Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1355 (07.50 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1325 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 120.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136.28 EUR-CHF oszilliert bei 1.0853.
Die anstehende EZB-Ratssitzung wirft lange Schatten auf den Devisenmarkt:
Der südliche und leichtlebige Charme, der fraglos zyklisch angenehm, jedoch strukturell nicht lösungsorientiert ist, hat sich in den vergangenen zwölf Monaten in den Fluren der EZB in Frankfurt breit gemacht. Die nördliche klare und von Nüchternheit geprägte Zentralbankart findet derzeit keine entscheidenden Mehrheiten, aber es gibt sie nach unserer Kenntnis noch!
Die Einlassungen des spanischen Notenbankchefs Linde sind für die Stimmungslage und Entscheidungslage derzeit bezeichnend. Bezüglich der aktuell niedrigen Verbraucherpreise in der Eurozone hat Spaniens Notenbankchef erhöhte Geldspritzen der EZB ins Gespräch gebracht. Die Zusammensetzung des von der Zentralbank betriebenen Wertpapierankaufprogramms könne beispielsweise verändert werden, sagte der Notenbankchef Spaniens.
Wir weisen darauf hin, dass die Verbraucherpreise dank wegfallender Basiseffekte aus der Rohstoffpreisentwicklung, sollte das aktuelle Preisniveau bei den Rohstoffen bestand haben, zügig in den kommenden Monaten in Richtung 0,5% - 1,0% anziehen wird.
Die südlich geprägten Zentralbanker der EZB schauen zu sehr auf Zahlen und zu wenig auf die treibenden Effekte der Zahlen – sensible Analyse berücksichtigt qualitative Aspekte. Das weiß man in den nördlich geprägten Kreisen der europäischen Zentralbankgemeinde.
Fazit:
Die Tonart der EZB-Sitzung wird morgen taubenhaft ausfallen. Ob die Interventionspolitik verschärft wird, ist damit nicht ausgemacht. Wäre das der Fall, muss sich der EZB-Rat dem Vorwurf aussetzen, das unter Ökonomen bekannte Phänomen der Basiseffekte im Rohstoffpreissektor ignoriert zu haben. Das wäre in hohem Maße unprofessionell.
Unstimmigkeiten bei US-Arbeitsmarktdaten des Bureau of Labor Statistics!
Der letzte US-Arbeitsmarktbericht des Bureau of Labor Statistics enttäuschte nachhaltig. Es wurden per Berichtsmonat September laut dem Bureau of Labor Statistics nur 143.000 Jobs außerhalb der US-Landwirtschaft geschaffen. Die Prognose war bei circa 200.000 neuen Jobs angesiedelt.
Jetzt erreichen uns neue Daten des Bureau of Labor Statistics aus den einzelnen US-Bundesstaaten für den Berichtsmonat September, die diesen Wert von 143.000 neu geschaffenen Stellen in Frage stellen.
Dabei geht es nicht um Kleinigkeiten, sondern um die Frage der tatsächlichen Lage am US-Arbeitsmarkt und der daraus abzuleitenden Prognosen.
Gemäß der Aufstellung aus den Einzelstaaten wurden nicht wie im „Nonfarm Payroll Report“ konsolidiert dargestellt 143.000 Jobs geschaffen, sondern 21.000 Jobs abgebaut.
In 28 US-Staaten kam es zu Arbeitsplatzverlusten, während es in 22 Staaten zu einem Jobaufbau kam.
Der Jobaufbau in Texas und NY wirft darüber hinaus Fragen auf, da das Drama im US-Ölgeschäft nicht abnimmt und Banken in New York in der Tendenz Beschäftigung abbauen (u.a. Goldman Sachs).
Gestern setzten die US-Neubaubeginne positive Akzente:
Per Berichtsmonat September kam es zu einem Anstieg in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung von zuvor 1.132.000 (revidiert von 1.126.000) auf 1.206.000 Objekte. Die Prognose war bei 1.150.000 Immobilien angesiedelt.
Damit bewegen sich die Neubaubeginne weiter auf dem höchsten Niveau seit 2007, aber weiter deutlich unterhalb des Niveaus von 1996 – 2007.
Dagegen lieferten die Baugenehmigungen per Berichtsmonat September eine Enttäuschung. Hier ergab sich ein Rückgang in der annualisierten Fassung von zuvor 1.161.000 auf 1.103.000 Genehmigungen (Prognose 1.164.000). Hier kam es zum schwächsten Wert seit März 2015. Da Baugenehmigungen den Pfad der zukünftigen Neubaubeginne bedingen, ist eine Abkühlung in der Baubranche zunehmend wahrscheinlich.
Fazit zu den US-Daten:
Es ist zunehmend ambitioniert, bezüglich einerseits der Qualität/Quantität der US-Daten (u.a. Arbeitsmarkt) und andererseits der zukunftsweisenden Aussagen der US-Daten eine solide Basis für die Verankerung einer Zinswende in den USA erkennen zu wollen.
Vielmehr drängt sich das Thema QE4, einerseits mangels Nachhaltigkeit der konjunkturellen Expansion und andererseits bezüglich des Mandats der Federal Reserve für angemessenes Wachstum und hohe Beschäftigung zu sorgen, förmlich auf.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0980 – 1.1010 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!