Gold hat sich in den letzten Wochen kaum bewegt und bleibt nur knapp unter dem Allzeithoch von 2.685 US-Dollar, das es Ende September erreicht hatte. Nachdem der Goldpreis gegen Ende der letzten Woche stark zulegen konnte, ist der Aufwärtstrend zu Beginn dieser Woche ins Stocken geraten. Grund dafür könnte die Enttäuschung über Chinas Stimulusmaßnahmen sein, die am Wochenende verkündet wurden, jedoch kaum Details boten.
Der Goldpreis zeigte heute Morgen eine leichte Erholung, doch es bleibt fraglich, ob die Bullen genug Überzeugungskraft haben, um ihre Position zu halten. Neben der Unsicherheit über China gab es keine neuen Entwicklungen im Nahen Osten, die den Markt beeinflusst hätten. Gleichzeitig bleiben der US-Dollar und die Anleiherenditen stabil – Faktoren, die traditionell gegen einen steigenden Goldpreis sprechen.
Steht eine Korrektur bevor?
Es gibt derzeit einige technische Warnsignale. Der Goldpreis scheint überkauft, was darauf hindeutet, dass eine Korrektur möglich ist. Doch die entscheidende Frage lautet: Trauen sich die Bären, jetzt zuzuschlagen? Immerhin befinden wir uns in einem der stärksten Gold-Bullentrends der letzten Jahre, und die US-Präsidentschaftswahlen werfen bereits ihre Schatten voraus – ein klassischer Unsicherheitsfaktor, der Gold stützt.
Doch es gibt klare Hinweise, dass der Spielraum für eine Abwärtsbewegung vorhanden ist. Trotz der bullischen Stimmung könnte sich bald eine Chance für Gewinnmitnahmen eröffnen. Entscheidend wird sein, ob wir ein technisches Umkehrmuster sehen, das den aktuellen Trend beendet.
Drei Faktoren, die Gold ausbremsen könnten
Während die US-Wahlen für Unsicherheit sorgen und Gold langfristig unterstützen könnten, gibt es drei zentrale Faktoren, die den Preis derzeit belasten:
1. Keine Eskalation im Nahen Osten
Einer der Hauptgründe, warum Gold aktuell nicht weiter steigt, ist die Tatsache, dass es im Nahen Osten keine größeren Eskalationen gab. Gestern kamen Berichte auf, dass Israel keinen Angriff auf iranische Öl- und Nuklearanlagen plant. Die Folge: Rohölpreise fielen um 2-3 US-Dollar in wenigen Minuten, was auch den "Sicherer-Hafen"-Charakter von Gold weniger attraktiv machte.
2. Starke Anleiherenditen und US-Dollar
Ein weiterer Faktor, der Gold ausbremst, sind die stabilen Anleiherenditen und der starke US-Dollar. Die 10-jährige US-Staatsanleihe notiert weiterhin über der 4 %-Marke, und der Dollar bleibt in der Nähe eines 2,5-Monatshochs. Diese Entwicklungen werden von der Erwartung gestützt, dass die US-Notenbank (Fed) das Tempo künftiger Zinssenkungen drosseln könnte. Fed-Gouverneur Waller betonte kürzlich, dass die Fed vorsichtig vorgehen sollte, wenn es um größere Zinssenkungen geht.
Ohne größere Wirtschaftsdaten heute richten sich die Augen der Märkte auf Kommentare von FOMC-Mitglied Mary Daly. Ihre neutrale Haltung könnte ein Indikator für den Konsens innerhalb des Komitees sein, besonders nach den unerwartet starken Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten der letzten Woche. Diese Aussagen könnten auch kurzfristige Auswirkungen auf den Goldpreis haben.
3. Enttäuschung über Chinas Stimulus
Chinas Konjunkturmaßnahmen, die Ende September verkündet wurden, gaben den Rohstoffmärkten zunächst Aufwind. Doch nun mehren sich die Zweifel, ob diese Maßnahmen ausreichen, um das angestrebte Wirtschaftswachstum von 5 % zu erreichen. Am Wochenende wurden wesentliche Details, wie das Volumen und der Zeitpunkt der Maßnahmen, nicht genannt. Dies hat Unsicherheit darüber geschaffen, ob der Stimulus die erhoffte Wirkung zeigen wird. Diese Zweifel haben auch die chinesischen Aktienmärkte und China-abhängige Vermögenswerte wie Kupfer belastet.
Technische Analyse: Was die Charts sagen
Aus technischer Sicht bleibt die Prognose für Gold (XAU/USD) vorerst positiv, aber Vorsicht ist geboten. Die Preise bewegen sich auf stark überkauften Niveaus, was auf eine mögliche bevorstehende Korrektur hindeutet – besonders, wenn der US-Dollar weiter zulegt. Doch bevor man von einer Trendwende spricht, muss ein klarer technischer Umkehrpunkt bestätigt werden. Bislang wurden alle kleinen Rücksetzer schnell wieder aufgekauft.
Es gibt jedoch wichtige Unterstützungsniveaus, auf die Anleger achten sollten. Sollte der Goldpreis weiter nachgeben, wäre die Marke von 2.625 US-Dollar die erste relevante Unterstützung. Das Tief der letzten Woche lag knapp über 2.600 US-Dollar, was nun als kritische Schwelle gilt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die 2024er-Aufwärtstrendlinie bei etwa 2.550 US-Dollar, die ebenfalls als Unterstützung dienen könnte, falls der Markt weiter zurückfällt.
Fazit: Gold bleibt attraktiv, aber eine Korrektur wäre gesund
Die überkauften technischen Indikatoren deuten darauf hin, dass der Goldmarkt reif für eine Konsolidierung oder Korrektur ist. Historisch gesehen führt ein RSI-Wert über 70 oft zu einer Phase der Konsolidierung oder zu Verkaufsdruck, um diese überhitzten Bedingungen abzukühlen.
Der wöchentliche RSI liegt aktuell bei 75, und der monatliche hat sogar 80 überschritten – Werte, die zuletzt während der Pandemie 2020 erreicht wurden.
Für langfristige Investoren bleibt das Ziel von 3.000 US-Dollar jedoch in Sicht. Kurzfristig könnte eine Korrektur jedoch die schwächeren Hände aus dem Markt drängen und den Weg für die nächste Aufwärtsbewegung frei machen. Wer bereits in Gold investiert ist, sollte überlegen, bei Anzeichen von Schwäche Gewinne mitzunehmen. Gleichzeitig könnte ein Rücksetzer eine gute Gelegenheit sein, um langfristig wieder in den Markt einzusteigen.