Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0816 (05:44 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0770 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 153,22. In der Folge notiert EUR-JPY bei 165,76. EUR-CHF oszilliert bei 0,9382.
Märkte: Gold markiert neues historisches Hoch bei knapp 2.785 USD
Am Finanzmarkt sucht man weiter nach Orientierung vor den US-Wahlen. Mit Ausnahme der Tech-Aktienmärkte, die von positiven Unternehmensberichte profitierten, kam es überwiegend zu Verlusten an den restlichen Märkten. Am Rentenmarkt verhärtet sich das erhöhte Renditeniveau. Gold zeigt im Gegensatz zu den Aktienmärkten eine klare Tendenz. Heute konnte im frühen europäischen Geschäft die Marke bei 2.785 USD geknackt werden. Damit wurde ein neuer Rekordstand markiert.
Das Datenpotpourri lieferte divergente Signale (siehe unten). Deutschlands Konsumklima legt stärker als erwartet zu, verbleibt jedoch auf prekärem Niveau. Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart des Conference Board generierte positive "Kapriolen". Japans Verbrauchervertrauen sank dagegen. Der aktuelle und der revidierte Wert des Vormonats im US-JOLTS-Report (offene Stellen) lieferten ernüchternde Ergebnisse. Fissuren nehmen an US-Arbeitsmärkten zu.
Deutschland: Die Wirtschaftsverbände machen Druck, aktuell allen voran der DIHK. Mit der aktuellen Unternehmensumfrage (siehe unten) wurden ernüchternde Erkenntnisse geliefert. Die Politik ist geforderter denn je. Das Kanzlertreffen mit der Industrie, das gestern stattfand, hat erwartungsgemäß zunächst keine Ergebnisse gebracht. Es wird am 15. November fortgeführt.
Kommentar: Eine der Realität und dem Land verpflichtete Neuausrichtung ist überfällig.
Aktienmärkte: Late Dax -0,28%. EuroStoxx 50 -0,54%, S&P 500 +0,16%, Dow Jones -0,35%, US Tech 100 +0,98%. Aktienmärkte in Fernost Stand 06:10 Uhr: Nikkei (Japan) +1,00%, CSI 300 (China) -1,30%, Hangseng (Hongkong) -2,01%, Sensex (Indien) -0,32% und Kospi (Südkorea) -1,09%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,33% (Vortag 2,29%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,25% (Vortag 4,28%) abwirft.
Devisenmärkte: Der USD (EUR +0,0009) verlor geringfügig an Boden. Gold (+25,00 USD) und Silber (+0,20 USD) reüssierten als Währungen ohne Fehl und Tadel.
Deutschland: IFO-Barometer der Preiserwartungen legt zu
Laut dem IFO-Barometer der Preiserwartungen wollen mehr Unternehmen Preise anheben. Das Barometer für die Preiserwartungen stieg im Oktober auf 15,9 Punkte nach zuvor 14,1 Zählern. Vor allem Industriebetriebe, unternehmensnahe Dienstleister und der Handel planen Preiserhöhungen.
O-Ton IFO: "In den kommenden Monaten dürfte die Inflationsrate wieder etwas anziehen und die 2%-Marke der EZB erreichen."
Kommentar: Trotz des Anstiegs bleibt das Barometer im historischen Kontext auf niedrigem Niveau. Aktuell mäandert der Index für Deutschland auf den Niveaus von Anfang 2021.
Deutschland: DIHK erwartet 2025 kein Wirtschaftswachstum
Die Wirtschaft wird laut einer Umfrage des DIHK unter 25.000 Unternehmen (branchenübergreifend) im kommenden Jahr nicht wachsen. Die Prognose des DIHK liegt für das laufende Jahr bei -0,2% (BIP). Für das kommende Jahr wird eine Stagnation erwartet. Es wäre das dritte Jahr in Folge mit Stagnation oder einer schrumpfenden Wirtschaft.
Kommentar: Die Weltwirtschaft wird im identischen Zeitraum 2023 – 2025 laut WEO Oktober Prognose um 9,7% zugelegt haben. Der Wert für die Industrienationen liegt in diesem Zeitraum bei 5,3%, der Wert für die Eurozone bei 2,4%. Deutschland weist laut IWF in dieser Periode einenWert in Höhe von +0,5% aus (DIHK Prognosen implizieren -0,5%). Diese Daten belegen das strukturelle Dilemma und die Reformbedürftigkeit.
