind daher in der Regel deutlich günstiger als bei Fonds. Und wie der Name schon sagt, können ETFs jederzeit wie z. B. Aktien an der Börse gehandelt werden, womit kein Ausgabeaufschlaganfällt.
Gleichzeitig ist bei ETFs ein Preiskrieg entbrannt
Gleichzeitig ist im Segment der ETFs ein Preiskrieg entbrannt, der sich unlängst sogar noch verschärft hat. Bereits in den vergangenen fünf Jahren sind die Gebühren für ETFs auf europäische Standardwerte laut Morningstar durchschnittlich von 0,40 auf 0,32 Prozent (einfacher Durchschnitt) gefallen. Und in den letzten 6 Monaten waren Gebührensenkungen in diesem Segment quasi auf der Tagesordnung.
Der Gebührentrend ist allerdings nicht auf Kostenreduzierungen zurückzuführen, sondern auf die Auflage neuer, günstiger Produkte. Doch aus welchem Grund auch immer - Verbraucher profitieren davon.
Bei austauschbaren Produkten zählt der Preis
Diese Entwicklung ist durchaus logisch, denn bei ETFs handelt es sich um austauschbare Produkte. Den verschiedenen Anbietern der Branche gelingt inzwischen eine sehr effiziente Nachbildung der Kursentwicklung der zugrundeliegenden Indizes. Die Renditen sind daher bei vielen Anbietern gleich, so dass lediglich noch der Preis als Differenzierungsmerkmal gilt.
Niedrige Gebühren = höhere Renditen
Wie gut, dass diverse Studien von Morningstar sogar zeigen, dass Produkte mit niedrigeren Gebühren auch noch eine höhere Rendite erzielen, als Produkte mit zum Teil deutlich höheren Kosten. Dies gilt insbesondere bei Fonds. Laut Morningstar ist die Kostenquote eines Fonds der stärkste Indikator für die zukünftige Fondsperformance - stärker als die Rendite der Vergangenheit.
Morningstar hat dazu konkrete Zahlen für Aktienfonds auf globale Standardwerte veröffentlicht:
„Das Quartil der günstigsten Fonds kam auf durchschnittliche Kosten von 0,78 Prozent im Jahr 2008. Fünf Jahre später hatten diese Fonds im Schnitt eine Performance von 13,65 Prozent pro Jahr erzielt. Das Quartil der teuersten Fonds brachte eine Gebühr von 2,74 Prozent auf die Waage. Diese Fondsgruppe erzielte ein Plus von durchschnittlich nur 11,41 Prozent pro Jahr.“
Und in Heller und Pfennig ausgedrückt:
„Aus einem fiktiven Investment von 10.000 EUR am 31.12.2008 in die günstigsten global investierenden Aktienfonds wurden im Schnitt knapp 19.000 EUR per Ende 2013. Ein vergleichbares Investment in die teuersten Fonds hätte nach fünf Jahren nur 17.164 EUR gebracht.“
Fonds hinken ETFs in Sachen Kosten und Rendite hinterher
Viele Fonds sind ebenfalls austauschbar. Denn diverse Fonds heben sich kaum voneinander ab und folgen darüber hinaus oft auch nur ihrer Benchmark. Doch gemäß den Daten von Morningstar schaffen es selbst die günstigsten Fonds über die Fünfjahres-Periode nicht, den jeweiligen Kategorie-Index zu übertreffen. So kann man in solchen Fällen nicht nur Fonds untereinander austauschen, sondern auch Fonds durch ETFs ersetzen. Zumal laut Erhebungen von Morningstar in den meisten Fondskategorien der Durchschnitt der aktiv verwalteten Fonds deutlich hinter ETFs bleiben, die auch in diesen Segmenten aktiv sind.
Werden Sie „institutioneller“
Morningstar beschreibt daher treffend: „Die ETF-Branche ist weitgehend institutionell geprägt, während sich in der Welt der aktiv verwalteten Publikumsfonds vorwiegend Privatanleger tummeln. Es wäre höchste Zeit, dass Privatinvestoren 'institutioneller' werden“.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 03.09.2014, Autor: Sven Weisenhaus)
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