Als der Preis von Brent Kurs auf die 80 USD pro Fass nimmt, beginnen Marktbeobachter sich zu wundern, ob es irgendetwas gibt, dass den Anstieg der Ölpreise in diesem Frühjahr stoppen könnte. Damit sind wir Lichtjahre von der Lage im letzten Frühjahr und Sommer entfernt, als der Preis von Brent kaum über die 55 USD pro Fass Marke kam. Jetzt allerdings, redet die Bank of America sogar von einem möglichen Lauf Richtung 100 USD das Fass.
Es gibt drei Hauptfaktoren, die den Anstieg der Preise zur Zeit bestimmen:
- US-Präsident Donald Trumps Entscheidung die Sanktionen gegen den Iran wieder in Kraft zu setzen
- Der Kollaps der Ölindustrie in Venezuela und
- Die OPEC/Nicht-OPEC Vereinbarung zur Beschränkung der Ölförderung
1. Sanktionen gegen den Iran
Auch wenn nicht klar ist, ob die Länder und Unternehmen, die iranisches Öl kaufen, transportieren oder versichern alle die amerikanischen Sanktionen umsetzen werden, nehmen viele die Trump-Administration ernst und haben begonnen Anträge auf Ausnahmeregelungen zu stellen oder diskutieren alternative Herkunftsländer für ihr Öl.
Der CEO der italienischen Ölgesellschaft ENI (MI:ENI) hat seine Unmut mit Trumps Entscheidung, aus dem Iran-Deal auszusteigen, öffentlich gemacht. Er stellte allerdings klar, dass obwohl ENI Gespräche zur möglichen Erschließung von Öl- und Gasfeldern im Iran geführt hat, es derzeit kein Interesse daran hat und keine Investitionen im Iran plant. Bemerkenswerterweise sagte der CEO, dass ENI nicht an Investitionen in den iranischen Energiesektor interessiert sei, wegen der unvorteilhaften Konditionen, die der iranische Staat anbot, und nicht etwa wegen Trumps Entscheidung die Sanktionen wieder aufzulegen.
Die Unsicherheit über die Zukunft der iranischen Ölexporte drückt die Ölpreise weiter nach oben. Der größte Importeur von iranischem Öl ist China, das etwa 24% des gesamten Exports kauft.
Wir werden wahrscheinlich wie auch immer geartete Verhandlungen zwischen den USA und China sehen, um die Chinesen zu veranlassen, ihre Einfuhren iranischen Öls zu vermindern. Sollte die Trump-Administration Erfolg haben, China von einer Verminderung seiner Importe zu überzeugen, dann rechnen wir in der Folge mit einem weiteren Anstieg der Ölpreise. Sollte China weiterhin iranisches Öl in gleichem Umfang importieren—oder seine Importe gar erhöhen—dann könnte am Ölmarkt ein Abwärtstrend beginnen, da der Preisaufschlag durch die Ankündigung des Ausstiegs aus dem Nuklearabkommen schwinden würde.
2. Kollaps der Ölindustrie Venezuelas
Die Folgen des Zusammenbruchs der venezolanischen Ölindustrie können gar nicht überbewertet werden. In der vergangenen Woche war ConocoPhillips (NYSE:COP) erfolgreich in seinem Bemühen, Öl aus Venezuela in der Karibik über eine gerichtliche Anordnung zur Schuldenbegleichung beschlagnahmen zu lassen. PDVSA gab die Isla Raffinerie in Curacao auf und das Land kaufte am Markt Rohöl, um dieses dann gegen Güter aus Kuba zu tauschen. Dies alles sind Anzeichen auf den andauernden Kollaps von Venezuelas gesamter Ölindustrie. Die Krise wird sich höchstwahrscheinlich in weiteren Produktionsrückgängen in den kommenden Monaten niederschlagen.
3. OPEC/Nicht-OPEC Förderquoten
Die Vereinbarung zwischen der Opec und Ölexporteuren außerhalb des Kartells stützt weiterhin die Preise. Auch wenn Saudi-Arabien angedeutet hat, dass es beabsichtige, die Förderung zu erhöhen, um Unruhe am Markt zu vermeiden, die von den politischen Entwicklungen im Iran und Venezuela hervorgerufen werden könnte, hat das Königreich bisher keine praktischen Schritte dahingehend unternommen. Es scheint als müsse der Markt sich gedulden, bis es eine offizielle Verlautbarung aus der OPEC gibt, wenn das Kartell in wenig mehr als einem Monat zusammentrifft.
Mögliche Bremsen des Preisanstiegs
Es gibt ein paar Faktoren, die den Anstieg der Preise stoppen oder zumindest verlangsamen könnten. Einer dieser ist Mexikos jährlicher Ölabsicherungsprozess. Der Preispunkt dieser Absicherungsgeschäfte ist noch nicht bekannt, aber das Verfahren erhöht die Volatilität am Markt und hat in der Vergangenheit zu starken Preisrutschen geführt.
Die US-Schieferölförderung ist eine weitere Unbekannte. Die Förderung liegt über den Vorhersagen, aber die Kurse sind dennoch gestiegen.
Auf der anderen Seite könnten Infrastruktur- und Personalengpässe in den Schieferölgebieten einige Erzeuger zwingen, ihr Öl mit Rabatt zu verkaufen. Tatsächlich hat der WTI-Brent Spread am Dienstag 8 USD erreicht, seinem höchsten Wert in drei Jahren.
Auch wenn in Nordamerika neue Pipelines gebaut werden, bis durch diese tatsächlich Öl fließt, wird WTI weiter mit einem erheblichen Abschlag gehandelt werden und das dürfte den Preisanstieg für den amerikanischen Ölmarktbenchmark begrenzen.