Zölle zeigen Wirkung: Autos teurer, Bonds im Sinkflug, Gold im Aufwind

Veröffentlicht am 09.04.2025, 07:36

Autsch.

Die globalen Märkte rutschen kräftig ab – als direkte Reaktion auf die von Präsident Donald Trump eingeführten allgemeinen Zölle von 10 % auf sämtliche in die USA importierten Waren. Betroffen sind nicht weniger als 60 Länder, die sich nun auf „reziproke“ Gegenmaßnahmen einstellen.

Zählt man alle neuen Zölle aus dem Jahr 2025 zusammen – einschließlich der Gegenzölle, die erst am vergangenen Mittwoch angekündigt wurden – ergibt sich laut Yales Budget Lab ein durchschnittlicher effektiver Zollsatz von 22,5 %. Das ist der höchste Stand seit 1909 – also seit jenem Jahr, in dem Präsident Howard Taft dem Kongress erstmals die Einführung einer Einkommensteuer vorschlug.

Durchschnittlicher effektiver Zolltarif in den USA - höchster Stand seit 1909

Die Geschichte zeigt: Zölle sind ein politisches Instrument, das sich oft rächt

Wie ich Ihnen schon im vergangenen Monat erklärt habe, wirken Zölle im Kern wie eine Steuer – sie werden von inländischen Import- und Exportfirmen gezahlt, die die Mehrkosten in der Regel an die Verbraucher weitergeben. Das kann die Inflation im Inland deutlich anheizen.

Zölle bergen zudem das Risiko, in handfeste Handelskriege zu münden – das haben wir bereits in der Vergangenheit erlebt, wenn die US-Regierung versucht hat, über Importsteuern zusätzliche Einnahmen zu generieren.

Der Smoot-Hawley Tariff Act von 1930 gilt heute als eines der Gesetze, das die Große Depression noch verschärft hat – in der Folge brach der Welthandel um ganze 65 % ein. Schon Jahrzehnte zuvor hatte der damalige Abgeordnete William McKinley mit seinem Zollgesetz ähnliche Konsequenzen ausgelöst: Es kam zu Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder und zu spürbar höheren Preisen für amerikanische Verbraucher.

Und auch heute reagiert die Welt prompt: China hat bereits angekündigt, einen Zoll von 34 % auf alle aus den USA eingeführten Waren zu erheben.

Tesla könnte von seiner inländischen Lieferkette profitieren

Als wäre das alles nicht schon genug, wird auf Automobilimporte ein kräftiger Zoll von 25 % erhoben. Präsident Trump machte deutlich, dass es ihm „völlig egal“ sei, wenn ausländische Hersteller dadurch gezwungen sind, ihre Preise für US-Kunden zu erhöhen – und genau das scheint nun der Fall zu sein. In manchen Fällen sogar deutlich: Nach Schätzungen des Investmentmanagers CLSA wird etwa Mitsubishi (TYO:7211) die Preise seiner Fahrzeuge in den USA um über 20 % anheben müssen, um die zusätzlichen Kosten auszugleichen.

Zum Ausgleich eines 25-prozentigen US-Zolls auf Autos erforderliche Preiserhöhungen

In diesem Umfeld könnte Tesla Inc. (NASDAQ:TSLA) zu den großen Gewinnern zählen. Das Unternehmen verfügt über eine stark in den USA verankerte Lieferkette. Laut Bloomberg befinden sich mehr als 62 % der Produktionskapazitäten von Tesla im Inland, rund ein Viertel der Zulieferer stammt ebenfalls aus den USA. Zum Vergleich: Bei Ford (NYSE:F) liegt der Anteil der US-basierten Werke weltweit derzeit bei unter 50 %.

Diese Struktur könnte Tesla in der aktuellen Situation einen spürbaren Vorteil verschaffen – insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Aktie seit ihrem Höchststand Mitte Dezember mehr als die Hälfte an Wert verloren hat und damit bislang zu den schwächsten Performern des Jahres zählt.

Der Umsatz des Unternehmens ging im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um deutliche 13 % zurück – eine Entwicklung, die unter anderem auf zunehmende politische Kritik an CEO Elon Musk zurückgeführt wird.

Warum sinkende Renditen gut für Hauskäufer sein könnten

Wenn es um den Kauf eines Eigenheims geht, können schlechte Wirtschaftsnachrichten manchmal eine positive Wendung haben. Die Hypothekenzinsen orientieren sich meist an der Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe – und genau diese ist am Freitag, ausgelöst durch die Sorgen rund um den Handelskrieg, unter die Marke von 4 % gefallen.

