Im März 1983 überraschte Präsident Ronald Reagan die Welt mit einem gewagten Vorschlag: ein weltraumbasiertes Raketenabwehrsystem, das Atomwaffen überflüssig machen sollte.
Unter dem Namen Strategische Verteidigungsinitiative (SDI) – von der Presse schnell als „Star Wars“ betitelt – sah Reagans Plan vor, die USA mithilfe von Lasern und Teilchenstrahlen aus dem All gegen Angriffe mit interkontinentalen ballistischen Raketen zu schützen. Eine visionäre Idee, die ihrer Zeit möglicherweise Jahrzehnte voraus war.
Auch wenn das Projekt nach dem Ende der Sowjetunion zurückgefahren und nicht weiter finanziert wurde – zwischen 1983 und 1989 flossen schätzungsweise 30 Mrd. USD in das Vorhaben –, bildete SDI die technologische Grundlage für viele spätere Entwicklungen im Bereich High-Tech-Verteidigung.
Heute, über 40 Jahre später, scheint diese Zukunft vielleicht näher zu sein, als man denkt.
Die jüngste Anordnung von Präsident Donald Trump knüpft in mancher Hinsicht an die Ziele von SDI an – allerdings in einer zeitgemäßen Form. Mit seiner Weisung vom 27. Januar rief er zunächst das Projekt „Iron Dome für Amerika“ ins Leben, das später in „Golden Dome“ umbenannt wurde.
Eine neue Ära der Raketenabwehr
Ich bin überzeugt, dass Trumps „Golden Dome“, sollte er tatsächlich umgesetzt werden, das sicherheitspolitische Gleichgewicht grundlegend verändern könnte.
Ähnlich wie Israels bekannter „Iron Dome“, der seit 2011 im Einsatz ist, sieht Trumps Konzept ein Netzwerk aus weltraumgestützten Abfangsystemen, Sensoren in großer Höhe und Satelliten zur Echtzeitverfolgung vor. Ziel ist es, Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und abzuwehren – noch bevor sie den amerikanischen Luftraum erreichen. Man kann sich das wie eine virtuelle Schutzkuppel vorstellen, die das Land gegen Raketenangriffe aus feindlichen Staaten oder von nichtstaatlichen Akteuren abschirmt.
Um diese Vision zu realisieren, hat Trump für das Haushaltsjahr 2026 einen Verteidigungsetat von 1 Bio. USD vorgeschlagen – ein beeindruckender Betrag, der einer Steigerung von fast 12 % gegenüber dem aktuellen Niveau entsprechen würde. Ein Teil dieser zusätzlichen Mittel soll laut Präsident durch Einsparungen kommen, die vom neu geschaffenen Department of Government Efficiency (DOGE) unter der Leitung von Elon Musk empfohlen wurden.
Wichtig ist dabei: Die USA geben schon heute weit über 1 Bio. USD für ihr Militär aus, denn der jährliche Verteidigungshaushalt wurde in den letzten vier Haushaltsjahren bis 2025 kontinuierlich erhöht.
Von "Star Wars“ zum Golden Dome
Die Parallelen zwischen Reagans SDI und Trumps Golden Dome liegen auf der Hand – aber es gibt auch wichtige Unterschiede. Einer der größten ist: In den 1980er Jahren war vieles, was für das „Star Wars“-Programm nötig gewesen wäre, noch reine Theorie. Heute sieht das ganz anders aus.
Man muss sich nur anschauen, was bereits Realität ist: SpaceX hat Hunderte Satelliten in niedrige Erdumlaufbahnen gebracht, und Entscheidungen auf dem Schlachtfeld werden zunehmend mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) getroffen. Gleichzeitig verändern Hyperschallraketen der nächsten Generation – die mit über fünffacher Schallgeschwindigkeit (Mach 5) unterwegs sind und sich kaum noch orten lassen – unser gesamtes Verständnis von Verteidigung und Reaktionsfähigkeit.
