Der Goldpreis tauchte in den vergangenen Monaten deutlich ab. Grund zur Sorge besteht allerdings noch nicht, denn es handelt sich lediglich um eine Korrektur und noch nicht um eine langfristige Trendwende. Der Aufwärtstrend ist nach wie vor intakt. Derzeit bewegt sich der Goldpreis in einem Abwärtstrendkanal, dessen untere Begrenzungslinie bei etwa 1.433 Dollar und obere Begrenzungslinie bei gut 1.486 Dollar verläuft.
Auf der Grundlage einer relevanten horizontalen Unterstützung bei 1.440 Dollar konnte sich das gelbe Metall in den letzten Wochen stabilisieren. Das ist zunächst positiv zu interpretieren. Schließlich konnte damit ein Ausbruch aus der abwärtsgerichteten Flaggenformation vermieden werden.
In der letzten Woche testete der Goldpreis die obere Begrenzungslinie, scheiterte aber an einem Spurt über diese hochrelevante Widerstandsmarke und hinterließ im Chart einen 11 Dollar langen Docht, der moderaten Verkaufsdruck zeigt. Seit Montag bewegt sich das Edelmetall wieder leicht nach oben, aber ohne die Begrenzungen der vorangegangenen Wochenkerze zu verlassen. Zudem verweilt es innerhalb der langen roten Wochenkerze von Anfang November. Das negiert teilweise den positiven Bias.
Die technischen Indikatoren loten aktuell auf wöchentlicher Basis relevante Marken aus. Der RSI nimmt seinen kurzfristigen Abwärtstrend ins Visier, während der MACD oberhalb seiner Nulllinie etwas an Abwärtsdynamik verliert. Negativ zu interpretieren ist der PMO, der ein negatives Schnittmuster erzeugt hat. Die Indikatoren sind weiterhin neutral bis leicht negativ zu interpretieren.
Das Wochenbild gestaltet sich insgesamt neutral bis leicht negativ. Relevante Unterstützungen liegen bei 1.465, 1.450 Dollar, 1.445 Dollar, 1.440 Dollar und 1.433 Dollar. Letztere gilt als Übergangspunkt für einen Deep Dive. Aber bereits bei einem Unterschreiten von 1.450 Dollar ist Vorsicht geboten.
Im Tageschart hingegen gestaltet sich das Bild etwas anders. Die technischen Indikatoren arbeiten an einem bullischen Breakout nach oben. Zu erkennen ist das am MACD, der zuletzt ein positives Schnittmuster erzeugt hat. Gleiches gilt für den PMO. Der RSI hält sich indes relativ flach oberhalb seiner 50 Punkte-Marke. Die Slow Stochastik als Momentumindikator signalisiert zwar etwas an Dynamik, aber echter Schwung ist dahinter noch nicht.
In das folgende Chartbild hineinprojiziert ist die Zehnjahresrendite aus den USA. Wie Sie unschwer erkennen können, bewegt sich die Rendite invers zum Goldpreis. Steigt die Rendite, fällt das gelbe Metall und umgekehrt. Beide Werte befinden sich an Schlüsselhürden. Während die Zehnjahresrendite mit der Nackenlinie ihres Doppelbodens flirtet, spielt der Goldpreis mit dem Gedanken, die abwärtsgerichtete Flagge positiv aufzulösen.
In Anbetracht der Tatsache, dass sich die USA höhere Zinsen aufgrund der Staatsverschuldung nicht leisten können und auch weil die Federal Reserve (Fed) auf ihrer letzten Zinssitzung erklärte, dass die Zinsen auf mittel- bis lange Sicht niedrig bleiben werden, dürfte es die Zehnjahresrendite recht schwer haben, über den o.g. Widerstand hinauszusteigen.
Das Fenster, welches den Goldpreis ins Verhältnis zur Rendite setzt ($GOLD:$UST10Y), zeigt, dass die Zehnjahresrendite sich aktuell etwas stärker entwickelt als das Edelmetall.
Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor auf den Goldpreis ist der US-Dollar, der zuletzt deutlich nachgegeben hat. Der Greenback entwickelt sich in der Regel ebenfalls invers zu Gold (siehe Fenster CORR). Mit -0,65 ist das aktuell definitiv gegeben. Sollte der US-Dollar weiter fallen, besteht eine gute Chance darauf, dass das Edelmetall wieder den Weg gen Norden einschlägt. Auch auf Basis der relativen Stärke hat das Edelmetall aktuell die Schnauze vorn.
Fazit:
Ich persönlich rechne mit einem Scheitern der Zehnjahresrendite über die Nackenlinie, weiteren Kursabschlägen beim US-Dollar-Index, der letzte Woche unter die August/Oktober/Novembertiefs gefallen ist und somit mit einem Breakout des Goldpreises über 1.486 Dollar, solange sich dieser oberhalb von 1.433 Dollar halten kann. Ziele auf der Oberseite befänden sich dann bei 1.514 Dollar, gefolgt von 1.534 Dollar. Rutscht das Edelmetall unter 1.433 Dollar, könnte der Deep Dive den Goldpreis in der Spitze auf 1.375 Dollar befördern.
Kurz noch etwas zum Handelskrieg: gut, die USA und China haben eine Teileinigung erzielt. Unterzeichnet wurde aber noch nichts. Ob diese mittelfristig tatsächlich zu einer Aufhellung der Unternehmensinvestitionen führen kann, ist beim Betrachten der Graphik von Wells Fargo mehr als fraglich. Schließlich ist die von den USA angekündigte Zollrücknahme nur die Spitze des Eisbergs und hat eigentlich fast keine Auswirkungen auf die geschätzten jährlichen Kosten des Handelskriegs, aber immerhin nimmt die Treppe jetzt nicht mehr zu, sondern ab.
Feststeht, dass das Thema Handelskrieg uns sicherlich auch im nächsten Jahr begleiten und für kurzfristige Volatilität in allen Asset-Klassen sorgen wird.