In diesem Artikel wollen wir uns den Aktienmarkt und den Goldmarkt ansehen und einen Vergleich ziehen. Dabei wollen wir nicht vorschnell Partei ergreifen, sondern ganz nüchtern auf die Zahlen blicken und die Frage beantworten, ob Gold die bessere Investition gegenüber Aktien ist, und ob eine Vermögensabsicherung durch Gold sinnvoll ist.
Zunächst einmal müssen wir in die Vergangenheit gehen, um die heutige Situation zu verstehen. Eine wichtige Wegmarke war die Einführung des Bretton-Wood-Systems nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs.
Bretton-Wood-System
Das Bretton-Woods-System wurde 1944 eingeführt, um die wirtschaftliche Stabilität nach dem Zweiten Weltkrieg zu fördern und die internationalen Finanzbeziehungen neu zu ordnen. Kern des Systems war die Bindung der Währungen der teilnehmenden Länder an den Dollar. Der Dollar war fest gekoppelt an den Goldpreis, der auf 35 Dollar pro Feinunze festgelegt wurde.
Die Gründe für die Einführung lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Vermeidung wirtschaftlicher Instabilität:
Die Weltwirtschaft erlebte in den 1930er Jahren die Große Depression, die durch unkoordinierte Währungspolitiken und protektionistische Maßnahmen verschärft wurde. Um solche extremen wirtschaftlichen Schwankungen und Krisen in Zukunft zu vermeiden, wollte man ein stabiles und koordiniertes Währungssystem schaffen.
Förderung des Welthandels:
Ein zentrales Ziel des Bretton-Woods-Systems war es, den internationalen Handel zu erleichtern. Durch die Einführung fester Wechselkurse zwischen den wichtigsten Währungen sollte eine stabile Grundlage für den globalen Handel geschaffen werden, da Unternehmen und Länder sich nicht mehr über plötzliche Wechselkursschwankungen sorgen mussten.
Verhinderung von Währungsabwertungen:
In den 1930er Jahren führten viele Länder sogenannte "beggar-thy-neighbor"-Politiken ein, bei denen sie ihre Währungen abwerteten, um ihre Exporte wettbewerbsfähiger zu machen. Diese Abwertungswettläufe verschärften die globale Wirtschaftskrise. Das Bretton-Woods-System sollte durch feste Wechselkurse solche Abwertungswettbewerbe verhindern.
Schaffung von Institutionen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit:
Bretton Woods führte zur Gründung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank. Der IWF sollte die internationale Währungsstabilität überwachen und kurzfristige Finanzhilfen für Länder in Zahlungsschwierigkeiten bereitstellen, während die Weltbank den Wiederaufbau und die Entwicklung fördern sollte.
US-Dollar als Ankerwährung:
Das System etablierte den US-Dollar als zentrale Weltwährung, die an Gold gebunden war (35 US-Dollar pro Unze Gold). Andere Währungen waren an den Dollar gekoppelt. Dies ermöglichte den USA, eine führende Rolle im globalen Finanzsystem zu spielen, und schuf gleichzeitig ein stabiles Währungsumfeld.
Die Abschaffung des Bretton-Woods-Systems
Das Bretton-Woods-System wurde 1971 abgeschafft, weil es zunehmend unter Druck geriet und seine Funktionsweise nicht mehr den sich verändernden globalen wirtschaftlichen Realitäten entsprach. Die Hauptgründe für das Ende des Systems sind:
Wachsende wirtschaftliche Ungleichgewichte:
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten die USA ein enormes Wirtschaftswachstum, das jedoch in den 1960er Jahren ins Stocken geriet. Gleichzeitig wuchsen die Volkswirtschaften in Europa und Japan schnell. Diese Veränderungen führten zu Ungleichgewichten im internationalen Handel: Die USA hatten große Handelsdefizite, während Länder wie Deutschland und Japan Handelsüberschüsse erzielten. Diese Ungleichgewichte belasteten das System fester Wechselkurse zunehmend.
Dollar-Abhängigkeit und Vertrauensverlust:
Da der US-Dollar an Gold gebunden war und die anderen Währungen an den Dollar gekoppelt waren, war das System stark von der Stabilität des Dollars abhängig. In den 1960er Jahren begann sich jedoch das Vertrauen in den Dollar zu erodieren, weil die USA ihre Währungsreserven nicht mehr ausreichend durch Gold decken konnten. Durch die steigende Geldmenge und hohe Staatsausgaben, unter anderem für den Vietnamkrieg und soziale Programme, gerieten die USA in eine schwierige finanzielle Lage. Immer mehr Länder zweifelten daran, dass die USA in der Lage wären, den Dollar in Gold umzutauschen, was zu einer Flucht aus dem Dollar und zu einer Anhäufung von Goldforderungen führte.
Spekulation und Kapitalflüsse:
Mit zunehmendem Vertrauensverlust begannen Länder und Investoren, gegen den Dollar zu spekulieren, was das System der festen Wechselkurse weiter destabilisierte. Die Kapitalflüsse wurden unvorhersehbarer und erschwerten es den Ländern, ihre Währungen stabil zu halten.
Unflexibilität des Systems:
Das Bretton-Woods-System basierte auf festen Wechselkursen, die nur in Ausnahmefällen angepasst werden konnten. Dies erwies sich als zunehmend unpraktisch in einer Weltwirtschaft, die immer dynamischer und globalisierter wurde. Die festen Wechselkurse führten zu wirtschaftlichen Spannungen, da sie es den Ländern erschwerten, auf wirtschaftliche Veränderungen zu reagieren.
