Seit dem Ausbruch über 2.530 US-Dollar Ende August kennt der Goldpreis nur noch den Weg nach oben. Nach einem stürmischen Anstieg wurde am gestrigen Mittwoch mit 2.790 US-Dollar ein neues Allzeithoch erreicht. Eine größere Konsolidierung oder gar eine echte Korrektur sind bislang Fehlanzeige. Im Zuge der erhöhten Volatilität kam es lediglich zu zwei scharfen, insgesamt aber sehr überschaubaren Rücksetzern. Stattdessen stürmen die Goldbullen von einem neuen Allzeithoch zum nächsten.
Übergeordnet läuft die Rally am Goldmarkt bereits seit dem Herbst 2022. Der dreifache Tiefpunkt bei 1.615 US-Dollar markierte damals die Trendwende. Deutlich an Dynamik gewonnen hat die Aufwärtsbewegung allerdings erst in den letzten zwölfeinhalb Monaten. Ausgehend von 1.810 US-Dollar schloss der Goldpreis seine Sommerkorrektur am 5.Oktober 2023 ab. Seitdem steht in der Spitze ein beeindruckender Anstieg von über +54% zu Buche.
Insbesondere die geopolitische Eskalation im Nahen Osten war seit der Hamas-Invasion einer der Haupttreiber. Natürlich spielten auch das andauernde Drama in der Ukraine sowie die starke physische Nachfrage aus Asien sowie die voranschreitende BRICS-Abkehr vom US-Dollar eine entscheidende Rolle. Dementsprechend kann man durchaus behaupten, dass der deutlich gestiegene Goldpreis ein gewisses „Kriegs-Premium“ beinhaltet.
Gold in US-Dollar in der US-Wahlnacht 2016, Wochenchart vom 31. Oktober 2024. ©Gold.de
Sollte Donald Trump die US-Präsidentschaftswahlen 2024 gewinnen, deutet vieles darauf hin, dass er eine Deeskalationsstrategie sowohl für den Ukraine-Konflikt als auch für die Spannungen im Nahen Osten verfolgen würde. In Bezug auf die Ukraine skizzieren Trumps Berater ein Modell eines "eingefrorenen Konflikts" mit autonomen Regionen und einer entmilitarisierten Zone, wobei die Ukraine außerhalb der NATO verbleiben würde. Trump selbst kritisiert die aktuelle Situation und betont, dass jeder Deal, selbst ein schlechter, besser wäre als der gegenwärtige Zustand. Für den Nahen Osten lässt sich eine ähnliche Herangehensweise vermuten, wobei Trump wahrscheinlich auf seine vermeintlichen Fähigkeiten als Deal-Maker setzen würde, um die Konflikte durch Verhandlungen und wirtschaftlichen Druck zu entschärfen, anstatt auf militärische Lösungen zu setzen.
Ob Donald Trump tatsächlich eine Deeskalation herbeiführen wird, steht in den Sternen. Uns interessiert aktuell vor allem, ob die Märkte möglicherweise dazu übergehen, eine Entschärfung in der Zukunft einzupreisen. Dies könnte tatsächlich zu Gewinnmitnahmen am überhitzten Goldmarkt führen. Das Problem der dramatischen US-Verschuldung wird auch Herr Trump nicht lösen können, aber einen mehrwöchigen Rücksetzer bei den Edelmetallpreisen könnte sein Wahlsieg ähnlich wie im Jahr 2016 durchaus auslösen. Damals sorgte sein überraschender Sieg noch in der Wahlnacht zunächst für einen scharfen Spike bis auf fast 1.340 US-Dollar. Doch schon am nächsten Morgen brach der Goldpreis ein und kollabierte in den folgenden sechs Wochen bis auf 1.122 US-Dollar (-16,6%).
Dementsprechend wären wir kurzfristig etwas vorsichtig. Laut einer Bloomberg-Umfrage empfehlen über zwei Drittel der befragten Experten Gold als Absicherung gegen die Unwägbarkeiten einer Trump-Präsidentschaft. Als überzeugte Antizykliker werden wir bei solchen Erwartungen hellhörig und vermuten eher das Gegenteil, denn das Überraschungspotenzial liegt demnach bei einem fallenden Goldpreis. Mittel- und längerfristig könnte Trumps angekündigte Wirtschaftspolitik, insbesondere in Bezug auf Zölle, Steuersenkungen und Handelskriege, jedoch den US-Dollar schwächen und die Inflation wieder anheizen. Das dürfte dann auch den Goldpreis noch attraktiver machen.