Zur Erinnerung: Die Renditen sinken, wenn die Anleihekurse steigen.

Einbruch der 10-Jahres-Rendite aufgrund von Befürchtungen über einen Handelskrieg

Zwar bewegen sich die Immobilienpreise in den USA weiterhin nahe an ihren Rekordständen, doch für viele Hausbesitzer könnte sich daraus dennoch eine Chance ergeben – nämlich auf eine frühere Refinanzierung, als bislang erwartet.

Gold hat in der Vergangenheit immer dann geglänzt, wenn die Realrenditen negativ wurden

Sinkende Renditen wirken sich auch positiv auf den Goldpreis aus. Da Gold keine laufenden Erträge abwirft, gewinnt es in einem Umfeld fallender Renditen an Attraktivität – vor allem dann, wenn die Inflation wie derzeit historisch hoch ist. Die nominale Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe liegt aktuell bei 4,1 %. Zieht man jedoch die Inflationsrate vom Februar in Höhe von 2,8 % ab, ergibt sich eine reale Rendite von nur etwa 1,3 %.

Sollten die Renditen weiter zurückgehen oder die Inflation infolge der Zölle sprunghaft anziehen, könnten die Realrenditen sogar ins Negative rutschen – ein Szenario, das sich in der Vergangenheit regelmäßig als Kurstreiber für den Goldpreis erwiesen hat.

Aktuell wird das „gelbe Metall“ im Zuge des breiten Marktverkaufs mit nach unten gezogen. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass Anleger diese Rücksetzer zum Einstieg nutzen sollten. Gold hat gerade das beste Quartal seit 1986 hinter sich und das Märzquartal mit einem Preis von 3.123 USD pro Unze abgeschlossen – und es könnte durchaus noch weiter nach oben gehen.

Gold feiert sein bestes Quartal seit 1986

Insights von der Investment U Konferenz des Oxford Club

In Zeiten wie diesen ist eines besonders wichtig: Ruhe bewahren. Nicht in Panik verfallen.

Letzte Woche war ich auf der Investment U Konferenz des Oxford Club in Florida – nicht nur als Teilnehmer, sondern auch als Redner. Viele der Vortragenden dort teilten ihre Perspektiven und Ratschläge für all jene, die sich aktuell Sorgen machen – insbesondere für Anleger, die kurz vor dem Ruhestand stehen.

Dr. Nomi Prins, Gründerin von Prinsights Global, machte deutlich, dass jetzt nicht der Moment ist, sich übermäßig Gedanken um das eigene 401(k)-Depot (die private Altersvorsorge) zu machen. Es gibt keinen Grund, das Portfolio ständig zu überprüfen.

Ein Ratschlag blieb mir besonders im Kopf – er stammt von meinem Freund Alexander Green, dem Chef-Investmentstrategen des Oxford Club. Er erinnerte das Publikum daran, was die USA auszeichnet – und dass das auch heute noch gilt, trotz aller Turbulenzen an den Märkten.

„Wenn wir uns nicht von anderen westlichen Demokratien unterscheiden“, fragte Alex, „warum kommen dann so viele der transformativen Unternehmen – wie Apple (NASDAQ:AAPL), Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Facebook (NASDAQ:META), Amazon (NASDAQ:AMZN), Microsoft (NASDAQ:MSFT), Twitter, Netflix (NASDAQ:NFLX), Snapchat, Instagram, Tesla, Uber (NYSE:UBER), Crispr oder NVIDIA (NASDAQ:NVDA) – alle von hier?“

Auch Warren Buffett, der wohl bekannteste Optimist an der Wall Street, hat Anleger immer wieder ermutigt, nicht auf Schlagzeilen zu reagieren, sondern auf langfristige Entwicklungen zu achten.

In seinem Aktionärsbrief von 2017 schrieb er, dass „große Rückgänge“ für alle, die nicht übermäßig gehebelt sind, außergewöhnliche Chancen bieten können. Er zitierte darin auch Zeilen aus dem Gedicht If von Rudyard Kipling – Zeilen, die gerade jetzt besonders relevant erscheinen:

Wenn du deinen Kopf behalten kannst, wenn alle um dich herum ihren verlieren …
Wenn du warten kannst und vom Warten nicht ermüdest …
Wenn du denken kannst – und die Gedanken nicht zu deinem Ziel machst …
Wenn du dir selbst vertrauen kannst, wenn alle Menschen an dir zweifeln …

Dann gehört dir die Erde – und alles, was auf ihr ist.

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