- Ford-Aktien haben in den letzten 30 Tagen mehr als ein Viertel ihres Wertes verloren
- Der Autobauer ringt vor dem Hintergrund der steigenden Inflation stärker als seine Konkurrenten um Kostendämpfung
- Die hartnäckig hohen Rohstoffpreise erschweren zudem die Transformation zum E-Fahrzeughersteller
Für die Autohersteller läuft im derzeitigen makroökonomischen Umfeld so gut wie nichts. Obwohl es Anzeichen dafür gibt, dass der Druck auf die globale Lieferkette endlich nachlässt, hält das rezessive Umfeld die Verbraucher von größeren Anschaffungen, zu denen auch Autos gehören, ab.
Unter den US-amerikanischen Automobilherstellern ist die Ford Motor Company (NYSE:F) davon besonders stark betroffen: Sie verlor in den letzten 30 Tagen mehr als ein Viertel ihres Börsenwerts angesichts wachsender Sorgen über die Lagerbestände. Seit Jahresbeginn sind die Ford-Aktien um mehr als 45 % gefallen.
Am Montag setzte sich die Talfahrt dynamisch fort. Die Aktie verlor bis zum Handelsschluss weitere fast 7 % an Wert und beendete den Tag bei 11,36 USD.
Das in Michigan ansässige Unternehmen teilte den Investoren letzten Monat mit, dass die Zahl der teilweise fertiggestellten Fahrzeuge - die es als "größtenteils margenstarke LKW und SUVs" bezeichnete - zum Ende des 3. Quartals wohl bei 40.000 bis 45.000 liegen wird.
Derzeit zeigt sich das Unternehmen zuversichtlich, dass es diese Fahrzeuge bis Ende des Jahres fertig stellen und verkaufen kann. Allerdings warnen immer mehr Marken vor Absatzschwierigkeiten, da die Verbraucher mit der Doppelbelastung durch die hohe Inflation und die steigenden Zinsen zu kämpfen haben.
Bei der jüngsten Kontraktion der US-Wirtschaft spielten hohe Lagerbestände eine wesentliche Rolle. Nach Daten des US-Zensusbüros saßen US-amerikanische Einzelhändler im Juli auf Rekordbeständen im Gegenwert von 732 Mrd. USD - ein Anstieg von 21 % gegenüber dem Vorjahr.
Angesichts dieser Problematiken haben viele Analysten ihre Gewinnschätzungen für Ford in den letzten 90 Tagen gesenkt, was darauf hindeutet, dass der enorme Nachfrageschub nach der Pandemie teure Produkten wie Autos möglicherweise nicht erreichen wird.
Quelle: InvestingPro
'Gerade mal eben Break-Even'
Die Analysten der UBS (SIX:UBSG) haben diese Woche sowohl Ford als auch General Motors (NYSE:GM) herabgestuft. In einer Kundenmitteilung schreibt die Investmentbank, dass die Autohersteller ihre Preissetzungsmacht verlieren werden, weil Verbraucher große Anschaffungen wie Autos vermeiden.
Diese Trendwende stellt ein U-Turn gegenüber dem letzten Jahr dar, als das Angebot an Autos begrenzt war und die Menschen bereit waren, Preise über dem Marktwert zu zahlen.
Die UBS senkte die Schätzungen für den Gewinn je Aktie von Ford sogar noch stärker als die meisten anderen um 61 % und erklärte, dass der Hersteller der Lincoln-Fahrzeuge beim freien Cashflow und beim Gewinn vor Zinsen und Steuern knapper über der Gewinnschwelle operieren wird als der Wettbewerb.
Zudem hat Ford offenbar größere Schwierigkeiten, bessere Deals von seinen Zulieferern zu erhalten. Das Unternehmen senkte seine Gewinnprognose und warnte, dass die höhere Inflation Ford in dem am 30. September zu Ende gegangenen Quartal 1 Mrd. USD mehr kosten wird als erwartet.
Der Automobilhersteller erwartet einen bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern in der Größenordnung von 1,4 bis 1,7 Mrd. USD, wenn er Ende des Monats seine Ergebnisse für das 3. Quartal vorlegt. Die vorläufige Schätzung liegt deutlich unter dem bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 3,7 Mrd. USD, den Ford im letzten Quartal gemeldet hat, und den 3 Mrd. USD, die das Unternehmen vor einem Jahr verdient hat. Der Mangel an wichtigen Teilen wird auch den Bestand halbfertiger Fahrzeuge in die Höhe treiben.
Die anhaltend hohen Rohstoffpreise und eine drohende globale Rezession könnten es Ford erschweren, die erforderliche Liquidität für die Finanzierung der ehrgeizigen Transformation zum führenden Hersteller von E-Fahrzeugen zu beschaffen. Der CEO Jim Farley investiert 50 Mrd. USD in die Elektrifizierung der Produktpalette von Ford. Er hat die Umstellung des Automobilherstellers auf batteriebetriebene Fahrzeuge beschleunigt und zugesagt, bis Ende 2026 jährlich 2 Millionen E-Fahrzeuge zu bauen.
Die anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten, der Kostendruck und die nachlassenden Nachfrageaussichten sind die Hauptursachen dafür, dass die meisten Analysten an der Wall Street noch nicht bereit sind, auf die Ford-Aktie zu setzen und ihr eine Bewertung zu geben, die ein wachsender Hersteller von E-Fahrzeugen verdient.
In einer Investing.com-Umfrage unter 21 Analysten raten 70 % selbst nach dem massiven Kursrückgang in diesem Jahr nicht zum Kauf der Aktie.
Quelle: Investing.com
Fazit
Die Ford-Aktie ist eine langfristige Wette, die sich auszahlen könnte, wenn das Unternehmen auf dem Markt für E-Fahrzeuge erfolgreich ist und zu einem der wichtigsten Akteure wird. Dieser Weg ist jedoch mit Risiken und Unsicherheiten behaftet, insbesondere wenn der Konsument weiter an Schwung verliert. Zu diesem Zeitpunkt sollten Anleger lieber die Finger von der Aktie lassen.
Offenlegung: Der Autor besitzt keine der in diesem Artikel erwähnten Aktien. Die in diesem Artikel dargelegten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wider und sind nicht als Anlageberatung zu verstehen