Der Wert von Gold ist in diesem Jahr um fast 20% gestiegen. Kann es um weitere 25% nach oben gehen, bevor das Jahr vorbei ist?
Das ist eine relevante Frage, da es soviel brauchen würde, um das Edelmetall auf einen neuen Rekordpreis zu treiben.
Mit nur noch vier Monaten bis zum Jahresende stehen die Chancen schlecht, dass der Goldpreis derart stark steigen wird. Und doch wetten die Bullen, dass dies ein phänomenales Jahr für die geschätzte Fluchtanlage werden sollte—was bedeutet, dass alles möglich ist.
Gold ETF-Bestände auf höchstem Stand seit 2013, Preis auf 6-Jahreshoch
Als Risikoanlagen unter die Räder kamen und die großen Zentralbanken eine Wende zu einer lockereren Geldpolitik bestätigten, stiegen die Mittelzuflüsse in Gold-ETFs im August um 101,9 Tonnen und erreichten den höchsten Stand seit Februar 2013.
Der Anstieg im dritten Monat in Folge erhöhte die Bilanzsumme am Freitag auf 2.453,4 Tonnen, berichtete Bloomberg am Montag, nachdem im Juni und Juli insgesamt 154,1 Tonnen hinzugekommen waren.
US-Gold-Futures erreichten am 26. August ein neues Sechsjahreshoch von 1.565 USD die Feinunze und kamen damit bis auf 350 USD an ein neues Allzeithoch heran, dass den alten Rekordpreis von 1.911,60 USD aus dem Jahr 2011 übertreffen würde.
Im europäischen Handel am Montag, als die US-Märkte wegen eines lokalen Feiertags geschlossen blieben, lag der Referenzpreis im elektronischen Handel auf 1.538,10 USD.
Technisch gesehen ein 'Starker Kauf'
Investing.coms technischer Tagesausblick hat eine “Stark Kaufen” Bewertung auf Gold-Futures und sieht die obere Widerstandsmarke bei 1.552,65 USD, was den Markt zurück zu einem neuerlichen Test des Niveaus von 1.565 USD katapultieren könnte.
Barren-Gold erreichte am 29. August mit 1.550,42 USD seinen höchsten Preis seit 2013. Das bringt es auf 370 USD an sein 2011er Hoch von 1.920.80 USD heran. Am Montag wurden Goldbarren zu 1.529,20 USD die Feinunze gehandelt.
Auch bei Goldbarren liegt eine “Stark Kaufen” Empfehlung vor, bei der die obere Widerstandsmarke bei 1.543,67 USD gesehen wird, was den Markt erneut das Niveau von 1.550 USD testen lassen könnte.
Goldman Sachs (NYSE:GS) meinte, dass die Preise wahrscheinlich weiter steigen werden, da die Zentralbanken ihre Käufe fortsetzen und die Nachfrage via ETFs zunimmt.
Handelskrieg, internationale Spannungen halten Rallye am Laufen
Es gibt zwar keine Gewissheit, dass Gold oder Goldbarren vor Jahresende Allzeithochs erreichen werden, aber der Handelskrieg und eine Vielzahl anderer Brennpunkte - vor allem der US-Iran-Konflikt - halten die Hoffnungen von Goldfans auf einen großen Zahltag im Jahr 2019 am Leben.
Gold ist in diesem Jahr im Wesentlichen durch schlechte Nachrichten gediehen. Und es gibt viel Raum für enttäuschende Neuigkeiten, angefangen vom andauernden Handelskrieg bis hin zu potenziell düsteren Produktions- oder Einzelhandelsdaten aus Europa.
Ein Beispiel dafür sind die am Sonntag in Kraft getretenen 15-prozentigen US-Zölle auf chinesische Waren, die 91,6% der Bekleidungsimporte, 68,4% der Heimtextilien und 52,5% der Schuhimporte treffen.
Hoffnungen auf Zinssenkungen heizen die Rallye weiter an
Die Märkte rechnen weiterhin mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte bei der nächsten geldpolitischen Entscheidung der Federal Reserve, die für den 17.-18. September angesetzt ist. Niedrigere Zinssätze sind tendenziell gut für den Goldpreis, indem sie die Rendite von Anleihen reduzieren, die um das Kapital von risikoscheuen Anlegern konkurrieren.
Reuters berichtete gestern, dass die Zentralbanken einer Gruppe von 37 Entwicklungsländern im vergangenen Monat netto 14 Mal die Leitzinsen gesenkt haben - die höchste Zahl seit den massiven geldpolitischen Konjunkturmaßnahmen, die auf die Finanzkrise 2008 folgten.
Der Präsident der Fed von Minneapolis Neel Kashkari, New York Fed-Präsident John Williams und Chicago Fed-Präsident Charles Evans werden alle am Mittwoch auf Veranstaltungen auftreten und in ihren Reden Aufschlüsse über die Zinsrichtung der Fed geben.
Chancen für Tief von 1.440 USD, als auch Hoch von über 1.625 USD
Allerdings teilen nicht alle den Optimismus über einen Fortgang der Goldrallye.
Mahmoud Alkudsi, ein Stratege für das Edelmetall, stellte fest, dass Gold in der letzten Woche zum ersten Mal in vier Wochen einen Verlust verbuchte.
Er sagt:
“Es ist erwähnenswert, dass es zu einem Top-Failure-Swing kam, nachdem der Relative-Stärke-Index (RSI) Mitte August einen Höchststand von über 70 erreicht hatte, dann aber am 25. August nicht über seinen bisherigen Höchststand steigen konnte. Wenige Tage später fiel der Oszillator unter den vorherigen Tiefpunkt, was einen Verlust an Schwung nach oben andeutet“.
Alkudsi fügte hinzu, dass Gold, sollte es den Handel unter 1.510 USD abschließen, in Barrengold Richtung 1.440 USD drücken könnte.
“Auf der anderen Seite, ein Scheitern den Handel unter dem unteren Ende der Zone zu beenden, könnte XAU/USD (Barrengold) zurück ans obere Ende der Zone schicken.
“Ein weiterer Schlusskurs über dem oberen Ende könnte die bullische Preisentwicklung in die Nähe von 1.625-27 USD wieder anlaufen lassen.”