Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1130 (07.50 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1018 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 123.97. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138.00. EUR-CHF oszilliert bei 1.0758.
Die Liebhaber und Freunde der asymmetrischen Wahrnehmung an den Finanzmärkten mit starker Loyalität zu den „Spin-Mastern“ der Ökonomie und Finanzwirtschaft aus den Zentren New York und London mit einigen angeschlossenen Filialen in Kontinentaleuropa rieben sich gestern nach der Veröffentlichung des Protokolls des Offenmarktausschusses ein wenig
verwundert die Augen. Was der Offenmarktausschuss im Protokoll lieferte, entsprach nicht den Erwartungen dieser Klientel.
Das Protokoll des Offenmarktausschusses setzte gegenüber der Erwartungshaltung der Marktteilnehmer negative Akzente.
Zwar sieht die Mehrheit der Mitglieder den Zeitpunkt einer Zinswende grundsätzlich näher rücken, aber die Verbalakrobatik impliziert eine negativere Grundeinschätzung der Lage in den USA und damit ein Zurückrudern bezüglich der zuvor eingenommenen Position. In der Folge sank die Erwartungshaltung einer Zinswende deutlich auf nun nur noch 40% der Befragten per September.
Der Offenmarktausschuss erkannte Abwärtsrisiken für die US-Konjunktur.
O-Ton:
The risks to the forecast for real GDP and inflation were seen as tilted to the downside. Diese Sichtweise bedeutet lediglich, dass man sich in Washington ernsthaft die Mühe gemacht hat, beipielsweise den Chart der Auftragseingänge in den USA anzusehen.
Das aktuelle Auftragsniveau oszilliert auf dem Niveau von 2012/2013 und sagt etwas über zukünftige Produktion aus!
Die Risiken für die US-Wirtschaft bezüglich internationaler Probleme, ob in Griechenland oder China wurde in den Fokus gerückt. Wurde uns nicht suggeriert, dass die Binnenwirtschaft in den USA so stark ist …
Hinsichtlich des privaten Konsums fielen die Einschätzungen moderater aus. Nachfolgende Grafik der Einzelhandelumsätze im Jahresvergleich (nicht inflationsbereinigt) von Zerohedge ist offenbar auch im Offenmarktausschuss angekommen.
Die Inflationsprognosen wurden reduziert. Der Blick auf den Chart der Verbraucherpreise impliziert in der Tat, dass der aktuelle Zeitpunkt diesbezüglich nicht optimal gewählt wäre …
Bezüglich der Investitionstätigkeit dominierte das Prinzip Hoffnung im Offenmarktausschuss. Die positive Tendenz am Arbeitsmarkt wurde thematisiert. Das gilt natürlich nur für die Quote U-3, die jeden Vergleich mit dem Pendant der Eurozone bezüglich der Qualität der Erfassung förmlich verbietet.
Unter Umständen hat man sich im Offenmarktausschuss die Mühe gemacht, die Quote U-6 in die Betrachtung einzubeziehen. 10,4% liefern dann kaum die Entspannung, die den Märkten mit der Quote U-3 des BLS bei 5,3% suggeriert wird.
Arbeitsmarktentwicklungen und Profitabilität von Unternehmen sind miteinander korreliert. Fakt ist, dass die Unternehmensgewinne bezüglich der zuletzt verfügbaren Daten per 1. Quartal 2015 auf dem zweitniedrigsten Stand seit 2011 oszillieren. Die uns zur Verfügung stehenden Daten implizieren, dass das 2. Quartal 2015 noch niedriger als das Vorquartal ausgefallen ist.
Gleichzeitig wurde die Bemessungsgrundlage für die Schätzung der natürlichen Arbeitslosenrate nach unten angepasst, ebenso wie die BIP-Prognosen und das Potentialwachstum.
Unter Umständen hat der Offenmarktausschuss auch einen Blick auf den Chart des National Activity Index der Federal Reserve Chicago geworfen, der ein Sammelindex aus 85 Einzelindikatoren der US-Wirtschaft ist, der seit sechs Monaten um die Nulllinie oszilliert und damit die schwächste Performance seit 2012 liefert.
Werfen wir einen Blick auf die seit 18 Monaten andauernde Zinswende in den USA, erlauben Sie mir bitte diesen Sarkasmus.
Die Stereotypen dieses Themas wurden jetzt latent 18 Monate zu Gunsten des USD und der USA diskontiert.
In dieser Phase hat sich die Lage der US-Wirtschaft bezüglich der Dynamik insbesondere nach Einstellung der QE-Maßnahmen markant eingetrübt.
In dieser Phase setzte die Eurozone übrigens makroökonomisch latent positive Akzente. So mussten die BIP-Prognose nahezu kontinuierlich nach oben angepasst werden ….
Ob man das Zurückrudern in der Verbalakorbatik als „Vorspeise“ einer Absage einer Zinswende verstehen darf, lässt sich derzeit noch nicht beantworten.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die bis 2017 diskontierte Zinswende mit Leitzinssätzen bei 2,75% so nicht eintreten wird, ist jedoch dynamisch gestiegen.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 -30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!