Gold in US-Dollar – Kursziel bei 2.800 US-Dollar fast erreicht
Gold in US-Dollar, Tageschart vom 31. Oktober 2024. ©Gold.de
Auf seinem Tageschart zeigt der Goldpreis seit Monaten einen nahezu geradlinigen Aufwärtstrend. Und auch in den wenigen mehrwöchigen Konsolidierungen hatten die Bären fast nichts zu lachen. Ein Bruch des etablierten Aufwärtstrends würde erst bei Goldkursen unterhalb von 2.560 US-Dollar zur Disposition stehen. Allerdings könnte im Zuge erhöhter Volatilität und möglichen Gewinnmitnahmen durchaus die eine oder andere Unterstützungszone in den kommenden Wochen getestet werden. Insbesondere um 2.600 US-Dollar wartet eine sehr starke Unterstützungszone.
Noch allerdings läuft die Tages-Stochastik im bullisch eingebetteten Zustand wie auf Schienen und zurrt das Aufwärtsmomentum vorerst fest. Hier benötigt es definitiv eine größere Klatsche der Bären, um diese extrem bullische Struktur aufzubrechen. Die technischen Wahrscheinlichkeiten sprechen also vorerst für eine Fortsetzung der Rally.
Allerdings sitzen eben auch viele gehebelte Spekulanten auf außerordentlich hohen Gewinnen, welche jederzeit am Papiergoldmarkt per Mausklick realisiert werden könnten. Unabhängig von den fundamentalen Gegebenheiten könnte so insbesondere aufgrund der stark überkauften Lage ein altbekannter wasserfallartiger Abverkauf ausgelöst werden. Mit etwas Geduld und einer soliden Liquiditätsposition könnte sich daher bis Mitte Dezember vielleicht doch nochmal eine gute Kaufgelegenheit am Geldmarkt ergeben, denn übergeordnet ist der Aufwärtstrend intakt und Gold hat noch nicht alle seine Kursziele abgearbeitet.
Gold – Trumps möglicher Wahlsieg: Gewinnmitnahmen am Goldmarkt?
Der Goldpreis befindet sich seit Monaten in einem beeindruckenden Aufwärtstrend, der durch geopolitische Spannungen, starke physische Nachfrage aus Asien und die zunehmende Abkehr der BRICS-Staaten vom US-Dollar angetrieben wird. Erst seit dem Frühjahr kommen auch die westlichen Investoren in den Edelmetall-Sektor zurück, wobei sowohl der Silberpreis als auch die Minenaktien immer noch erheblichen Nachholbedarf haben.
Die genannten Faktoren haben zu einem gewissen "Kriegs-Premium" im Goldpreis geführt und ihn auf neue Allzeithochs getrieben. Trotz der überkauften Marktlage und der Möglichkeit kurzfristiger Korrekturen, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen, bleibt der übergeordnete Aufwärtstrend intakt.
Ein möglicher Wahlsieg Donald Trumps könnte zunächst allerdings zu Gewinnmitnahmen und einer kurzfristigen Korrektur am Goldmarkt führen, ähnlich wie es 2016 der Fall war. Langfristig könnten Trumps wirtschaftspolitische Ansätze, wie Zölle und Steuersenkungen, den US-Dollar jedoch schwächen und die Inflation anheizen, was wiederum den Goldpreis stützen würde. Anleger sollten daher wachsam bleiben und mögliche Korrekturen als Kaufgelegenheiten in Betracht ziehen, da der Goldmarkt noch nicht alle seine Kursziele erreicht hat und die fundamentalen Treiber für einen höheren Goldpreis weiterhin bestehen.
Unser Kursziel bei „ca. 2.745 bis 2.800 US-Dollar“ wurde mit 2.790 US-Dollar mehr oder weniger abgearbeitet. Bis zum nächsten Frühjahr 2025 sehen wir den Goldpreis bis auf mindestens 3.080 bis 3.100 US-Dollar weiter ansteigen. Ein möglicher Rücksetzer bis in den Bereich von ca. 2.600 bis 2.625 US-Dollar könnte in den kommenden Wochen also nochmal einen lohnenden Einstieg bringen.