Nachdem der Goldpreis ausgehend vom Jahreshoch am 4.Mai bei 2.067 US-Dollar fünf Monate lang um 12,4% bis auf 1.810 US-Dollar gefallen war, sorgte die überraschende Eskalation im Nahost-Konflikt für eine dramatische Trendwende am Goldmarkt. Innerhalb von nur zwei Wochen explodierte der Goldpreis um über 10% und erreichte mit 1.997 US-Dollar ein Drei-Monats-Hoch. In der heute zu Ende gehenden Handelswoche wurde diese fulminante Rally zwischen 1.953 und 1.992 US-Dollar recht erratisch konsolidiert. Trotzdem liebäugelt der Goldpreis weiterhin mit einem Ausbruch über die runde psychologische Marke von 2.000 US-Dollar. Bei einem erfolgreichen Anstieg darüber dürfte sofort das Allzeithoch bei 2.075 US-Dollar in den Fokus der Marktteilnehmer rücken. Insgesamt ist die Lage weiterhin explosiv.
Neben der stark gestiegenen geopolitischen Unsicherheit sorgen die implodierenden Anleihemärkte für zunehmenden Stress an den Finanzmärkten, so dass auch die Aktienmärkte (DAX -11,5% seit Ende Juli) mittlerweile deutlich stärker unter Druck gekommen sind. Gold agiert in dieser Phase als sicherer Hafen. Die stark überverkaufte Lage nach der monatelangen Korrektur legte Anfang Oktober zudem das Fundament für die beeindruckende Erholung. Natürlich handelt der Goldpreis derzeit mit einer erheblichen „Kriegsprämie“, gleichzeitig hat sich das technische Bild aber in Windeseile stark verbessert. Eine Verschärfung des Konflikts im Nahen Osten oder schwächer als erwartet ausfallende Wirtschaftsdaten könnten die Preise in den kommenden Wochen problemlos weiter in die Höhe treiben.
Goldpreis in US-Dollar – Das Allzeithoch im Visier
Gold in US-Dollar, Tageschart vom 27.Oktober 2023. ©Gold.de
Mit Kursen um 1.985 US-Dollar steht der Goldpreis kurz vor dem Wochenende unmittelbar vor dem Sprung über die Marke von 2.000 US-Dollar. Trotz der kurzfristig überkauften Lage wurde jeder Rücksetzer in den vergangenen Tagen sofort wieder gekauft. Zudem verlaufen die beiden Signallinien des Stochastik-Oszillators auf dem Tageschart mit einem Wert oberhalb von 80 bullisch eingebettet. Damit ist der Aufwärtstrend bis auf weiteres festgezurrt und eine Fortsetzung der Rally hat eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit. Trotzdem kann der Goldpreis angesichts der angespannten & instabilen Lage an den Finanzmärkten jederzeit auch schnell bis auf 1.955 oder sogar 1.925 US-Dollar intraday zurücksetzen, nur um dann wieder scharf nach oben zu schießen.
Einziges echtes Manko ist die offene Kurslücke bei 1.830 US-Dollar, welche durch den Kurssprung am Montag, den 9.Oktober, als Reaktion auf den Terrorangriff durch die Hamas entstanden war. Mit diesem „Gap“ steht der Goldpreis nicht gerade auf stabilen Füßen und wir gehen davon aus, dass diese Kurslücke früher oder später geschlossen werden wird.
Insgesamt hat sich die Charttechnik deutlich verbessert und der Anstieg über den psychologischen Widerstand bei 2.000 US-Dollar sowie ein neuerlicher Angriff auf das Allzeithoch bei 2.075 US-Dollar sollten eigentlich nur noch eine Frage der Zeit sein. Trotzdem darf man die Kriegsprämie und die offene Kurslücke nicht ignorieren.
Goldpreis in Euro – Bis zum Allzeithoch fehlen noch 25 Euro
Gold in Euro, Tageschart vom 27.Oktober 2023. ©Gold.de
Auf Euro-Basis begann die Korrektur am Goldmarkt bereits am 20.März bei 1.884 Euro. Mit dem Tiefpunkt bei 1.722 Euro am 6.Oktober endete der Abverkauf schließlich, so dass der Goldpreis innerhalb von sechseinhalb Monaten gerade einmal 8,61% verloren hatte. Die scharfe Erholung der letzten drei Wochen konnte diese Verluste nicht nur komplett aufholen, vielmehr stiegen die Goldnotierungen mit 1.889 Euro auf den höchsten Stand seit dem März 2022. Der übergeordnete Aufwärtstrend ist ungefährdet intakt. Und auch kurzfristig hat die bullisch eingebettete Stochastik den Aufwärtstrend festgezurrt. Gleichzeitig ist der Angriff auf die Widerstandszone zwischen 1.880 und 1.900 Euro bereits voll im Gange. Kaufkurse liegen angesichts der scharf gestiegenen Preise derzeit allerdings nicht mehr vor.
Zusammenfassung - Fulminate Rally hat zunächst Platz bis zum Allzeithoch
In der aktuellen makroökonomischen und geopolitischen Krise wird das Gold seinem Ruf als sicherer Hafen wieder einmal gerecht. Angetrieben von einem dramatischen Zinsanstieg sowie den eskalierenden Spannungen im Nahost-Konflikt legte der Preis für eine Feinunze in der Spitze um über 10% bzw. 197 US-Dollar zu. Das technische Bild hat sich damit deutlich verbessert und Gold dürfte sich nun auf dem Weg zum nächsten Angriff auf das Allzeithoch bei 2.075 US-Dollar befinden.