Entscheidung der USA, die Goldbindung aufzuheben:
Am 15. August 1971 kündigte Präsident Richard Nixon an, dass die USA die Konvertibilität des Dollars in Gold aussetzen würden. Dieser Schritt, bekannt als "Nixon-Schock", beendete de facto das Bretton-Woods-System. Ohne die Goldbindung konnten die Wechselkurse nicht länger stabil gehalten werden, und das System der festen Wechselkurse brach zusammen.
Übergang zu flexiblen Wechselkursen:
Nach dem Ende von Bretton Woods entwickelten sich die Währungen der Weltwirtschaft allmählich zu einem System flexibler Wechselkurse, in dem die Währungswerte durch Angebot und Nachfrage auf den Devisenmärkten bestimmt werden. Dies bot den Ländern mehr Flexibilität in der Geldpolitik und ermöglichte es ihnen, besser auf wirtschaftliche Schwankungen zu reagieren.
Die Auswirkungen auf den Aktienmarkt und den Goldpreis
Nach der Aufhebung des Systems sah sich der S&P 500 zunächst einem volatilen Umfeld gegenüber. Die 1970er Jahre waren durch schwaches Wirtschaftswachstum und hohe Inflation gekennzeichnet, was sich in einer seitwärts verlaufenden Entwicklung des Aktienmarkts widerspiegelte. Zwischen 1971 und 1981 erzielte der S&P 500 eine relativ bescheidene Rendite, da die Märkte mit den neuen wirtschaftlichen Unsicherheiten und den Auswirkungen der Ölkrisen von 1973 und 1979 zu kämpfen hatten.
Die Abschaffung des Bretton-Wood-Systems entkoppelte den Dollar vom festgesetzten Goldpreis und überlies auch den Goldpreis den freien Kräften des Marktes. Dies führte zunächst dazu, dass der Goldpreis bis in den Anfang der 1980er Jahre sprunghaft anstieg. In dieser Zeit war Gold die eindeutig bessere Investition gegenüber dem Aktienmarkt.
Auch in der Phase zwischen 2000 und 2009, welches als das Platzen der Dotcom-Blase und der Finanzkrise durch den Zusammenbruch der Lehman-Brothers Bank in den USA bekannt geworden ist, hat der Goldpreis den Aktienmarkt deutlich überflügelt. Von 2000 bis 2009 hat der Goldpreis um satte +651 % zugelegt, während der S&P 500 um über 57 % gefallen ist.
Von 2009 bis heute jedoch, ist der S&P 500 um starke 750 % angewachsen und Gold konnte in der gleichen Zeit nur magere 180 % auf die Waage bringen. Wenn wir uns die beiden Preiskurven von 1833 bis heute ansehen, müssen wir feststellen, dass der Aktienmarkt der klare Sieger ist. Der S&P 500 konnte seit 1833 bis heute um brutale 115.295 % zulegen, während es Gold „nur“ auf 12.116 % bringt. Der S&P 500 schlägt Gold im Langzeitvergleich also um über 100.000 %.
Wir können also nicht pauschal sagen, dass Gold eine gute Vermögensabsicherung ist, denn im Langzeitvergleich ist der Goldinvestor gegenüber dem Aktieninvestor der klare Verlierer. In Crashphasen des Aktienmarkts allerdings, kann Gold eine gute Alternative sein. Hierzu muss man aber genau wissen, wann man eine Umschichtung vornimmt.
Wir bevorzugen allerdings ein vollkommen anderes Vorgehen. In steigenden Aktienmärkten sehen wir nach wie vor die beste Chance, sich ein Vermögen aufzubauen. In fallenden Märkten nehmen wir Gewinne mit und sichern unsere Positionen durch Short-Positionen ab. Das ist das eindeutig leichtere und lukrativere Vorgehen.
Gold sehen wir nicht als Vermögensabsicherung, sondern im schlimmsten Fall als eine Lebensversicherung. Denn genau dann, wenn Gold der einzige Rettungsanker ist, um sich Lebensmittel und andere Güter des täglichen Bedarfs zu sichern, haben wir ganz bestimmt schwerwiegendere Probleme als eine Vermögensabsicherung. Und genau deshalb halten wir nur 5 % bis maximal 10 % des Gesamtvermögens in Form von physischem Gold für sinnvoll. Ausgenommen sind natürlich Kulturen, in denen Gold einen ganz anderen, vor allem auch einen traditionellen und ideellen, Stellenwert besitzt. Das können und dürfen wir nicht bewerten.
Aktuell erleben wir eine interessante Entwicklung: Beide Märkte steigen parallel. Das könnte ein Vorbote dafür sein, dass der Aktienmarkt auf ein sehr markantes Hoch zuläuft und dann in eine sehr starke Korrekturphase übergeht. Und was passiert, wenn der Aktienmarkt crasht und der Goldpreis ebenfalls fällt? Das kam in dieser Form zwar noch nicht vor, aber ausgeschlossen ist das nicht. Wer weiß, vielleicht ist dann der Ölmarkt der bessere sichere Hafen?
Stirbt der Aktienmarkt jetzt den Überhitzungstod, oder sehen die Crashpropheten wieder in die Röhre? Diese Frage ist gerade jetzt wichtig, denn wer zu früh seine guten Aktienpositionen aufgibt, könnte diese Entscheidung schon bald bereuen. Es geht beim Handel immer um das perfekte Timing.
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