Thema Kapitalstock (Quelle aller Einkommen): Per 2024 geht der DIHK von einem Wert in Höhe von -3,2% bei den Bruttoanlageinvestitionen aus. Im kommenden Jahr soll der Wert bei -0,1% liegen. Insgesamt will ein Drittel der Unternehmen die Investitionen kürzen. In dem uns tragenden Industriesektor läge der Wert bei 40% (Geschäftsmodell)
Im Exportgeschäft wird für 2024 und 2025 eine Stagnation unterstellt (Januar bis August 2024 bisher inflationsbereinigt -0,9%)..
O-Ton DIHK: "Wir haben es nicht nur mit einer konjunkturellen, sondern einer hartnäckigen strukturellen Krise am Standort Deutschland zu tun. Für 2025 geben es unsere Zahlen nicht her, optimistisch zu werden. Im Gegenteil, an manchen Stellen lassen die Rückmeldungen der Unternehmen befürchten, dass es noch schlechter kommen könnte."
Kommentar: Unternehmen sind der Realität ausgesetzt. Für sie existieren keine Berliner oder Brüsseler Echokammern. Für Unternehmen zählt die Kraft des Faktischen. Narrative ohne Fundament haben dauerhaft keinen positiven Cash-Flow.
Diese Umfrage fällt ernüchternd bezüglich der Wirtschaftslage, der Investitionstätigkeit als auch der Exporterwartungen aus. Sie liefert große Ausrufungszeichen für Berlin. Es ist zu hoffen, dass die aktuellen Gespräche in Berlin zu massiven Umdenken pro markanter Verbesserung der Rahmendaten des Standorts führen. Ich wünsche es diesem Land!
Datenpotpourri der letzten 48 Handelsstunden
Eurozone: D: Konsumklima besser als erwartet, aber historisch weiter schwach
Deutschland: Der GfK-Konsumklimaindex stellte sich per Berichtsmonat November auf -18,3 Punkte (Prognose -20,5) nach zuvor -21,0 Zählern (revidiert von -21,2). Die zuletzt sinkende Inflation als auch die sinkenden Zinsen wirkten sich unterstützend aus Es ist der höchste Indexstand seit April 2022. Die Wirkung der aktuellen Schlagzeilen (VW (ETR:VOWG) etc.) sind jedoch nicht inkludiert (Erhebungszeitpunkt der Daten).
USA: JOLTS Report (offene Stellen) massiv schwächer als erwartet!
Laut JOLTS-Report lag die Zahl der offenen Stellen per Berichtsmonat September bei 7,442 Millionen. Es war der geringste Wert seit Januar 2021 (7,185 Millionen). Die Prognose lag bei 7,999 Millionen. Der unerwartete Anstieg des Vormonats auf 8,04 Millionen wurde durch die Revision auf 7,861 Millionen weitgehend neutralisiert. Als Fazit lässt sich ziehen, dass US- Arbeitsmarktdaten Fissuren aufweisen.
Der Case/Shiller Hauspreisindex wies im Monatsvergleich per Berichtsmonat August im 20 Städtevergleich einen Anstieg um 0,4% (Prognose 0,2%, Vormonat 0,3%) aus. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 5,2% (Prognose 5,1%) nach zuvor 5,9%. Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart des Conference Board, der notorisch volatil ist (anders als das Pendant der Universität Michigan), stellte sich per Berichtsmonat Oktober auf 108,7 Punkte. Die Prognose lag bei 99,5 Zählern (Vormonatswert 99,2, revidiert von 98,7). Damit wurde der Einbruch des Vormonats von 103,3 auf 99,2 Punkte mehr als egalisiert.
Japan: Verbrauchervertrauen schwächer
Der Index des Verbrauchervertrauens stellte sich per Berichtsmonat Oktober auf 36,2 nach zuvor 36,9 Punkte.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überschreiten der Widerstandszone bei 1.0990 – 1.1020 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe