Seit dem Mehrjahreshoch Anfang September befindet sich der Goldpreis im Korrekturmodus, der sich als Reaktion auf die vorangegangenen kräftigen Preissteigerungen anschloss. Daraus ergibt sich nun ein abwärts gerichteter Trendkanal in Flaggenform, der uns in den nächsten Tagen/Wochen begleiten könnte.
Das Wochentief wurde in der letzten Woche bei 1.459,15 Dollar ausgebildet, an dem der Goldpreis ein Hammer-Umkehrmuster ausgeprägt hat. Das ist zunächst positiv zu interpretieren. Allerdings fehlt noch ein Sprung über die Oberkante der o.g. Trendkanals bei 1.520 Dollar und dem Hoch vom 24. September bei 1.535 Dollar. Gelänge dem gelben Metall der Befreiungsschlag, wäre die Atempause der letzten 5 Wochen als trendbestätigende Flagge zu interpretieren. Das würde perspektivisch sogar einen Sprint auf 1.614 und 1.654 Dollar ermöglichen.
Zur Vorsicht mahnen allerdings die technischen Indikatoren auf wöchentlicher Basis. Aufgrund der jüngsten Preiskapriolen haben sowohl der MACD als auch die Stochastik ein Ausstiegssignal erzeugt. Kurzfristige Erholung sind zwar möglich, da die Indikatoren auf Tagesbasis noch Spielraum bieten. Aber auf Wochenbasis haben sie bereits Warnsignale ausgesandt.
Das letzte Mal, als sich ein negatives Schnittmuster beim MACD ergab, sank der Goldpreis um weitere 58 Dollar. Ausgehend vom aktuellen Preis würde das ein Kursziel von 1.444,19 Dollar implizieren. So sollten Gold-Anleger auf kurz- bis mittlere Sicht ein Abgleiten des Goldpreises unter das Wochentief bei 1.459 Dollar nicht ausschließen. Die nächste auf einer horizontalen Haltemarke basierende Chartunterstützung läge dann bei 1.437 Dollar. Weitere wichtige Unterstützungsmarken liegen zwischen 1.392 und 1.377 Dollar, die aus mehreren Fibonacci-Retracements sowie aus den seit 2015 etablierten Aufwärtstrend bestehen.
Spätestens hier gilt es über einen prozyklischen Einstieg mit dem übergeordneten Trend nachzudenken. Den Stopp-Loss würde ich bei 1.357 Dollar platzieren.
Über einen früheren Einstieg wäre nachzudenken, wenn z.B. der CBOE Gold ETF Volatility Index aus seinem Dreieck nach oben ausbricht.
Insgesamt sollten Anleger trotz der jüngsten Erholung und des konstruktiven Chartbilds bei Gold weiterhin auf der Hut sein. Denn gerade die Spekulanten sind stark engagiert. Wenn diese sich zu großen Verkäufen entschließen - z.B. weil ein Plastik-Deal zwischen den USA und China zustande kommt oder eine Lösung im Brexit-Streit gefunden wird - dann dürften deutlichere Preisabschläge möglich sein.
Das Chartbild tatsächlich eintrüben würde sich dagegen erst bei der Aktivierung des o.g. Stopp-Losses bei 1.357 Dollar. Ein Test der 200-Wochen-Linie bei akt. 1.279 Dollar wäre wohl die Konsequenz. Im Extremfall könnte Gold die Jahrestiefs 2018 und 2017 bei 1.190 bis 1.150 Dollar testen.
Oder kommt am Ende dann doch alles anders, als man denkt und der Catch-Up Move zwischen Staatsverschuldung und Goldpreis hat gerade erst begonnen?