Die US-Zinspause schaffte es nicht. Und auch nicht die sichere Wahrscheinlichkeit des Brexit 2.0. Und jetzt wurde auch das Interimsabkommen zwischen den US und China - die große Wette der Goldbären in diesem Jahr - ins Abseits gedrängt, als das Edelmetall auf immer neue Höhen steigt.
Etwas ist anders beim Gold und niemand kann erklären was.
Für einen Markt, der vor nur zwei Monaten nach dem Ausscheiden aus seiner Komfortzone bei 1.500 USD zum Scheitern verurteilt aussah, schien Gold in der vergangenen Woche grundsolide aufgestellt zu sein.
Goldpreis überstand drei widrige Ereignisse
Und es war keine gewöhnliche Woche, denn das gelbe Metall überlebte fast unbeschadet drei bärische Ereignisse aufeinander.
Die erste war die Entscheidung der Federal Reserve vom 11. Dezember, dass es in 2019 nach den drei aufeinanderfolgenden Zinssenkungen zwischen Juli und Oktober um jeweils 0,75% keine weitere Lockerung der Geldpolitik mehr geben wird. Gold profitiert immer von Zinssenkungen, insbesondere wenn deren Höhe so stark sind, dass eine massive Verschiebung von Kapital aus dem Dollar zu Gold erfolgt.
Als Nächstes kam Boris Johnsons Erdrutschsieg bei den Wahlen am 13. Dezember, ein Sieg, der Großbritanniens Weg zum endgültigen Austritt aus der Europäischen Union ebnet. Gold war eine Absicherung gegen den Brexit, als das Königreich in den letzten drei Jahren erfolglos versuchte, der EU den Rücken zu kehren.
Das letzte Ereignis kam am 15. Dezember, als US-Präsident Donald Trump auf neue Zölle gegen China verzichtete, die zusätzliche Abgaben in Höhe von 15% auf 160 Milliarden US-Dollar an Importen aus China eingeführt hätten. Mehr als die Faktoren Fed und Brexit war der Handelskrieg zwischen den USA und China der Hauptgrund für die gute Entwicklung von Gold in diesem Jahr, da das gelbe Metall neben dem Dollar die beliebteste Absicherung gegen einen Showdown zwischen den beiden Weltmächten war.
Goldpreise steigen nach besonders aufreibender Woche
Drei wichtige bärische Ereignisse und doch ist der Goldpreis in dieser Woche gestiegen.
Die US-Gold-Futures beendeten den Handel am letzten Montag wie auch die erste Handelswoche am 9. November knapp unter 1.465 USD die Feinunze.
Am frühen Dienstagnachmittag in Singapur lag der Preis auf 1.481,85 USD.
Ein Wochengewinn von 16 USD oder 1% mag zu anderen Zeiten für Goldbullen kaum der Rede wert sein. Aber wie bereits erwähnt, war dies eine außerordentlich aufreibende Woche für Gold und die Tatsache, dass es nicht abgestürzt ist, macht das gelbe Metall zu einem absoluten Gewinner.
All dies wirft die Frage auf: Wird Gold das Jahr mit einem letzten Hurra abschließen?
Vor drei Monaten sagten einige der optimistischeren Analysten, wie auch ich, einen Goldpreis von 1.600 USD für dieses Jahr voraus.
1.500 US-Dollar könnten noch vor 2020 getestet werden
Während die meisten von uns das obere Ende unserer Prognosen aufgegeben haben, bleiben wir etwas optimistisch, dass eine Rückkehr - oder zumindest ein Test - auf das Niveau von 1.500 US-Dollar in den letzten zwei Wochen vor 2020 nicht völlig ausgeschlossen werden kann. Wie Baseballlegende Yogi Berra sagte: "Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist."
Golds unglaublicher Lauf in 2019 ist sicherlich noch nicht vorbei, aber wir müssen sehen, ob es die Kraft und Ausdauer hat, um bis auf 1.500 US-Dollar zu steigen.
Selbst ohne eine Rückkehr auf das Niveau von 1.500 USD, schickt sich Kassa-Gold an, 2019 mit einem Gewinn von 15% zu beenden, während bei den Goldfutures ein Jahresgewinn von 13% zu Buche steht. Der unabhängige Goldhändler und Analyst James Hyerczyk sagte am Dienstag in einem Beitrag, dass Goldfutures den Widerstand von 1497,70 USD überwinden müssten, um den 1.500-Dollar-Test zu bestehen.
"Das seitwärts-steigende rechteckige Chartmuster trägt dazu bei, eine leichte Aufwärtsneigung zu erzeugen “, schrieb Hyerczyk. "Die Serie von höheren Gipfeln und höheren Tälern hat ebenfalls einen positiven Einfluss auf den Goldpreis."
"Der Markt scheint darauf zu warten, dass ein großer Käufer einen Ausbruch nach oben startet", fügte er hinzu.
TD Securities, eines der Investment-Häuser, das im Spätsommer-Frühherbst ein Ziel von 1.600 USD für Gold gesetzt hatte, sagte, ein Grund für das Comeback des Marktes sei die Vorstellung, dass die Fed die Zinsen wieder senken könnte, sollten die Wachstumsängste in 2020 zurückkehren. Daher könnte es für Investoren von entscheidender Bedeutung sein, eine, wenn auch vielleicht bescheidene, Position in Gold zu halten, so der kanadische Broker.
Alle Faktoren, von der Fed über den Brexit zum Handelskrieg, sind weiter da, um Gold zu stützen
In einer am Montag herausgegebenen Anmerkung zu Gold erklärt TD Securities weiter:
"Gold hat seinen Glanz beibehalten, weil die Reaktionsfunktion der Fed weiterhin asymmetrisch ist, was heißt, dass sie entweder die Zinsen weiter senken werden, wenn das Wachstum nachlässt, oder den Kurs beibehalten werden, wenn sich das Wachstum erholt, und damit letztendlich die Realzinsen in beiden Fällen weiter unter Druck setzen."
"Dies stärkt die Ansicht, dass Gold ins Jahr 2020 weiter steigen wird."
Abgesehen von der Fed bleiben sowohl der Brexit als auch der Streit zwischen den USA und China wichtige Fragezeichen für das Jahr 2020, da niemand genau weiß, wie Großbritannien ohne die EU auskommen wird und ob Washington und Peking nicht zu einem erneuten Showdown zurückkehren werden.
Wie dem auch sei, TD Securities sagt den Anlegern: "Erwarten Sie nicht, dass zum Jahresende viel CTA-Geld in den Edelmetallkomplex fließen wird", da die Commodity Trading Advisors (Hedgefonds im Wesentlichen) zu dieser Jahreszeit oft launisch sind und kaum Risiken eingehen oder große Deals wagen.