Auch der Privatsektor mischt inzwischen kräftig mit. Laut einem exklusiven Bericht von Reuters arbeiten SpaceX, Palantir (NASDAQ:PLTR) und Anduril gemeinsam an einer Satellitenkonstellation, die feindliche Raketen nicht nur verfolgen, sondern auch bekämpfen soll. Geplant ist ein Netzwerk von 400 bis 1.000 Satelliten in der Erdumlaufbahn – sie sollen das Rückgrat des sogenannten Schutzschilds „Golden Dome“ bilden und vor allem die Erfassungs- und Frühwarnfunktionen übernehmen.
Das klingt nicht mehr nach Science-Fiction – die Technologie ist heute vorhanden und ein Einsatz innerhalb der nächsten zehn Jahre gilt als realistisch.
Auch andere große Player bringen sich in Stellung: Boeing (NYSE:BA) wirbt beispielsweise mit seinem bereits existierenden Raumflugzeug X-37B. Gleichzeitig drängen neue Verteidigungsunternehmen wie Epirus, Ursa Major und Armada auf den Markt. Laut Reuters haben sich inzwischen über 180 Unternehmen beim Pentagon gemeldet, die Interesse an einer Beteiligung zeigen.
Große Visionen, große Risiken
Große Visionen bringen auch große Risiken mit sich. So spannend das alles klingt – ich bleibe vorerst skeptisch. Denn die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen.
Zunächst wären da die Kosten: Einige Schätzungen gehen davon aus, dass das Golden-Dome-Projekt mehrere Hundert Milliarden USD verschlingen könnte – vor allem dann, wenn sowohl boden- als auch weltraumgestützte Komponenten integriert werden. Allein die ersten technischen Entwicklungsschritte könnten laut SpaceX zwischen 6 und 10 Mrd. USD kosten.
Und dann ist da noch das Thema Zuverlässigkeit. Weltraumbasierte Abwehrsysteme müssen im Ernstfall sofort einsatzbereit sein – und das unter extremen Bedingungen, selbst noch Jahre nach ihrem Start. Das ist eine gewaltige Herausforderung, selbst für die fortschrittlichsten Unternehmen der Luft- und Raumfahrtbranche.
Handelsspannungen und Druck auf die Lieferkette
Gerade jetzt bewegen wir uns in einem zunehmend komplexen globalen Handelsumfeld. Anfang dieses Monats hat Präsident Trump die bisher größten Zollerhöhungen in der Geschichte der USA angekündigt – was den Index für handelspolitische Unsicherheit (TPU) von Bloomberg Economics auf ein neues Rekordhoch steigen ließ.
Auch wenn Unternehmen wie Lockheed Martin (NYSE:LMT) und Northrop Grumman (NYSE:NOC) bislang an ihren Prognosen für 2025 festhalten, sind auch sie nicht vor den Auswirkungen gestörter Lieferketten oder steigender Materialkosten gefeit.
Trotz all dieser Unsicherheiten bin ich überzeugt, dass der Luft- und Raumfahrt- sowie der Verteidigungssektor zu den robustesten Bereichen der US-Wirtschaft gehört – gestützt durch die wachsende Nachfrage nach hochentwickelten Waffensystemen im Zuge des Ukraine-Kriegs und der zunehmenden Spannungen im Nahen Osten.
Was bedeutet das für die Anleger?
Wie viele andere Bereiche der Wirtschaft steht auch die nationale Verteidigung an der Schwelle zu einer neuen Ära. Genauso wie das Interstate Highway System unter Präsident Eisenhower damals eine Generation wirtschaftlichen Wachstums ausgelöst hat, könnte der Aufbau eines modernen Raketenabwehrsystems künftig enorme öffentlich-private Partnerschaften anstoßen – und bahnbrechende Innovationen ermöglichen.
Zwar steckt die „Golden Dome“-Initiative noch in den Kinderschuhen, doch das Interesse ist bereits jetzt groß. Auch politisch geht es zügig voran: Im Februar brachten die Senatoren Kevin Cramer und Dan Sullivan das sogenannte IRON DOME-Gesetz ein. Es sieht für das Haushaltsjahr 2026 knapp 19,5 Mrd. USD für Raketenabwehrtechnologien vor – darunter rund 900 Mio. USD für weltraumgestützte Systeme. Und das dürfte erst der Anfang sein.
Ich bin überzeugt: Diese Entwicklung wird auch für Investoren zunehmend an Bedeutung gewinnen.
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