Die US-Nachfrage nach Graphit steigt in den kommenden Jahren um 600 %. Mit dem Inflation Reduction Act sollen heimische Projekte unterstützt, mit Einfuhrzöllen chinesische Importe verteuert werden. Ein Preisaufschlag für nordamerikanisches Graphit scheint Akzeptanz zu finden.
Die Nachfrage nach Graphit in den USA wird bis 2034 Laut Fastmarkets Chefanalystin Amy Bennett um mehr als 600 % auf 700.000 t steigen. Bennett sieht noch eine weitere Umwälzung auf dem Markt: Da die USA versuchten, ihre Abhängigkeit von China als Lieferant zu verringern, werde es einen Preisaufschlag auf US Graphit geben.
Die Kombination aus sehr hohem Wachstum sowie Zöllen und dem Inflation Reduction Act werde "zwangsläufig" einen solchen Preisaufschlag mit sich bringen.
Aufschlag für amerikanisches Graphit findet Akzeptanz
Die Bereitschaft der Abnehmer für einen solchen Aufschlag scheint vorhanden zu sein. Bereits im Mai hatte Terence Cryan von Westwater Resources (einem US-amerikanischen Naturgraphitproduzenten) diese Bereitschaft seitens der eigenen Kunden vermeldet.
Das Unternehmen hatte einen Abnahmevertrag mit dem südkoreanischen EV-Hersteller SK On über die Belieferung dessen US-amerikanischer Werke mit beschichtetem, sphärischem gereinigtem Graphit abgeschlossen. Dieser Abnahmevertrag habe "bewiesen", dass Batteriehersteller und OEMs bereit seien, einen Aufpreis für IRA-konformes inländisches Material zu zahlen.
Graphit wird unter anderem in Lithium-Ionen-Batterien verwendet. Aber auch Bremsbeläge, Schmiermittel, Metallpulver, feuerfeste Anwendungen und die Stahlherstellung benötigen den Rohstoff.
Überraschend ist die Entwicklung nicht. Benchmark Mineral Intelligence zufolge ist der weltweite Graphitverbrauch durch den Batteriesektor seit 2019 und 200 % angestiegen. Dieser Trend existiert auch in den USA: Die Zahl der Produktionsstätten für Lithium-Ionen-Batterien im Land stieg von dreien im Jahr 2019 auf zehn im Jahr 2023. Weitere 28 Anlagen befanden sich in der Entwicklung.
US-Graphitproduktion: Erste Projekte in der Entwicklung
Im vergangenen Jahr gab es laut US Geological Survey keine inländische Graphitproduktion. Der geologische Dienst weist auch keine größeren Mineralreserven aus. "Die heimischen Graphitvorkommen sind relativ gering", heißt es dazu.
Dennoch gibt es einige Projekte nennenswerter Größe. Fünf Unternehmen untersuchten oder entwickelten Graphit-Bergbauprojekte in den Vereinigten Staaten – zwei in Alabama, eines in Alaska, eines in Montana und eines in New York.
Bei dem Projekt in Alaska handelte sich um Graphit Creek im Besitz des Unternehmens Graphit One. Graphit Creek liegt auf der Seward-Halbinsel im Westen Alaskas, etwa 60 Kilometer nördlich von Nome und ist dem Betreiber zufolge mit 10,95 Millionen Tonnen gemessener und angezeigter Ressourcen mit einem Gehalt von 7,8 % Amerikas hochwertigste Lagerstätte an großflockigem Graphit.
Insgesamt könnten bei Graphite Creek 44 Millionen Tonnen Graphitmineralisierung mit 7 % Graphit (Cg) abgebaut werden. Bei einer Minenlebensdauer von 40 Jahren könnten so 60.000 Tonnen Graphitkonzentrat mit 95 % Cg pro Jahr produziert werden. Im Juli 2023 erhielt Graphit One eine Förderung in Höhe von 37,5 Millionen USD durch durch Mittel im Rahmen des Inflation Reduction Acts.
Die größten Graphitprojekt liegen außerhalb der USA
Insgesamt gesehen aber liegt das Potenzial für eine deutliche Produktionssteigerung vor allem außerhalb der USA. Lac Gueret in Kanada (betrieben durch Mason Resources im Stadium einer PEA) etwa enthält 11,3 mt Graphit. Das Siviour Projekt in Australien (Renascor Resources (ASX:RNU)) wird auf 5.2 mt enthaltenes Graphit geschätzt, La Loutre in Kanada (Lomiko Metals, PFS) auf 2,9 mt. Die beiden größten Graphitprojekte weltweit sind Balama/Nicanca Holl von Triton Metals in Mosambik und Sarytogan von Sarytogan Graphite in Kasachstan.
Der größte Graphitproduzent war im vergangenen Jahr China. Die Volksrepublik produzierte laut USGS im 1.23 Mio. Tonnen. Weit dahinter lagen Madagaskar mit 100.000 Tonnen, Mosambik mit 96.000 Tonnen und Brasilien mit 73.000 Tonnen.
China gilt jedoch als riskanter Partner, der seine erdrückende Macht auf den Rohstoffmärkten zur Durchsetzung geopolitischer Interessen nutzen könnte. Im Oktober 2023 hatte die Volksrepublik Exportbeschränkungen unter anderem für Graphit angekündigt, die am 1. Dezember 2023 in Kraft traten.
Keine Preiskonkurrenz zu China
Preislich wird Graphit aus den USA (oder eng verbundenen Ländern mit Freihandels- oder Rohstoffabkommen) absehbar nicht mit den chinesischen Erzeugnissen mithalten können.
"Wir sind nicht in dieses Geschäft eingestiegen, um mit den Chinesen preislich zu konkurrieren", stellte Cryan klar. "Wir sind in dieses Geschäft eingestiegen, um eine heimische Industrie für ein kritisches Material aufzubauen, bei dem das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage stärker ausgeprägt ist als bei allen anderen kritischen Materialien."
Westwater hatte die Einführung eines 25-prozentigen Zolls auf Importe von natürlichem Graphit aus China ab 2026 ausdrücklich gelobt. "Diese Zölle sind genau das, was die neue und äußerst wichtige US-amerikanische Naturgraphitindustrie brauchte, um mit dem heute in China herrschenden Monopol zu konkurrieren", hieß es in einer Stellungnahme im Mai.